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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Tür zum hinteren Garten
offen, der rote Sonnenschirm warf seinen Schatten auf das kleine Stück Terrasse
mit den zwei Kunststoffliegen, eine davon war besetzt.
    Chao lag auf dem Rücken, Sonnenbrille auf den Augen, Beine
übereinandergeschlagen, die Zehen gen Himmel. Eines seiner Bücher ruhte
aufgeschlagen mit dem Rücken nach oben auf seiner Brust, die sich gleichmäßig
hob und senkte. Die Arme hingen schlapp herunter, sie konnte seinen Atem hören.
Sie wollte ihn mit einem besonders zärtlichen Kuss wecken, doch dann entschied
sie sich, zuerst eine Dusche zu nehmen. Es hätte so ein schöner Abend werden
können, wenn die Sache mit Torsten nicht wäre.
    Nach dem Duschen machte sie in der Küche Zitronenmilch für zwei.
    »Sina?«, rief Chao.
    Sie füllte die Milch in Gläser und trug sie auf die Terrasse. Chao streckte
seine Arme nach ihr aus und zog sie an ihrem linken Oberschenkel zu sich.
    »Vorsicht, ich verschütte ja alles.«
    Sie küsste ihn auf den Mund. Als er sie losließ, drückte sie ihm ein
Glas Milchshake in die Hand.
    »Wie war dein Dienst?«
    »Anstrengend«, sagte sie, setzte sich im Bademantel auf die zweite
Liege und nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. »Und was hast du gemacht?«
    »Gelesen und die Küche geputzt«, antwortete Chao, während er sich
mit der Zunge den weißen Zitronenschaum von der Oberlippe leckte.
    Sina hatte das Gefühl, dass er ausgeglichener war, seitdem er sich als
potenzieller Vater fühlte. Im Gegensatz zu ihr, die augenblicklich weniger gut
aufs Kinderkriegen zu sprechen war.
    Sie legte sich neben ihn auf die Liege und stellte ihr Glas auf den Betonplatten
ab. Dann nahm sie seinen Arm, legte ihn auf ihren Bauch und spielte mit seinen
Fingern.
    »Ich muss etwas mit dir besprechen«, sagte sie und wusste nicht, wie
sie anfangen sollte.
    »Wegen uns?«
    »Nein, wegen Torsten. Hast du es gewusst?«
    »Vielleicht sagst du mir, worum es geht«, antwortete Chao gut
gelaunt.
    »Torsten wird Vater.«
    »Wie bitte?«
    Sina erzählte ihm alles.
    »Ich konnte es auch nicht glauben, als er mir am Samstag davon
erzählt hat. Und ich wollte uns den Sonntagsausflug ins Rosarium nicht
verderben, deshalb habe ich gestern Abend nicht mehr mit dir darüber
gesprochen«, sagte sie als Entschuldigung am Schluss der Geschichte.
    Chao starrte sie immer noch an mit seinen dunkelbraunen Mandelaugen,
schien aber nicht vorzuhaben, irgendeinen Kommentar abzugeben.
    Eine Weile schwiegen sie.
    »Hat er sich schon Gedanken darüber gemacht, wie alles werden
soll?«, fand Chao dann zur Sprache zurück.
    »Natürlich nicht!«, antwortete Sina fast aufgebracht. Beinahe hätte
sie gesagt: »Wer soll das alles bezahlen?« Aber sie fürchtete, Chao damit zu
verletzen, der in seiner Arbeitslosigkeit auch keine finanzielle Hilfe war.
Alles blieb an ihr hängen …
    »Bekommen wir beide jetzt kein Kind mehr?«, fragte Chao, als hätte
er ihre Gedanken erraten, und in seiner Stimme schwang unüberhörbar
Enttäuschung mit.
    »Warum?«
    Sie tat so, als wüsste sie nicht, was er meinte. Doch nüchtern
gesehen: zwei Säuglinge, um die sie sich vielleicht am Ende würde kümmern
müssen, und ihr Job? Sie fühlte sich restlos
überfordert.
    ***
    Ernst-August Klawitter saß am Schreibtisch in seinem Büro
im Parterre des Hauses, in dem die Kanzlei seit Anbeginn ihren Sitz hatte.
    Es war nach neunzehn Uhr, und vor ihm summte der  PC , doch seine Gedanken waren nicht bei der
Klageschrift in der Verleumdungsangelegenheit des Geschäftsführers vom hiesigen
Fußballclub gegen seinen Präsidenten. Er befand sich in einem zerstreuten
Zustand, in dem Momentaufnahmen seiner in Auflösung begriffenen Ehe wie ein
Kurzfilm seine Konzentration durchzuckten und ihn immer wieder zwangen, die
Arbeit zu unterbrechen.
    Seit der Aussprache im großen Salon, die damit geendet hatte, dass
er einfach wortlos aufgestanden war, den Raum und das Haus verlassen hatte, um
den Steinberg hoch- und wieder hinunterzulaufen, war ihre Kommunikation fast
vollständig zum Erliegen gekommen. Heute hatten sie es vermieden, sich beim
Frühstück oder in der Kanzlei zu begegnen.
    Sein Vater hatte bisher von ihrer Ehekrise nichts mitbekommen, oder
er tat zumindest so. Wahrscheinlich war ihm auch völlig gleichgültig, wie ihre
Ehe lief. Er lebte in der Vergangenheit.
    Und die Kinder waren erwachsen. Auch Leonard, ihr Jüngster, würde
nicht wirklich leiden, wenn sie sich scheiden ließen. Darin gab er Miriam
recht. Er würde sie sich einzeln

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