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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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es zähneknirschend zur Kenntnis. Nach dem in ihren
Augen hoffnungsvollen Auftakt hatte der Abend wirklich einen
desaströsen Verlauf genommen. Charlottes wirklich zur Unzeit
aufgetretene Erkrankung erfüllte sie mit nackter Wut auf ihre
Nichte. Sie war versucht, ihr Absicht zu unterstellen. Lady Millford
hoffte, dass sie den jungen Adeligen, an dessen Interesse ihr so
dringend gelegen war, trotz allem dazu überreden konnte, die
Einladung zur Fuchsjagd aufrechtzuerhalten. Sie würde dazu wohl
alle diplomatischen Fähigkeiten benötigen, die ihr
überreichlich zur Verfügung standen, wie sie von sich
selbst glaubte.
    Mit
einem kurzen Wink wies sie Ruby an, die Nachtwache am Krankenbett zu
übernehmen und machte sich dann auf, um ihr Glück bei ihrem
hochgeschätzten Gast zu versuchen. Charlotte aber versank noch
tiefer in einem fiebrigen Dunkel, aus dem sie erst am nächsten
Nachmittag wieder erwachen sollte.

Kapitel
26

    » Miss
Millford, Sie müssen etwas trinken. Ich habe Ihnen Tee gemacht!«
Mrs Sooners Stimme weckte Charlotte auf. Es dauerte eine Weile, bis
sie sich wieder orientiert hatte, dann aber wurde sie der Teetasse
gewahr, die ihr die Köchin resolut entgegenstreckte und richtete
sich von ihrem verschwitzten Kissen auf. Sie fühlte sich alles
andere als gut, spürte aber, dass das Fieber offenbar gesunken
war. Dafür hatte ihre Stimme sie jetzt endgültig im Stich
gelassen und ein kräftiger Husten meldete sich zu Wort.
    » Danke,
Mrs Sooner!«, krächzte die Kranke und verschüttete
durch einen erneuten Hustenanfall einen Teil des Tees. Die ältere
Frau schaute sie mitfühlend an und begann, die Kissen
aufzuschütteln. Dann öffnete sie die Fenster und ließ
frische Luft herein. »Sie armes Ding!«, meinte sie,
»fühlen Sie sich denn jetzt etwas besser? Sie hatten heute
Nacht ziemlich hohes Fieber. Ruby kam und hat mich geweckt, weil sie
Angst bekommen hatte, aber wir haben das Fieber mit kalten Wickeln
herunterbekommen.«
    » Wirklich?
Ich habe gar nichts bemerkt. Es ist alles ganz verschwommen in meiner
Erinnerung!« Charlotte nippte dankbar an ihrem Tee, doch dann
verschluckte sie sich fast. Die Vorgänge, die ihrem
krankheitsbedingten Zusammenbruch vorausgegangen waren, kamen ihr mit
einem Schlag wieder in den Sinn. Beim Gedanken an die Gefahr, der sie
ausgesetzt gewesen war, fing sie erneut an zu zittern.
    Mrs
Sooner, die ahnte, was die junge Frau so beunruhigte, sagte mit
gesenkter Stimme: »Beruhigen Sie sich, Miss Millford. Er ist
fort. Er hat heute nach dem Frühstück das Haus verlassen,
nachdem er sich noch längere Zeit mit unserer Herrin unterhalten
hat. Ich weiß nicht, was die beiden miteinander besprochen
haben, aber er hat Lady Millford einen Brief für Sie überreicht.
Das hat mir zumindest Arthur berichtet, der dabei zugegen war.
    » Einen
Brief? Für mich?«, Charlotte schaute alarmiert auf. Wollte
Terency denn immer noch nicht aufgeben? Was hatten er und Lady
Millford nur besprochen? Ängstlich rutschte sie unwillkürlich
etwas tiefer zurück in ihre Kissen. Wenigstens war er jetzt erst
einmal fort, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Als letzter,
wenn auch sehr schwer durchzuführender Ausweg aus ihren
derzeitigen sehr ernsten Schwierigkeiten blieb ihr immer noch die
Flucht, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, wohin sie sich
wenden sollte, so völlig mittellos wie sie war. Dr. Banning kam
ihr in den Sinn, aber sie strich diese Überlegung gleich wieder.
Dullham Manor und alles, was damit auch nur entfernt in Verbindung
stand, war für sie verschlossen. Sie musste sich von dort
fernhalten. Mary war ein Hoffnungsschimmer – vielleicht bot
sich bei den Fortescues eine Möglichkeit, sich zumindest eine
Zeit lang zu verstecken. Doch, so musste sie bei der sorgfältigen
Prüfung des Gedankens feststellen, die Fortescues waren eine
arme Familie mit vielen Kindern. Wie könnte sie ihnen noch einen
zusätzlichen Esser, völlig ohne eigene finanzielle Mittel,
zumuten? Außerdem würde man sie dort wohl zuerst suchen.
    Ihre
Situation war so gut wie aussichtslos. Es war zum Verzweifeln! Nun
begann sie zu verstehen, wie Emmy sich gefühlt haben musste und
dieser war das Schlimmste schon widerfahren, das ihr selbst
wahrscheinlich noch bevorstand, wenn es ihr nicht gelang, sich
wirksam zu schützen.
    Mrs
Sooner sah wohl, dass die junge Frau, die ihr wirklich ans Herz
gewachsen war, sich in höchst ungesunder Weise mit
beunruhigenden und finsteren Sorgen plagte. Wenn ihre Herrin

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