Pflege daheim oder Pflegeheim
diese Haltung, denn in allen Bestimmungen zur Pflege gilt der Grundsatz: Häusliche geht vor stationärer Pflege.
Derzeit stimmt dieses Ziel noch mit der Realität überein, denn von den gut zwei Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland ist nur rund ein Drittel in Pflegeheimen untergebracht. In den nächsten Jahren oder gar Jahrzehnten wird sich diese halbwegs günstige Situation aber nicht halten lassen. Mehr alte und weniger junge Menschen in unserer Gesellschaft bedeutet logischerweise auch, dass es immer weniger Angehörige geben wird, die ihre Lieben pflegen können. Und wer seinen Ehepartner pflegt, ist womöglich selbst schon nicht mehr fit wie ein Turnschuh. Bei hochbetagten Pflegebedürftigen sind auch die Kinder selbst schon alt und womöglich körperlich nicht mehr zu diesem Liebesdienst in der Lage. Etwa ein Drittel der Pflegenden ist derzeit zwischen 65 und über 80 Jahre alt.
Hinzu kommt, dass Fachleute Alarm schlagen: Schon bald würden weit über hunderttausend professionelle Pflegekräfte in Deutschland fehlen.
Wenn Sie selbst Angehörige pflegen
Pflege zu Hause
Es stimmt ja, dass man nicht alle gesellschaftlichen Aufgaben dem Staat überlassen kann. Ohne pflegende Angehörige wäre die Betreuung und Teilhabe älterer Menschen nicht finanzierbar. Sie sind die Säulen des Pflegesystems. Ein Rechenbeispiel: Das „Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen“ hat im Herbst 2011 gezeigt, dass die Angehörigen von zu Hause lebenden Demenzkranken 80 Prozent der Versorgungskosten aufbringen, rechnet man nur einmal deren Leistung in marktübliche Stundensätze um.
Belastung
Mit häuslicher Pflege ist zunächst immer gemeint, dass sich rüstige Ehepartner oder erwachsene Kinder um den Angehörigen kümmern. Sie sollten sich keine Illusionen machen: Diese Betreuung wird Sie Kraft und Nerven kosten. Dennoch übernehmen Millionen Menschen diese Aufgabe, aus Liebe zum Pflegebedürftigen und auch, weil es finanziell oft nur schwer anders machbar ist. Jedoch – bei aller Einsatzfreude – ist kaum ein Fall denkbar, in dem Sie die Aufgabe ganz alleine bewerkstelligen können. Eine Zeitlang werden Sie sicherlich die Einschränkung Ihres eigenen Lebens, die (vorübergehende) Aufgabe von Hobbys oder Vernachlässigung des Freundeskreises verkraften und auch auf Verständnis stoßen. Aber in der Regel wird der Aufwand immer größer – es beginnt damit, dass Sie beispielsweise Einkaufen und Kochen für Ihre Eltern übernehmen, bald aber ist Hilfe bei der Körperhygiene und Wohnungspflege notwendig – und so weiter. Und auch die emotionale Belastung steigt unweigerlich an. Vor allem wegen meist notwendiger medizinischer Maßnahmen benötigen Sie Unterstützung durch einen häuslichen Krankenpflegedienst (siehe weiter unten) – es sei denn, Sie sind zufällig selbst Krankenschwester oder -pfleger. Und wenn Sie alles alleine machen wollen, ohne Zeit für sich selbst und zum „Durchschnaufen“, werden Sie bald schmerzhaft an Ihre eigenen Grenzen stoßen.
HINWEIS
Häusliche Pflege bedeutet nicht automatisch, dass ein Mensch in seiner eigenen Wohnung betreut wird. Er kann auch bei Angehörigen oder Freunden aufgenommen werden. Entscheidend ist nur, dass es sich nicht um eine professionelle stationäre Pflegeeinrichtung handelt.
Das Richtige tun
Hilfe suchen
Die Pflege eines nahestehenden Menschen ist zwar vor allem auch eine Herzensangelegenheit, dennoch verlangt sie einiges an Kenntnissen und Fertigkeiten, über die nicht jeder Pflegewillige automatisch verfügt. Wenn Sie unsicher sind, welches zum Beispiel die richtigen pflegerischen Handgriffe sind oder wie etwa ein demenzkranker Mensch am besten angesprochen werden sollte, können und sollten Sie sich Hilfe holen. Die gibt es! (siehe dazu Kapitel 5 ).
Pflegende überwiegend Frauen
Dass Frauen in unserer Gesellschaft die Hauptlast bei der Pflege von Angehörigen tragen, ist nicht nur eine naheliegende Vermutung, diese Tatsache wird auch von der Statistik belegt: Die Pflegenden sind zum ganz überwiegenden Teil Frauen zwischen dem 50. und dem 75. Lebensjahr – Ehefrauen, Töchter, Schwiegertöchter. Und nicht wenige von ihnen haben es mit einer belastenden „Sandwich“-Situation zu tun: einerseits zum Beispiel der pflegebedürftige Schwiegervater, andererseits die schulpflichtigen Kinder. Die Statistik weist nicht zufällig eine weitere Problematik aus: Laut einer Studie einer Krankenkasse von 2011 sind pflegende
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