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Pferde, Wind und Sonne

Pferde, Wind und Sonne

Titel: Pferde, Wind und Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cescco
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seiner Betäubung. Brutal drückte er seinem Pferd die Absätze in die Flanken. Sandgarben flogen auf, als >Trotzkopf< durch die Dünen sprengte. Mit einigen Sätzen war >Irrlicht< an seiner Seite. >Rosa< folgte ihr. Durch den Schwung, mit dem sie vorwärts schnellte, wäre Karin beinahe aus dem Sattel gefallen. Sie preßte die Knie an die Flanken und tastete nach den Steigbügeln. Was für ein Ritt! Noch nie hatte sie einen solchen Galopp geritten! Doch es blieb ihr keine Zeit, daran zu denken; das einzige Problem war, sich im Sattel zu halten. Die beiden anderen ließen sie hinter sich zurück. Was machte das schon aus! Karin wußte, daß sie den Hengst nicht einholen würden, und fühlte eine seltsame Freude.
    Weiter oben am Strand badeten Sommergäste. >Glanzstern< hatte sie entdeckt. Er beschleunigte seinen Galopp und wandte sich in Richtung der Sansouires. Die Herde hingegen schien langsamer zu werden; zweifellos vermochten die Jungtiere das Tempo nicht mehr einzuhalten. Sie schwenkten in das Röhricht ab. Der Hengst setzte allein den rasenden Lauf fort. Wie ein Besessener spornte Alain >Trotzkopf< zur Schnelligkeit an. Mireille verzichtete auf die Verfolgung und ließ >Irrlicht< im Schritt gehen.
    Mit heißen Backen rief sie Karin zu: »Hast du ihn gesehen? Und das am Tag deiner Ankunft - so ein Glück!«
    Der Hengst entfernte sich auf der kahlen Ebene. Er wurde immer kleiner, unscheinbarer, geisterhafter und verlor sich im Dunst. »Alain wird ihn nie einholen können«, sagte Karin mit düsterer Befriedigung.
    »Natürlich nicht«, antwortete Mireille. »Niemand wird ihn jemals einfangen.«
    Karin stieg aus dem Sattel und setzte sich in den Sand. Sie schwitzte, ihre Knie zitterten, und alles tat ihr weh. Schaum vom Pferd klebte an ihren Stiefelspitzen.
    »Müde?« fragte Mireille.
    Karin lächelte schief. »Mir ist, als hätte mich eine Walze überrollt.«
    Einige Zeit später gesellte sich Alain zu ihnen; er ließ den erschöpften >Trotzkopf< im Schritt gehen. Sein finsteres Gesicht verbot alle Fragen. Die Mädchen wechselten nur einen Blick, und Karin wandte den Kopf ab, um ein Lächeln zu verbergen. »Reiten wir zurück«, schlug Mireille vor.
    Karin erhob sich. Sie klopfte den Sand von ihren Jeans und saß mit schmerzenden Gliedern auf. Die Sonne senkte sich dem Meer zu. Der Wind frischte auf. Langsam und schweigend ritten sie den Weg zum Mas zurück.
     

Fünftes Kapitel
     
     
     
    Karin träumte, sie glitte, von der Luft getragen, über eine grenzenlose Ebene. In der Ferne sah sie aus großer Höhe >Glanzstern< fliehen. Das leichtfüßige Auf und Ab seiner Hufe war eher ein Schweben als ein Galopp. Die Mähne wogte wie Algen. Aber so rasch der Hengst auch floh, er konnte ihr nicht entrinnen. Sie sah sich auf ihn herabsenken wie ein großer Vogel. Ihre Arme, ihre Knie umklammerten ihn. Sie flogen bis ans Ende der Welt... Gepolter weckte sie. Mireille stieß die Fensterläden auf. »Aufstehen! Es ist sieben Uhr. Wir gehen mit Tante Justine die Stiere ansehen.«
    »Die Stiere?« flüsterte Karin.
    Sie war von jener Unklarheit befangen, die zwischen Traum und Wirklichkeit liegt. Aber das grelle Sonnenlicht und der Lärm, den Mireille machte, ließen sie völlig erwachen. Sie stellte die bloßen Füße auf den Boden.
    »Ich... ich habe geträumt, ich ritte >Glanzstern    Mireille, die sich gerade die Jeans anzog, lachte. »Du kannst sicher sein, daß das ein Traum bleiben wird. Beeile dich! Ich warte unten auf dich.«
    Karin wusch sich und zog sich so schnell wie möglich an. Sie hatte arge Muskelschmerzen, und die geringste Bewegung ließ sie aufstöhnen. Sie ging zaghaft die Treppe hinunter.
    Das Frühstück stand auf dem Tisch. Tante Justine schnitt große Brotscheiben ab.
    Karin verzog das Gesicht, als sie sich behutsam auf den Stuhl setzte. Tante Justine blickte auf. »Was ist los? Hast du dich auf einen Nagel gesetzt?« Sie trug einen Gardianhut und ein Halstuch mit Punkten. Ihre Beine steckten in hohen Gummistiefeln. Mireille prustete vor Lachen. »Ganz einfach: Der Hintern tut ihr weh - wegen >Rosa    »Du mußt die verkrampften Muskeln entspannen«, sagte Tante Justine. »Gib mir deine Tasse! Trinkst du den Kaffee schwarz oder mit Milch?«
    »Mit Milch, bitte.« Karin bestrich ihr Brot mit Butter. »Wo ist denn Alain?« fragte sie.
    Tante Justine und Mireille wechselten einen Blick. »Das möchten wir auch wissen«, brummte Tante Justine. »Er ist in aller Frühe verschwunden, ohne sein Bett

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