Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
aus dem beruflichen Umfeld von Hagen Stephanus der Mörder sein?«
»Das hat mich die Polizei auch schon gefragt. Ich weiß dazu nichts zu sagen.«
»Sie haben einen Vertrag ausgearbeitet«, mischte sich Cuno ein, »der Sie und die Handelsagentur Stephanus aneinander bindet.«
»Hagen wollte das so. Er brauchte planbaren Umsatz. Ich arbeitete gern mit ihm zusammen und hoffe, dass sein Nachfolger, wer immer das sein mag, es genauso hält wie Hagen.«
»Ich finde, das sind ziemliche Dumpingpreise, die Sie in dem Vertrag festsetzen«, sagte Cuno. Katinka erhaschte seinen Seitenblick. Er mimte den Bad Cop. Das passte ihr ausgezeichnet in den Kram.
Süßholz verzog keine Miene.
»Sicher. Das ist unser Problem. Wir sind alle gezwungen, so billig wie möglich zu produzieren. Leider. Es ist mir schon bewusst, dass wir als Unternehmer damit ein System unterstützen, dem wir eines Tages selbst zum Opfer fallen könnten.« Er trank Mineralwasser. »Dennoch ist es nicht anders zu machen, wenn das Produkt für die Kunden bezahlbar bleiben soll. Wir arbeiten für sauberen Strom, und das ist letztlich ein Anliegen der ganzen Gesellschaft.«
Klar, dachte Katinka, dieses Argument ist politisch natürlich höchst korrekt.
»Sie würden mit Paula genauso zusammenarbeiten wie mit Hagen?«, fragte sie.
»Aber warum denn nicht?« Süßholz stellte sein Glas ab. »Ich bin außerordentlich daran interessiert. Ich habe doch schon gesagt, mit dem Namen Stephanus gibt es keine schlechten Erfahrungen.«
»Und mit Wertinger?«, schaltete sich Cuno dazwischen.
Süßholz runzelte die Stirn.
»Dem Angestellten? Wissen Sie, mit ihm hatte ich nie zu tun. Ich habe alles mit Hagen besprochen. Ausschließlich mit Hagen.«
»Sie wissen, dass Josef Wertinger heute Nacht Selbstmord begangen hat?«
Süßholz schnellte vom Sofa.
»Was sagen Sie da?«
»Leider ist es wahr«, erwiderte Katinka. »Josef Wertinger hat sich in sein Auto gesetzt und seinem Leben mit Kohlenmonoxid ein Ende bereitet.«
»Um Gottes willen!« Süßholz ging zum Fenster. »Wie entsetzlich!« Er starrte in die Ferne, dorthin, wo das Kernkraftwerk seine Dampfschwaden in den Himmel blies. »Die arme Paula. Jetzt steht sie mit dem Geschäft allein da.«
»Deswegen sind wir ja da«, erklärte Cuno selbstgefällig. »Bestimmt wird auch Paulas Familie ihr unter die Arme greifen.«
Süßholz drehte sich um.
»Ihre Familie? Mit Verlaub, darauf wird sie sich nicht verlassen können.«
»Warum?«, fragte Katinka.
»Kommen Sie, das haben Sie bestimmt längst bemerkt.« Süßholz setzte sich wieder. Eine leichte Röte überzog sein Gesicht. »Am schlimmsten ist es mit Marie. Bernhild Stephanus meinte doch tatsächlich, dass Hagen seine Schwester anstellen würde. Erstens hätte sich das niemals gerechnet, und zweitens ist Marie…«, er zögert, »nicht einmal als Putzfrau zu gebrauchen.«
Cuno grinste Katinka lässig an.
»Hat Marie ihr Drogenproblem nicht im Griff?«, fragte Katinka.
»Ich muss mich wundern, Frau Palfy«, sagte Süßholz. »Viel haben Sie von dieser Familie noch nicht mitgekriegt.«
»Bernhild legt Hände und Füße für ihre Tochter ins Feuer«, sagte Katinka.
»Was zu üblen Verbrennungen führt.« Süßholz Blick fiel auf Katinkas Hand. Immer mehr Hautfetzen lösten sich. Die Wunden sahen aus wie eine Schicht Rost. »Hagen litt sehr darunter, dass seine Mutter eine völlig unrealistische Einschätzung hatte. Ich wiederhole mich: Marie ist nicht zu gebrauchen. Klingt hart. Aber es ist so.«
»Kennen Sie Marie denn?«, fragte Cuno.
»Ich? Nein.« Die Antwort kam recht schnell. »Ich habe mit der Familie nichts zu tun.«
»Aber Sie wissen über die Zustände doch recht gut Bescheid«, schmeichelte Katinka.
»Ja, nun, aber selbstverständlich durch Hagen. Mein Gott, die Sache mit Wertinger lässt mich nicht los.«
Katinka und Cuno sahen einander an.
»Wissen Sie etwas über die Frösche?«, fragte Cuno.
»Frösche?« Entweder war er ein begnadeter Schauspieler, oder er hatte wirklich keinen Schimmer. »Was für Frösche?«
»Ach, nichts«, sagte Katinka.
»Schön«, erklärte Cuno. »Wir wollen Sie nicht länger aufhalten.«
Süßholz begleitete sie zum Lift.
»Rufen Sie mich gerne an, wenn ich Ihnen noch behilflich sein kann. Wobei«, er schob seine Chipkarte in das Lesegerät und drückte die E-Taste, »wie sieht es mit Hagens Beerdigung aus? Sie findet doch morgen statt?«
»Das ist noch nicht raus«, sagte Cuno. »Paula liegt noch auf
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