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Pferde, Wind und Sonne

Pferde, Wind und Sonne

Titel: Pferde, Wind und Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cescco
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Zeit. Die ausgeruhten Pferde griffen gut aus. Plötzlich deutete Alain mit einem erfreuten Aufschrei auf den Boden. »Die... die Fußspur! Ich wette, das ist er! Unglaublich, wie nah er sich an den >Mas< vorgewagt hat!«
    Die deutlich sichtbare Fährte in dem weichen Boden führte gegen den Sumpf. Ohne zu zögern, drängte Alain >Trotzkopf< in das Dickicht. Karin biß die Zähne zusammen und folgte ihm. Hintereinander zwängten sich die drei Reiter durch den engen Pfad, den das Tier geschaffen hatte. Modergeruch nahm ihnen fast den Atem. Mücken und dicke blaue Fliegen schwirrten umher. Zwischen den verschlungenen Wurzeln gab der schlammige Boden unter den Hufen mit schmatzendem Geräusch nach. Der Wind hatte sich gelegt. Die Sonne brannte. An einer Stelle lichteten sich die Binsen und formten eine Art Bucht. Ein Teich wurde sichtbar, und in dem seichten Wasser, das von zartlila Saladellabüscheln durchsetzt war, stand der große Hengst in der Sonne wie eine Statue. Sein Fell war so stark mit Schlamm beschmutzt, daß er aus Lehm geformt zu sein schien. Die kohlschwarzen Augen glänzten unter der langen Mähne. Karin hielt den Atem an, während sie ihn betrachtete, als erblickte sie ihn zum ersten Mal. >Glanzstern< versuchte nicht, zu fliehen; man hätte meinen können, daß das Nahen der Reiter ihm bekannt war, als hätte er sie erwartet.
    Der Bann wurde durch Alains rauhes, aufgeregtes Flüstern unterbrochen. »Diesmal kriege ich ihn! Sehr schnell wird er mit seiner Wunde nicht laufen können...« Mit zitternden Händen entknotete er den Seden, der an seinem Sattelkopf befestigt war. »Achte auf den Sumpf!« rief Mireille.
    Beim Ton ihrer Stimme hob das Pferd den Kopf und spitzte die Ohren. Seine Nüstern bebten. Es machte einen Schritt vorwärts, so daß es vollständig aus den Schilfbüscheln hervorragte. Alains Augen hafteten an den schmutzigen Lappen, mit denen das verwundete Bein umwickelt war. Er schrie auf. »Nein, wie ist das möglich! Man hat ihn verbunden!« Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Er schien wie vor den Kopf gestoßen. »Unglaublich!« rief Mireille ebenso betroffen. »Jemand konnte sich ihm nähern...«
    Karin fühlte, wie ihr der Schweiß über den Rücken lief. Das war jetzt also der Augenblick, alles einzugestehen. Wie aber sollte sie ihr Schweigen erklären? In ihrer Verwirrung kam ihr kein vernünftiger Gedanke in den Sinn. Sie saß zusammengesunken im Sattel, stumm und schuldbewußt, die Augen ins Leere gerichtet, aus Furcht, der geringste Blickwechsel könnte sie verraten. Alain, der sich gefaßt hatte, stieß erbittert und zornig hervor: »Das muß einer von Tante Justines Gardians gewesen sein! Der gemeine Kerl konnte >Glanzstern< aufspüren und irgendwo in die Enge treiben. Jetzt wird der Hengst nur ihn dulden, er kann ihn besteigen, und dann...« Seine Stimme brach.
    Karin beendete den Satz: »Und dann gehört >Glanzstern< ihm.« Ein Wutschrei entrang sich Alains Kehle. »Nein und nochmals nein! Das Pferd gehört mir! Mir und keinem andern!« Brüsk neigte er sich über >Trotzkopfs< Hals und grub ihm die Absätze in die Flanken. >Trotzkopf< sprengte voran. In der gleichen Sekunde schnellte >Glanzstern< ans Ufer. Sein Galopp war schwerfälliger, langsamer als sonst; zweifellos bereitete ihm die Wunde noch immer Schmerzen. Auch Alain hatte dies bemerkt. Er trieb sein Pferd zu noch größerer Eile an, um >Glanzstern< den Weg abzuschneiden.
    Mireille rief ihm nach: »Paß auf! Der Sumpf!« Aber das Aufspritzen des Wassers übertönte ihre Stimme. Karin bemerkte, daß der versumpfte Teich in einen anderen, größeren überging, wo einige Pfähle auf gefährliche Stellen aufmerksam machten. Ihr schauderte. Der Sumpf!
    >Trotzkopf< fiel in gestreckten Galopp. Wenige Sprünge brachten ihn auf gleiche Höhe mit >Glanzstern<. Während die beiden Pferde fast nebeneinander her galoppierten, schwang Alain seinen Seden ähnlich wie ein Lasso. Er zeigte sich dabei sehr geschickt, ja viel geschickter, als Karin es ihm zugetraut hätte. Das Seil durchschnitt zielsicher die Luft und legte sich gleich beim ersten Versuch wie eine Schlinge um >Glanzsterns< Hals. Der Hengst blieb so plötzlich stehen, daß seine Hufe sich tief in den Morast bohrten. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Dann schlug er so heftig aus, daß Alain, der das Seil krampfhaft hielt, die Steigbügel verlor, aus dem Sattel geschleudert wurde. Mit lautem Auf klatschen flog er ins Wasser. An dieser Stelle war der Teich

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