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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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mich
nicht.«
    » Was
Sie nicht sagen, Miss Millford!«, kommentierte Terency den an
Deutlichkeit nicht mehr zu überbietenden Vorwurf gedehnt. Dann
grinste er. »Das habe ich auch keinen Augenblick angenommen.
Aber ich darf Ihnen sagen, das stört mich nicht im Geringsten.
Ganz im Gegenteil! Das macht erst den wahren Kitzel unseres netten
Zusammenseins aus.« Er lachte auf, sicher in seiner
Überlegenheit. »Es ist wirklich ein aparter Spaß zu
sehen, dass Ihre edle und so moralische Tante sich keineswegs anders
verhält wie die Betreiberinnen einschlägiger Etablissements
in den dunklen Winkeln von Covent Garden. Und Sie dürfen mir
glauben, dass ich da über einige Erfahrung verfüge. Ich
bezweifle sogar, dass Ihr lieber kranker Onkel wirklich einen Anfall
hat. Vermutlich hat Lady Millford unser privates Plauderstündchen
bewusst herbeigeführt. Wir sollen uns ja schließlich
besser kennenlernen, nicht wahr?« Er lehnte sich zurück
und fixierte die junge Frau ihm gegenüber mit einem lüsternen,
gierigen Blick.
    Charlotte
war entsetzt. Er hatte vielleicht sogar recht! Es war womöglich
alles noch viel schrecklicher, als sie es sich in ihren schlimmsten
Befürchtungen ausgemalt hatte. Ruckartig schob sie ihren Stuhl
zurück und sprang auf. Sie musste unbedingt sofort das Zimmer
verlassen, bevor ein Unglück geschah. Terency hatte ihr Ansinnen
bemerkt und war ebenfalls aufgestanden. Charlotte begann zu zittern.
War es nun soweit? Würde er es wagen, zudringlich zu werden? Ihr
Entsetzen verstärkte sich, als er mit einem siegesgewissen
Lächeln um den Tisch herumkam und ihr damit den Zugang zur Tür
versperrte.
    Plötzlich
spürte sie, wie die Übelkeit, die sie schon den ganzen Tag
geplagt hatte, jäh wieder in ihr aufstieg. Ein heftiges Würgen
riss sie grob nach vorne und sie erbrach sich vor ihrem Widersacher
auf den Teppich. Mit einem von Ekel verzerrten Gesicht sprang dieser
zur Seite und griff reflexartig nach dem Klingelzug. Mit einer so
heftigen und spontanen Reaktion hatte er jedenfalls nicht gerechnet.
Charlotte dankte Gott von Herzen für diese Übelkeit, die
sie gerade im richtigen Augenblick überwältigt hatte. Der
Anblick Terencys, der mit konsterniertem Entsetzen den
unappetitlichen Fleck von Erbrochenem auf dem Teppich anstarrte,
reizte sie trotz ihrer Schwäche zu einem schadenfrohen Lachen.
Bestimmt hatten seine Gelüste nun einen wirksamen Dämpfer
erhalten. Kurze Zeit später stand glücklicherweise auch
schon Ruby im Zimmer und erlöste die Kontrahenten aus der
Peinlichkeit der Situation.
    » Verzeihen
Sie, Mr Terency!«, brachte Charlotte stöhnend und hämisch
Bedauern heuchelnd hervor – ihre Genugtuung kannte keine
Grenzen. »Sie sehen ja, ich bin unpässlich. Ich werde mich
jetzt zurückziehen. Dafür haben Sie sicher Verständnis.
Ich glaube auch kaum, dass ich morgen in der Lage sein werde, Ihnen
meine Aufwartung zu machen. Sie werden mit Lady Millford
vorliebnehmen müssen. Ich bin wirklich untröstlich,
Mylord!« Sie konnte sich einen gewissen Triumph in ihrer Stimme
bei diesem letzten Satz nicht verkneifen und lächelte ihn
spöttisch an, als sie das Zimmer von Ruby gestützt verließ.
Im letzten Augenblick war sie ihm durch diesen zugegebenermaßen
recht unappetitlichen, aber umso wirksameren peinlichen Vorfall
entkommen. Sein nach wie vor fassungsloser Blick zeigte ihr, dass sie
zumindest für den Augenblick vor ihm sicher war. Charlotte
hoffte inständig, dass dieser Zustand eine Weile anhalten würde.
    Von
Ruby begleitet schwankte sie zurück in ihr Zimmer. So willkommen
ihr die anfallartige Unpässlichkeit gewesen war, jetzt fühlte
sie sich wirklich krank. Gerne ließ sie sich aus den Kleidern
helfen und verkroch sich matt unter den Decken. Ein Schüttelfrost
überkam sie. Das Fieber stieg augenscheinlich wieder an, was
nach den Erlebnissen, denen sie eben ausgesetzt worden war, auch
nicht weiter verwunderlich schien. Ob Lady Millford die Situation
tatsächlich inszeniert hatte?, ging es ihr durch den Kopf. Sie
weigerte sich, das zu glauben. Das wäre zu perfide. So
rücksichtslos konnte selbst Lady Millford nicht sein. Außer
natürlich, ihre Tante verschloss die Augen so sehr vor dem
wahren Wesen des auserkorenen Schwiegersohns, dass sie für die
Gefahren, denen ihre Nichte möglicherweise ausgesetzt wurde und
die ja in letzter Konsequenz auch ihre eigentlichen Ziele
gefährdeten, blind geworden war. Dass das Faustpfand ihrer Pläne
durch Mr Terency geschändet wurde, konnte

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