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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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oder noch besser, Beschattung mit winselndem Kleinkind.
    »Nein. Jetzt nicht.«
    »Wie lange willst du warten? Bis du vierzig bist?«
    Katinka schob angeekelt ihren Teller weg.
    »Kindererziehung gehört sicher nicht zu meinen Stärken.«
    »Woher willst du das wissen? Hast du es je probiert?«
    »So was kann man nicht probieren, Tom. Da gibt es nur eine Entscheidung, und dann heißt es: Augen zu und durch.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Hör mal«, sagte Katinka. »Ich wusste wirklich nicht, dass du dir darüber Gedanken machst. Wenn du doch nur einmal was gesagt hättest.«
    Er trat ans Fenster.
    »Will Adriana Kinder? Lass mich raten. Sie hat dir ins Ohr gesäuselt, dass sie ein Baby von dir möchte.«
    Er fuhr herum. Bingo, dachte Katinka. Ich habe immer geglaubt, Männer ergreifen auf solche Äußerungen hin die Flucht.
    »Was würdest du Hardo antworten, wenn er sagt, er will ein Kind mit dir?«
    »Definitiv nein!«, schnaubte Katinka. »Bin ich der Wünscheerfüller für Männer mit Vervielfältigungsdrang?«
    »Das ist so typisch für dich!«, sagte Tom.
    Katinka wurde wütend.
    »Worüber sprechen wir hier eigentlich? Ich schlage vor, wir unterhalten uns über die nächste Zukunft. Gehe ich recht in der Annahme, dass du zu ihr ziehen willst?«
    Er schwieg.
    »Wir haben die Sache mit der Wohnung zu klären«, sagte Katinka. »Ich suche mir gerne was Neues. Kein Thema.«
    »Das bringt doch nichts«, sagte Tom.
    »Was willst du denn?«, fuhr Katinka ihn an. »Was willst du? Willst du mit Adriana leben«, sie betonte den Namen so, dass er möglichst widerwärtig klang, »oder mit mir? Wie lange brauchst du, um dich zu entscheiden? Und inwieweit bist du bereit, meine Vorstellungen vom Leben und meine Wünsche an eine Partnerschaft in deine Planung einzubeziehen?«
    »Warum musste das soweit kommen?«, fragte Tom traurig.
    »Ja. Warum.« Katinka sah sich in der Küche um. »Ich möchte eine klare Antwort auf meine Fragen.«
    »Eine klare Antwort habe ich seit Monaten nicht von dir bekommen«, regte sich Tom auf. »Du sagst, du brauchst Zeit. Ich sehe das ein. Aber meinen Gefühlen läuft die Zeit davon. Ich will jetzt wissen, was Sache ist. Wenn wir nicht mehr zusammenpassen, dann beenden wir unsere Beziehung. Warum sich unnötig weh tun.«
    Katinka schluckte. Er hatte recht. Sie forderte von ihm, was sie selbst nicht zu geben bereit war. Klarheit. Entschlossenheit. Ihr Handy klingelte. Sie drückte den Anruf weg.
    »Wenn ich jetzt sage, ich heirate dich«, fragte Katinka leise, »würdest du dann Adriana abschreiben und mit mir zusammenbleiben? Mit mir, so wie ich jetzt bin? Soll ich mich ändern? Wie soll ich sein?« Sie stand langsam auf. Das war völlig absurd. Eine unerträgliche Illusion. So unerträglich, dass sie in ihrem Zorn die Wurstreste vom Teller klaubte und in hohem Bogen in die Spüle pfefferte. »Merkst du, dass das nicht funktioniert? Diese Adriana wird es immer geben!«
    »Hardo wird es noch viel deutlicher geben«, versetzte Tom.
    Sie sahen einander an.
     
    Katinka fuhr nach Schweinfurt zurück. Kaum hatte sie die Autobahn erreicht, fühlte sie sich freier. Es war beinahe Mitternacht. Sie musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass Tom nicht mehr da wäre, wenn sie zurückkam. Sie fragte sich, ob sie sich daran gewöhnen könnte. Zerbrochen, dachte sie. Alles zerbrochen und zerschlagen. Sie spielte durch, was geschehen würde, wenn sie Tom heiratete. Eine Notheirat. Nicht wegen Schwangerschaft, sondern wegen drohenden inneren Zerfalls. Sie würgte. Hielt auf dem Standstreifen und übergab sich vor dem rhythmischen An und Aus des Warnblinklichts.
     
    Gegen die Resignation gab es nur ein Mittel. Arbeit. Arbeiten bedeutete, in die Rollen der anderen hineinzuschlüpfen, um etwas über ihre Absichten und Beweggründe herauszufinden. Je tiefer Katinka sich in die Seelen anderer hineinversetzte, desto leichter vergaß sie ihre eigenen Abgründe. Als sie ihren Beetle hinter Cunos Campingbus eingeparkt hatte, hob sie den Kopf und lauschte in die Nacht hinaus. Es regnete nicht mehr, aber die Luft war angenehm feucht und duftete nach Erde. In Paulas Arbeitszimmer brannte Licht. Katinka stieg aus, verriegelte die Türen und ging auf das Haus zu.
    Cuno hockte vor Paulas Rechner und spielte Minesweeper. Sie schlich sich hinein und griff nach seinem Weinglas.
    »Zum Wohl, Cuno.«
    »Verfluchte Scheiße!«, fuhr er auf. »Du erschreckst mich zu Tode!«
    »Was machst du hier?«, fragte sie

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