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Pferde, Wind und Sonne

Pferde, Wind und Sonne

Titel: Pferde, Wind und Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cescco
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verabschiedete sich von Tante Justine und von ihren Kindern. Sie wünschte Karin schöne Ferien und fügte hinzu: »Hoffentlich plagen dich die Mücken nicht zu sehr. Im Sommer gibt es hier viele.«
    »Dieses Jahr ist es nicht so schlimm«, sagte Tante Justine. Wie um ihren Worten zu widersprechen, zerklatschte sie eine Mücke auf ihrem Arm und schnippte sie weg. Alle winkten, während Frau Colomb den Peugeot wendete. Der Wagen verschwand in einer Staubwolke, gerade als am anderen Ende des Weges eine Reitergruppe auftauchte.
    »Da kommen die hungrigen Mägen«, sagte Tante Justine.
    Die Gardians stiegen vom Pferd, führten die Tiere unter das Schutzdach, wo >Trotzkopf< unmutig zur Seite wich und stampfte. Die Männer umringten Mireille und begrüßten sie auf provenzalisch. Tante Justine schob Karin nach vorne, um sie vorzustellen. »Das hier ist unser Gast aus der Schweiz. Sie wird den Juli bei uns verbringen.«
    Die Männer hoben die Hand an den Hut. Sie waren sehnig, mus- I kulös und tiefgebräunt. Fast alle trugen Jeans. Nur zwei waren I in der überlieferten Tracht der Gardians gekleidet: enge Hosen! mit aufgesteppten Nähten, buntes Hemd, ein weicher, breit- j krempiger Hut. Alle hatten ein dreieckig gefaltetes Tuch um den ¡ Hals, zum Schutz vor den Insekten. Keiner trug Sporen an den Stiefeln. Karin versuchte sich die Namen einzuprägen: Jackie, Manuel, Pierre, Martin. Nicolas, der als letzter absaß, war ein schmächtiger Alter mit O-Beinen; er kaute an einer schlechtriechenden Zigarre herum. Constantin, der »Baile«, war ein schweigsamer Mann mit strohblondem Haar und durchdringenden blauen Augen. Karin dachte, daß er genauso aussah, wie sie sich einen Cowboy im Film vorstellte.
    Die Gardians sorgten zuerst für die Pferde. Sie nahmen ihnen den Sattel ab, gaben ihnen zu trinken und Hafer in die Krippen. Erst dann gingen sie nacheinander ins Haus, wobei sie den Hut abnahmen. Der Tisch war gedeckt, das Essen stand bereit. Tante Justine nahm oben am Tisch Platz, Nicolas, als Ältester, saß ihr auf der anderen Seite gegenüber. Regine, die neben ihrem Mann saß, ließ die Schüsseln herumreichen. Es gab Reis, Ratatouille, ein Gemüse aus Paprikaschoten, Auberginen und Tomaten, dazu große Rindsleberschnitten mit Zwiebeln.
    Während des Essens unterhielten sich Tante Justine und die Gardians in ihrer Sprache. Karin warf Mireille über ihren Teller hinweg einen fragenden Blick zu.
    »Sie haben Schwierigkeiten mit >Caraque<.«
    »Wer ist denn das?«
    »Einer von den Stieren«, sagte Alain. Fast hätte er hinzugefügt: »Das ist doch klar.«
    »Ja und? Was ist denn mit ihm?« fragte Karin verdutzt.
    »Er ist streitsüchtig«, sagte Alain.
    Karin schaute ihn an und wartete auf eine nähere Erklärung, aber sie blieb aus. Alain nahm sich Reis aus der Schüssel und kaute weiter. Jedes weitere Gespräch darüber mit Mädchen schien er für überflüssig zu halten.
    »Gerade sagte Tante Justine, daß sie morgen die Stiere besichtigen will«, übersetzte Mireille. »Wenn du keine Angst hast, können wir mitgehen.«
    »Angst?« erwiderte Karin verächtlich. »Bestimmt nicht!« Wieder begegnete ihr Alains Blick, und sie sah den spöttischen Schimmer in seinen Augen, der ihr allmählich auf die Nerven
    ging-
    »Das sind keine braven Schweizer Kühe!« sagte Alain, wie um sie zu reizen.
    Karin zuckte zusammen; sie schluckte ihren Zorn und suchte nach einer passenden Antwort. So wütend sie auch war: Es wollte ihr einfach nichts einfallen.
     

Viertes Kapitel
     
     
     
    Nach dem Essen wurde es still. Die Glut der Sonne lag drückend auf Mensch und Tier. Mireille und Karin gingen auf ihr Zimmer. Es war einfach, fast bescheiden eingerichtet. Ein Fliegengitter hielt die Insekten ab. Zwei Betten waren vorhanden, mit gestreifter Steppdecke, eine Kommode, auf der eine Kupferlampe stand. Nur ein Kruzifix, hinter dem etwas Lavendel steckte, schmückte die Wände.
    »Das Badezimmer befindet sich nebenan«, sagte Mireille. Sie gähnte, zog sich die Sandalen aus und warf sich erschöpft auf das Bett.
    »Sobald die Sonne tiefer steht, machen wir uns auf den Weg.« Tante Justine hatte Manuel beauftragt, >Irrlicht<, Mireilles Stute, bereitzustellen. Für Karin sollte er ein besonders sanftes Tier aussuchen.
    Es war heiß. Karin hatte keine Lust, ihre Sachen auszupacken. Sie knöpfte ihre Jeans auf und streckte sich ebenfalls aus. Es war angenehm, sich auszuruhen.
    »Hör mal«, sagte sie, »glaubst du, daß ich >Glanzstern< zu sehen

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