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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
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dass ich jeden Augenblick wie eine Rakete über Fees Kopf hinwegsegeln und kopfüber irgendwo in der Wiese landen oder gegen einen der gefährlich nahen Zaunpfähle prallen würde.
    In meiner Angst klappte ich halb nach vorn und packte den Sattelrand mit beiden Händen, ohne jedoch die Zügel loszulassen. Mir war schwindelig, und ich dachte: Das schaffe ich nicht, ich kann mich nicht mehr halten, Hilfe!
    Hinter mir hörte ich Arne etwas rufen, hörte, wie Bonnie bellte, sah Fees Hals dicht vor mir und spürte, wie ihr Mähnenhaar mir ins Gesicht wirbelte.
    Ich musste es schaffen! Todesmutig ließ ich den Sattelrand los und versuchte, mich wieder aufzurichten.
    Im selben Moment wusste ich, dass das ein Fehler war. Ich konnte mich nicht aufrichten, während Fee galoppierte, ohne gleichzeitig den Halt zu verlieren.
    Es kam mir vor, als würde ich von einer unsichtbaren Macht aus dem Sattel gehoben. Alles wogte und wirbelte um mich her, ich verlor die Steigbügel und spürte eine Art Stoß, hob ab, segelte haarscharf an Fees gestrecktem Hals vorbei und drehte mich in der Luft.
    Die Landung war seltsam. Es fühlte sich an, als käme mir die Wiese entgegen und würde mit mir zusammenstoßen. Ich schloss die Augen und schrammte mit dem Reithelm seitlich durchs Gras, versuchte, mit den Handflächen zu bremsen, und überschlug mich mit einer Art Purzelbaum.
    Wie durch einen Nebel hörte ich Arnes Stimme und merkte, dass etwas Großes, Schweres mit donnerndem Getöse an mir vorüberpreschte. Der Boden schien unter mir zu beben.
    Dann sah ich ein paar Blitze und etwas wie einen roten Feuerball. Ganz plötzlich war es ruhig um mich her, und ich dachte verwundert: Jetzt ist es passiert, ich bin vom Pferd gestürzt! Und ich lebe noch! Seltsam, so hab ich mir das nicht vorgestellt …
    Als ich die Augen öffnete, war Arnes Gesicht direkt über mir.
    »Rikke!«, sagte er. »Verdammte Hühnerkacke, bist du in Ordnung?«
    Ich musste lachen. Es klang zittrig.
    »Keine Ahnung. Lass mich erst mal meine Knochen durchzählen.«
    Arne hatte mich am Oberarm gefasst und half mir, mich aufzusetzen. Der Reithelm saß schief auf meinem Kopf, ich spürte, dass er halb über meinem linken Auge hing. Meine Handballen brannten wie Feuer und eine meiner Schultern fing an zu schmerzen.
    Jetzt war Bonnie bei uns. Sie hechelte aufgeregt, drängte sich zwischen uns und versuchte, mir das Gesicht abzulecken.
    »Aus, Bonnie!«, sagte Arne streng. »Lass Rikke in Ruhe!«
    Ich hob die Hand und tastete nach dem Helm. Sicher sah ich wie eine Karikatur in einer dieser Pferdezeitschriften aus. Von meiner Handfläche tropfte Blut auf Bonnies semmelblondes Fell.
    Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, dass Arne mich in die Arme nehmen wollte. Unsere Gesichter berührten sich fast, ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Unsere Blicke trafen sich.
    Dann sahen wir rasch wieder weg, und ich merkte verwirrt, dass zwei widerstreitende Empfindungen in mir waren: Einerseits wollte ich, dass er mich umarmte, doch gleichzeitig leuchtete ein Warnsignal auf. Ich wich eine Spur zurück und er registrierte es sofort.
    Sein Blick veränderte sich. Er half mir, den Helm abzusetzen. »Da sieht man’s mal, wie nützlich diese Dinger sein können«, sagte er betont sachlich. »Sonst hättest du jetzt sicher eine krasse Gehirnerschütterung. Tut dir was weh?«
    »Meine Schulter«, murmelte ich. »Aber nicht schlimm. Und meine Hände brennen, aber ich hab mir wohl nur die Haut aufgeschürft. Hilfst du mir mal hoch?«
    Zum Glück konnte ich auf meinen Beinen stehen, wenn auch noch etwas wacklig, und die Arme und den Kopf bewegen, ohne dass sich etwas komisch anfühlte. Während ich dastand und mir Mühe gab, alles auf die Reihe zu bringen, fiel mir Fee ein. Ein guter Reiter kümmert sich nach einem Sturz immer zuerst um sein Pferd, das hatte ich gelesen und mir gemerkt.
    »Wo ist Fee?«
    »Die scheuert sich an einem Baumstamm und versucht, den Sattel loszuwerden. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«
    »Kein Problem«, versicherte ich und tastete nach meinem Kinn. Es puckerte etwas, und Arne erklärte, ich hätte eine Hautabschürfung und würde wahrscheinlich auch blaue Flecken kriegen.
    »Wir desinfizieren erst mal die Wunden«, sagte er. »Egal wie klein oder oberflächlich sie sind, das muss sein. Bist du überhaupt gegen Tetanus geimpft?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er zog die Augenbrauen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. »Das hätte ich dir längst sagen

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