Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
Auch sonntags. Also keine Panik!«, sagte Paula scharf.
Sie marschierte ins Wohnzimmer, wo sie ihrem Vater erklärte, er solle sich unverzüglich zum Teufel scheren. Nach einem kurzen Schlagabtausch, währenddessen Gerfrieds Stimme immer leiser, Paulas Stimme immer höher wurde, tauchte er im Flur auf und blickte erst Cuno, dann Katinka mit verbittertem Gesichtsausdruck an.
»Auf Wiedersehen, meine Dame, mein Herr.«
Er sah nicht nur frustriert aus, fand Katinka, sondern ängstlich.
Gespräch 3
Er: Ja. Es ist noch so ein Kalfaktor aufge-
taucht.
Der andere: Man munkelt, er kennt sich aus.
Er: Das nehme ich an. Er hat mal gesessen,
weil er sich zu gut auskennt.
Der andere: Eigentlich ein Mann, wie wir ihn brau-
chen könnten.
Er: Du hast doch beide unter Beobachtung?
Der andere: Im Zweifelsfall räumen wir die beiden
aus dem Weg.
Er: Ich kriege ein Gespräch auf der ande-
ren Leitung rein.
Der andere: Das sagen sie alle.
12. Ein zweites Büro
»Also, was läuft?«, fragte Paula rundheraus, kaum dass ihr Vater die Wohnungstür hinter sich zugezogen hatte.
Cuno erklärte in groben Zügen, was er in den Unterlagen entdeckt hatte. Paula zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch an die Decke.
»Cool«, sagte sie bloß.
»Cool?«, fragte Katinka. »Hast du auch nur den Hauch einer Vorstellung, was das bedeutet?«
»Du brauchst mich nicht so anzuschreien«, gab Paula zurück, und nun erinnerte sie sehr an die würdige Haltung ihres Vaters.
»Paula«, sagte Cuno und schob ihr den Aschenbecher zu, »hast du je etwas bemerkt, das zu einer, sagen wir mal, Nebentätigkeit von Hagen und seinem Angestellten passen würde? Hat Hagen irgendwas erwähnt?«
Paula blickte in die Nacht hinaus.
»Einmal hat Josef hier angerufen. Um Ostern herum. Sehr spät. Ich ging ans Telefon, er wollte Hagen sprechen. War total neben der Spur. Hagen stand unter der Dusche. Ich fragte, ob ich was ausrichten soll.« Sie drückte die Kippe aus. »Nein, ausrichten ginge nicht, er müsse Hagen persönlich sprechen. Ich sagte ihm, wenn’s ums Geschäft geht, kann er mir das doch sagen. Aber er wollte nicht. Also trabte ich mit dem Mobilteil ins Bad und holte Hagen aus der Dusche.«
»Und dann?«, fragte Katinka. »Hast du mitgekriegt, worüber sie sprachen?«
»Klar!« Paula grinste schief und tastete nach der Zigarettenschachtel. Cuno war schneller und hielt sie ihr hin. »Ich lausche einfach gern. Außerdem war ich neugierig, weil Josef wirklich verstört klang.« Sie lächelte Cuno an, während er ihr Feuer gab. »Hagen sagte eine Weile gar nichts. Er war genervt. Ist halt so, wenn du nackt telefonierst. Er fragte: ›Verendet?‹ Klang völlig perplex. Wiederholte das Wort einige Male. Dann erklärte er hektisch, Josef solle warten, er würde in die Firma kommen, und ihm würde schon was einfallen.« Paula zuckte die Achseln. »Hagen zischte ab und kam erst spät zurück. Ich wachte auf, als er zu mir ins Bett kroch. Es war nach drei.«
Katinka brach das folgende Schweigen als erste.
»Verenden können nur Lebewesen.«
»Wisst ihr«, sagte Paula, »ich dachte, sie hätten vielleicht mit ein paar Tieren gehandelt. Das haben sie schon mal gemacht. Eine seltene Katzenart. Bernhild hat den Kontakt zu dem Züchter hergestellt. Sie hatte doch eine Zoohandlung. Tja, Hagen hatte nichts anderes zu tun, als Kohle für die Vermittlung zu kassieren. Das lief nicht schwarz, falls ihr das jetzt denkt.«
»Katzen«, murmelte Cuno. »Könnten Katzen mit Pt oder Pb abgekürzt werden?«
»Wieso abgekürzt?«, fragte Paula mit runden Augen.
»In den Papieren. Wie werden Katzen vermerkt?«
»Woher soll ich das wissen? Vermutlich steht einfach ›Katze‹ da.«
Cuno sah zweifelnd drein.
»Als Hagen damals zurückkam, hast du ihn da gefragt, was los war?«
»Sicher. Er wollte aber nicht raus mit der Sprache. Er murmelte, dass es Ärger gegeben hätte mit einer Lieferung. Ich bohrte ein bisschen, aber er wurde ungehalten und wollte schlafen. Am nächsten Tag hatte Wertinger einen Unfall auf dem Weg in die Firma. Ihm ist nichts passiert, aber sein Auto war Schrott. Jemand hat ihm die Vorfahrt genommen.«
Katinka stand auf und füllte ein Glas mit Leitungswasser.
»Lasst uns zu Wertinger fahren und ihm auf den Zahn fühlen. Schließlich ist er derjenige, der dich unter Druck setzt, Paula.«
Sie nickte düster.
»Er hat heute schon dreimal angerufen. Immer nur wegen dem beknackten Vertrag.«
»Gut, dass ich das auch mal
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