Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
Vom Netzwerk:
prusten und sah aus der Ferne, wie der Schimmel nervös hin und her tänzelte.
    Zum Glück hatte ich Laras Bürste in eine Astgabel geklemmt und musste nicht zum Futterschuppen zurück, um sie zu holen.
    Behutsam begann ich, Lara zu putzen. Vom Gatter drangen die Stimmen der anderen zu mir herüber. Die helle, hohe des Mädchens, das Lily hieß, übertönte alle. Sie erzählte etwas vom Reitklub und den vielen Veranstaltungen, die dort stattfanden, sagte, man könnte genau die richtigen Leute treffen und wäre sozusagen »unter sich«. Es würden auch nur Mitglieder zugelassen, die eigene Pferde hätten und sowohl gesellschaftlich als auch vom reiterlichen Können her höchsten Ansprüchen genügten. So drückte sie sich aus.
    Ich versuchte, meine Ohren zu verschließen, weil mich das Gelaber wütend machte, doch es gelang mir nicht. Lara spürte meine Anspannung. Sie wich vor mir zurück und wollte sich nicht bürsten lassen, nahm nicht einmal ein Stück von dem Apfel, den ich zerteilte und ihr unter die Nase hielt.
    »Entschuldige bitte!«, flüsterte ich. »Komm, wir gehen zum Bach, dort kriegen wir nichts mehr von dem Geschnatter mit. Wir gehören nicht dazu, wir beide - du nicht und ich nicht.«
    Ich führte sie weg von Arne, Elisa und ihren neuen Freunden. Plötzlich war mir zum Heulen zumute. Nicht so sehr, weil sie mich ausgeschlossen hatten. Ich begriff, dass die beiden Vandammes dumm und arrogant waren, und vielleicht war Elisa es ja auch. Doch dass Arne bei ihnen stand, dass er mit ihnen redete und ihnen nicht einfach den Rücken kehrte, sie stehen ließ und zu mir kam, traf mich mehr, als ich es mir eingestehen wollte.
    »Mist!«, murmelte ich. »Er kann mir nur leidtun, wenn er sich mit solchen Typen abgibt. Ist mir doch egal …«
    Aber es war mir natürlich nicht egal. Ich setzte mich ans Bachufer, tauchte die Füße ins Wasser, sah zu, wie Lara in langen Zügen trank, und war froh, dass das Plätschern des Baches die Stimmen am Gatter übertönte.
    Eine Amsel flötete in den Erlensträuchern, leise und tröstlich. Lara prustete wie ein Wasserspeier und machte ein paar vorsichtige Schritte, bis sie mit allen vier Beinen im Bach stand. Sicher tat das kühle Wasser ihren kranken Hufen gut.
    Die Rippen zeichneten sich noch immer deutlich unter ihrem rotbraunen Fell ab, genau wie die Knochen und Sehnen an meinem Hals, meinen Armen und Beinen. Ja, wir waren beide Außenseiterinnen, sie und ich, und man sah es uns an. Ich seufzte tief und dachte dabei, dass ich aufpassen musste, damit ich nicht in Selbstmitleid versank.
    In das Geplätscher des Baches mischte sich Bonnies Hecheln. Plötzlich war sie bei mir, legte die Vorderpfoten auf meine Knie, fuhr mir blitzschnell mit der Zunge übers Gesicht und sprang dann neben Lara ins Wasser.
    »Hierher hast du dich also verkrümelt!«
    Hinter mir stand Arne. Ich hatte ihn nicht kommen gehört.
    Ich versuchte, ein unbefangenes Gesicht zu machen; er sollte nicht sehen, dass ich traurig und sauer war. Eigentlich hatte ich ja kein Recht dazu. Arne konnte machen, was er wollte, und es war seine Sache, mit wem er sich unterhielt.
    Er setzte sich neben mich ins Gras und streichelte Bonnie, die sich zwischen uns drängte und ihr nasses Fell an seinen Jeansbeinen rieb. Wieder einmal fiel mir auf, wie schön seine Hände waren, schmal und feingliedrig und doch kräftig.
    »Tut mir leid, dass das gerade so dumm gelaufen ist. Diese Vandammes sind genau die Sorte Leute, die Elisa sich immer aussucht. Menschenkenntnis ist nicht gerade ihre starke Seite.«
    Ich gab keine Antwort.
    »Sie waren ziemlich unhöflich«, fügte er hinzu.
    »Dafür kannst du nichts«, sagte ich. Es klang abweisend, aber irgendwie gelang es mir nicht, einen freundlichen Ton herauszubringen.
    Er beugte sich vor und sah mir ins Gesicht.
    »Du bist sauer, wie? Das verstehe ich, ich wär’s an deiner Stelle wahrscheinlich auch. Sie halten sich für was Besonderes, dabei beherrschen sie nicht mal die einfachsten Anstandsregeln. Wahrscheinlich denken sie, sie hätten es nicht nötig, freundlich oder höflich zu sein wie jeder andere normale Mensch, nur weil ihr Vater eine Menge Kohle hat.«
    »Ist schon okay«, murmelte ich. »Im Grunde stimmt es ja, sie und mich trennen Welten. Ich gehöre nicht dazu.«
    »Ich auch nicht und das ist mir auch lieber so.«
    Plötzlich war mir leichter ums Herz. Ich dachte an Ronja. Sie hätte über Typen wie die Vandammes nur gelacht und gesagt, sie könnten einem leidtun,

Weitere Kostenlose Bücher