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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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über Schweinfurt hinweg und nicht der wärmste Herbst seit langem.
    »Na, das trifft sich ja wunderbar«, blühte Bernhild auf. »Grüß Gott, Herr Dr. Jäger.«
    Katinka zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Mein Vater.« Paula schob resigniert die Hände in die Taschen. »Jetzt wird’s erst richtig spannend.«
    »Paula! Mädchen, wieso meldest du dich nicht bei mir?«
    »Meine Rede«, bestätigte Bernhild Stephanus und entnahm ihrer Handtasche eine silberne Schatulle, dieser wiederum eine Zigarette.
    »Mein Beileid, Bernhild. Es ist so unfassbar!« Paulas Vater nahm den Hut ab und küsste Bernhild die Hand. Sein Gesicht war zerfurcht von tief in die Haut eingeschnittenen Falten. Das Haar war noch voll, weiß wie Gischt fiel es ihm in die Stirn. Er sah sich nach seiner Tochter um.
    »Paula!« Er nahm sie in die Arme. Durchaus herzlich, aber doch knorrig wie Feuerholz. Katinka ahnte, dass er selten Gefühle zeigte.
    »Hallo Papa«, sagte Paula unbeteiligt.
    »Ich habe so oft versucht, dich zu erreichen! Wir haben uns Sorgen gemacht, Goddi und ich.«
    »Ich wollte allein sein.«
    Bernhild steckte ihre Zigarette an und rauchte.
    »Aber wenigstens kurz anrufen hättest du können!« Dr. Jäger ließ Paula los. »Es gibt so viel zu regeln. Beerdigung. Grab. Kränze. Einladungen. Sterbebildchen. Pfarrer.« Er nahm seine Finger zu Hilfe, um alles aufzuzählen.
    »Ja. Ich werde das planen«, bestätigte Paula.
    »Kind, wir wollen dir doch helfen.«
    »Sie wird auf uns angewiesen sein«, sagte Bernhild zu Paulas Vater. »Hagen sollte im Familiengrab auf dem Schweinfurter Friedhof beigesetzt werden. Immerhin braucht sie dann nicht extra ein Grab zu kaufen.«
    »Pech gehabt, Bernhild. Hagen und ich besitzen ein Grab«, erwiderte Paula.
    Bernhild hustete, ein unechtes empörtes Aufkeuchen.
    »Du bist nicht gescheit! Hagen wird dort bestattet, wo auch mein Bruder und meine Schwester liegen.«
    »Das wird sich wohl kaum so ergeben.«
    Bernhild verdrehte die Augen, sog gierig an ihrer Zigarette und sagte:
    »Dir ist schon klar, dass ich dir Schwierigkeiten bis zum Himmel machen kann?«
    »Nun lassen Sie doch…«, regte Paulas Vater sich auf. »Es ist jetzt nicht der geeignete Augenblick für solche…«
    »Gerfried, die Stunden vergehen, und Dinge sind zu erledigen. Dass eine frisch verwitwete junge Dame von zweiunddreißig das nicht alleine schafft, kann ich ja zugestehen.«
    Katinka beobachtete sie scharf. Die Zigarette in ihrer Hand zitterte. Bernhild Stephanus war nicht im Entferntesten so cool, wie sie tat.
    »Wir setzen uns in Ruhe zusammen«, schlug Gerfried Jäger vor. »Ich lade zu mir nach Hause ein. Wir lassen etwas zu essen kommen und besprechen…«
    »Es gibt nichts zu besprechen!«, sagte Paula. Ihre Stimme klang schrill. »Die Einladung zur Trauerfeier geht euch in den nächsten Tagen zu.« Sie kletterte in den Beetle. »Katinka, können wir?«
    »Klar.« Katinka klemmte sich hinter das Steuer.
    »Wer sind Sie denn?«, fauchte Gerfried.
    »Katinka Palfy, private Ermittlerin«, sagte Katinka.
    »Private– was sind Sie?«
    Katinka startete den Motor. Mit zwei beherzten Schritten trat Bernhild Stephanus auf den Beetle zu. Sie beugte sich über das Seitenfenster zu Katinka. Ihre frisch manikürten Finger krallten sich um das Glas.
    »Sie dürfen hier gern amerikanischer Filmstar spielen«, erklärte sie mit flackerndem Blick. Sie roch nach Rauch. »Aber was auch immer Sie tun: Hüten Sie sich vor Paula. Es gibt niemanden, der so verlogen, so selbstsüchtig und so…«
    »Bernhild!« Paulas Vater trat neben sie. »Müssen Sie denn an einem Tag wie diesem Ihr Gift verspritzen? Muss das wirklich sein?«
    Katinka ließ die Kupplung kommen und fuhr an. Bernhild musste das Auto loslassen. Im Rückspiegel sah Katinka, wie sie auf ihren Absätzen schwankte und Gerfried nach ihrem Arm griff.
    »Ihr hört von mir!«, schrie Paula ihnen zu, als sie vom Parkplatz rollten.
     
    »Was war das denn?«, fragte Katinka zwei Minuten später.
    »Einer der üblichen Auftritte von Hagens Mutter.« Paula klaubte die CD vom Boden auf und betrachtete sie. Ihre Hände bebten.
    »Sollen wir irgendwo einen Kaffee trinken?«, fragte Katinka.
    »Nein, ich will heim. Ich mache uns dort einen.«
    Paula wohnte in einem Altbau in der Neutorstraße. Laub raschelte unter ihren Füßen, als sie zur Tür gingen.
    »Gehört euch das Haus?«
    »Bist du von Sinnen? Nur die Wohnung. Hier habe ich mich durchgesetzt. Hagen wollte ein Haus auf dem Land

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