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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Ortsschild. »Ich dachte, das heißt Bamberg.«
    »Ignorant!«, sagte Katinka. »Bamberg ist weit weg und wir sind auf dem platten Land. Die Ortschaft heißt so.«
    »Platt? Ich komme aus Bremen, ich weiß, was platt ist.«
    Katinka ließ das Fenster herunter und atmete tief die feuchte, würzige Nachtluft ein. Die meisten Häuser lagen in völliger Dunkelheit, die Straßenbeleuchtung war abgeschaltet. Wertinger schien sich verfahren zu haben. Er bog in eine Hofeinfahrt und wendete.
    »Potzdonner«, sagte Cuno und stieß zurück. Der Bus bumste auf einen Misthaufen.
    Sie folgten Wertinger aus dem Dorf und bogen kurz darauf links ab. Cuno fuhr mit Standlicht. Niemand kam ihnen entgegen. Der Wald rechts und links der Straße stand dicht wie ein Zobelpelz. Mit dem Wildschwein könnte Cuno recht haben, dachte Katinka. Vielleicht gibt’s hier sogar Wölfe.
    Wertinger wurde langsamer, als müsse er sich orientieren. Cuno hielt den Bus an. Wertinger bog links in einen schmalen Weg ein. Katinka spähte ins Dunkel. An einem Baumstamm sah sie einen Wanderwegweiser.
    »Leute«, sagte sie. »Der fährt zur Burg Bramberg.«
    »Burg?«, fragte Cuno. »Hier?«
    »Mehr Ruine als Burg«, sagte Katinka. »Kennst du die Bramberg, Paula?«
    »Nein.«
    »Ich war hier mal mit Tom wandern. Hat Spaß gemacht.« Sie legte Cuno die Hand auf den Arm. »Dort oben geht’s nicht weiter. Lass uns einen Augenblick warten, ob er zurückkommt.«
    »Schlechter Vorschlag. Er steigt aus und trabt zu Fuß weiter. Dann ist er weg.«
    »Na gut. Fahr rein.« Katinka war nicht wohl bei der Sache. Sie wusste, dass das Sträßchen an einer Schranke endete. Dort konnte man parken, aber sie würden Wertinger auffallen, und wenden könnten sie auch nur mit Mühe. Dennoch wollte sie es nicht riskieren, ihn aus den Augen zu verlieren.
    »Hast du deine Waffe dabei?«, fragte sie Cuno.
    »Klar. Ruger Blackhawk, Kaliber .45.«
    »Sechs Schuss. Super. Richtig großzügig.«
    »Sag mal, bist du noch auf Sendung? Willst du ein Wettschießen veranstalten?«, fragte Cuno und wies mit dramatischer Geste in den Wald.
    »Nein. Paula, du bleibst im Auto. Schließ dich ein. Tu einfach so, als wärst du nicht da.«
    »Aber…«
    Katinka wollte losschreien, beherrschte sich aber im letzten Moment.
    »Kein Aber. Wir wissen nicht, was Wertinger vorhat, und es ist schon schwierig genug, wenn wir auf uns selbst aufpassen müssen.«
    Cuno hielt den Bus an.
    »Steig aus und schau, was er macht. Ich wende, damit unser Fluchtweg funktioniert. Dann komme ich nach.«
    Katinka sprang aus dem Bus. Sie schlich sich bis zu Wertingers Wagen vor. Er war leer. Sie sah sich um. Langsam gewöhnten sich die Augen an das Dunkel. Die Sterne funkelten so fröhlich vom Himmel, als lüden sie Katinka zu einer Sommerparty ein. Doch dafür war es eindeutig zu kühl. Jetzt roch man den Herbst endlich, die milden Nächte waren Vergangenheit. Feiner Dunst stand zwischen den Bäumen, als Katinka den Berg hinaufstapfte. Die Blätter raschelten unter ihren Füßen. Es duftete nach Pilzen. Sie blieb stehen und horchte. Unsichtbare Tiere bewegten sich im Wald. Ganz vorsichtig pirschte sie den Weg hinauf. Der Pfad wand sich nach links. Katinka blieb im Schatten der Bäume. Rechts lag der Zugang zu einem stillgelegten Steinbruch. Wie ein gigantisches Hufeisen bildete er eine große, runde Nische, deren Felswände senkrecht in die Höhe ragten. Hoch oben erkannte Katinka vor dem sternklaren Himmel einen Zaun. Dahinter musste die Ruine liegen. Katinka stolperte und zog scharf die Luft ein. Steinbrocken lagen im Weg. Sie rutschte auf dem feuchten Moos aus. Murmelte eine Verwünschung.
    Weit hinten, nah an der Felswand, stand ein Bauwagen. Einer von der Art, wie sie oft lange Zeit an Baustellen herumstanden, orange gestrichen und mit blinden Fenstern. Den Lichtkegel, der in dem Wagen hin- und herhuschte, konnte Katinka dennoch deutlich sehen.
    »Na?«, raunte eine Stimme in ihr Ohr.
    »Cuno!« Sie keuchte vor Schreck. »Bist du irre? Soll ich deinetwegen einen Herzinfarkt kriegen?«
    »Gib zu, dass ich schleiche wie ein Apache.«
    »Besser als Winnetou«, schnaubte Katinka. »Wertinger kriecht in dem Bauwagen rum.«
    Ein helleres Licht flammte hinter der Scheibe auf. Cuno pfiff leise durch die Zähne.
    »Eine kleine Außenstelle, wie mir scheint.«
    »Ein zweites Büro? In einem Bauwagen?«
    »Die Dinger stehen überall herum und tun unschuldig. Weißt du, was drin ist?«
    Katinka zuckte die Achseln.
    »Warten wir,

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