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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Leben und Tod in der Klinik.«
     
    Gespräch 5
    Er: Sie waren eben hier.
    Der andere: Was wollten sie?
    Er: Kannst du dir das nicht denken?
    Der andere: Was soll ich den Tschechen jetzt sagen?
    Er: Dass wir es durchziehen.

18. Lüge und Wahrheit
    »Was denkst du?«, fragte Katinka.
    Sie standen neben Cunos Bus in der Sonne. Cuno rauchte.
    »Eine Mixtur aus Lüge und Wahrheit«, sagte Cuno bedächtig. »Von Wertingers Selbstmord kann er nicht gewusst haben. Aber er reagierte recht emotional auf Maries Drogengeschichte. Fast, als sei er persönlich davon betroffen.«
    Katinka war dasselbe aufgefallen, aber sie wusste nicht, was es bedeutete. »Mag sein, dass in seiner Familie auch ein paar Junkies kreuchen und fleuchen«, sagte sie.
    »So wie der?« Cuno wies mit der Fluppe auf einen Mann im Zweireiher, der sich der Eingangshalle näherte. Er war sehr hager und bewegte sich merkwürdig starr. Katinka folgte ihm mit ihrem Blick, bis die Glastüren von Mesoltech sich hinter ihm schlossen.
    »Von Paulas Selbstmordversuch hat Süßholz wohl auch keine Ahnung gehabt. Er machte ein Gesicht, als hätte er einen Stromstoß gekriegt«, sagte sie
    Cuno warf die Kippe weg.
    »Entweder hatte er wirklich nur mit Hagen zu tun und ist erschüttert, wie man eben erschüttert ist, wenn man von Suiziden hört. Der Gutmensch muss Betroffenheit zeigen. Oder er hat alles nur vorgespielt. Das ist meine Meinung.«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Katinka. »Aber ich möchte Marie treffen. Von ihr haben wir noch nichts zu Gesicht bekommen.«
    Cuno kletterte hinter das Lenkrad. »Let’s roll«, sagte er. »Ich lasse meinen Charme bei der süßen Bernhild spielen. Vielleicht verrät sie uns, also mir«, er grinste, »wo sich ihr Augenstern aufhält.«
    Katinka hörte nicht hin, während er telefonierte. Ihre Gedanken verloren sich in warmen, schüchternen Träumen.
     
    Das Navi lotste sie zu einem schmutzigbraunen Haus in der Luitpoldstraße. Es wurde windig, Wolken jagten vor dem stählernen Blau dahin. Über den Weg torkelte Herbstlaub. Das Haus sah unbewohnt aus, auch der Laden im Erdgeschoss war leer. Im ersten Stock schlug ein Fenster.Sie stiegen aus und gingen auf die Haustür zu. Sie stand offen. Das Treppenhaus roch feucht. An den Türen gab es keine Namensschilder.
    »Meinst du, hier wohnt jemand?«, fragte Katinka, während sie unschlüssig die Wohnungstüren musterte.
    Cuno hob die Hand.
    »Hör mal. Musik.«
    Die Bässe wummerten in einer Wohnung im zweiten Stock. Katinka drückte auf den Klingelknopf.
    »Das hören die nie!«, sagte Cuno und bullerte mit den Fäusten gegen die Tür. Sie gab nach und Cuno taumelte laut fluchend in die Wohnung.
    »Gehen wir rein«, brüllte Katinka, ohne ihre eigenen Worte zu hören, und fuchtelte mit den Händen vor Cunos Nase herum.
    Die Wohnung sah heruntergekommen aus. Über Putz verlegte Leitungen, angerissene Tapetenreste. Der Teppichboden war völlig verkommen und an einigen Stellen durchgewetzt. In der Diele hing einsam ein halb zerfetztes Poster von einer Ausstellung im Museum Georg Schäfer.
    Die Musik kreischte aus einem großen Zimmer mit improvisierter Sitzecke. Sessel und Sitzkissen waren mit Essensresten übersät. Die Boxen hockten auf dem verwahrlosten Teppich wie Gesteinsbrocken aus dem Pleistozän. Katinka tastete sich zur Stereoanlage vor und drückte auf Stop . Die plötzliche Stille brandete über sie hinweg und nahm ihr beinahe den Atem.
    »He, was soll’n das!« Eine junge Frau tauchte in der Tür auf. Sie trug ein T-Shirt zum Slip und schwankte leicht.
    »Sind Sie Marie Stephanus?«, fragte Katinka. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Cuno die junge Frau musterte. Sein Blick ruhte selbstgefällig auf ihren Brustwarzen, die sich unter dem engen Shirt abzeichneten.
    Die Frau schüttelte den Kopf. Sie war höchstens Anfang zwanzig, aber ihr Gesicht sah so aufgedunsen aus, als schleppe es die Ablagerungen vieler Jahrzehnte mit sich herum.
    »Ich bin Miriam. Maries Freundin. Was wollen Sie denn?« Ihre Augen glänzten.
    »Wir möchten zu Marie.«
    Das Mädchen drehte sich um und ging in das nächste Zimmer. Katinka folgte ihr. Auf dem Boden lag ein Matratzenlager, umstellt von angebrochenen und leeren Flaschen. In ein fleckiges Federbett ohne Bezug gekuschelt schlief eine Frau.
    »Holla, die Mädchen haben aber die richtig harte Tour gefahren«, bemerkte Cuno und griff nach einer Flasche.
    »Lass den Quatsch«, fuhr Katinka ihn an und ging um die Matratzenhaufen herum. Es stank

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