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Pferdekuss

Pferdekuss

Titel: Pferdekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Gehen. Die Polizisten gaben Ha jo einen Schubs. Siglinde grinste. Der General wich meinem Blick aus.
    Aber mein Herz machte einen Hüpfer. Wenn Feil wusste, dass sich in der Tüte nicht nur Eibennadeln, sondern ein ganzer Zweig befunden hatte, dann konnte sie das nur von Gallion oder Siglinde erfahren haben, und denen hatte ich nie erzählt, was ich in Bongarts Fach gefunden hatte. Ich hatte lediglich einen Eibenzweig auf Gallions Tisch geworfen.
    »Moment, Frau Feil!«
    Die Dame drehte sich um. »Bitte?«
    »Das mit dem Eibenzweig in Bongarts Fach ist Täterwissen!«
    Die Skepsis war ihr anzusehen, aber auch der Bann, in den das Wort Täterwissen die Polizistin schlug. Offenbar hatten tatsächlich erst Siglinde oder Gallion die Eibe auf den Tisch gelegt.
    »Nur zu Ihrer Information«, sagte sie. »Wir haben diverse Schmuckstücke, die Herr Bongart bereits teilweise eindeutig als die seiner Frau identifizieren konnte, zwischen der Wäsche in Herrn Lems Quartier gefunden.«
    Bongart nickte und rief Hajo zu: »Da kommst du nicht mehr raus. Jetzt hat’s dich erwischt. Du Hurenbock.«
    »Gehen wir, meine Herren«, sagte Feil.
    »Moment«, sagte ich. »Ich möchte mich rechtfertigen. Frau Feil, Sie haben mich hier eben vor allen Leuten beschuldigt, ich hätte gemeinsame Sache mit einem Mörder gemacht. Das müssen Sie beweisen oder zurücknehmen, hier vor allen Leuten.«
    »Nun regen Sie sich mal nicht so künstlich auf.«
    »Hören Sie, meine Mutter lebt in Vingen. Wenn Sie solche Behauptungen über mich aufstellen, dann machen Sie ihr das Leben hier zur Hölle. Sie ist katholisch. Dass ich die Gehilfin eines Mörders sein soll, das überlebt sie seelisch nicht.«
    Feil unterdrückte ein Grinsen. »Darauf kann ich nun wirklich keine Rücksicht nehmen.«
    »Sollten Sie aber. Sie sind nicht mehr in Hannover in Ihrem Büro. Sie befinden sich hier auf einem Dorf. Und Sie klären diesen Fall nur, wenn Sie versuchen, uns zu verstehen, statt uns für Idioten zu halten, uns alle, wie wir hier stehen, Dr. Hilgert, den Kinderarzt, oder Herrn Gallion, den mächtigen König von Vingen, und diesen polnischen Stallburschen sowieso. Es ist ein sensibles Gefüge, wo jeder mit jedem sein Hühnchen zu rupfen hat. Und Sie merken gar nicht, dass man Sie nur benutzt. Weil Sie uns für blöd halten, für Dörfler, für unter Ihrer Würde. Sie sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie können es nicht verwinden, dass man Sie hierher versetzt hat.«
    Feils seelisches Gefüge knackste hörbar. »Niemand hat mich versetzt. Ich habe um Versetzung gebeten, aus rein privaten Gründen. Mein Mann hat die Firma seines Vaters in Reutlingen übernommen.«
    Oh, oh! So einen Wechsel der Polizeidienste pflegte man niemandem zu versüßen. Auf einmal fand sich die Kriminalhauptkommissarin aus dem Innendienst von A12 auf A11 degradiert im Außendienst in einer Klitsche auf dem Land wieder und hatte mit schwäbelnden Kollegen, dörflichen Totschlägern, Saufköpfen und bockigen Bauern zu tun. Welches Opfer für einen Ehemann. Für ihn hatte sie die Karriere aufgegeben. Nun nagten Reue und Scham unter der rosa Bluse.
    »Ja«, sagte ich, »was tun wir nicht alles wegen der Männer. Schauen Sie sich Siglinde an. Keiner will sie. Bongart hat sie sitzen lassen und Hajo gefiel sie nicht.«
    In der Runde der Schaulustigen flackerte Gelächter auf.
    »Und nun will sie den Burschen, der sie verschmäht, lieber im Gefängnis sehen, als ihn einer anderen zu gönnen.«
    »Ich leide doch nicht an Geschmacksverirrung«, schrie Siglinde sofort. »Dass ihr es nur alle wisst. Ich wollte ihn nie. Er hat Heide gefickt. Und so einen soll ich noch wollen? Er kann nicht einmal lesen und schreiben.« Sie schnaufte und fuhr dann mich an. »Und du verteidigst ihn natürlich. Weiß er denn …« Sie grinste plötzlich. »Weiß er, dass du eigentlich auf Frauen stehst, eh?«
    »Siglinde, halt den Mund!«
    »Warum soll ich das nicht sagen? Du hast es mir doch auch unterstellt. Was wolltest du denn vorhin von mir in der Scheune? Du hast mich angemacht. Dass ihr es alle wisst, tierisch geil war sie auf mich, angefasst hat sie mich. Hat mich überhaupt nicht wieder gehen lassen wol len. Schlagen habe ich mich mit ihr müssen. Und jetzt will sie mich natürlich aus Rache in die Pfanne hau en.«
    »Siglinde«, sagte ich sanft, »sei still. Du verrätst am Ende noch alles.«
    »Von dir lasse ich mir nichts befehlen. Von dir nicht!«
    »Nimm dich zusammen. Du weißt nicht, was du re

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