Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
Vom Netzwerk:
blickte streng von seiner Arzttasche
auf, der er ein Hörrohr und einen Schreibblock entnommen hatte.
    » Nein,
Sir«, flüsterte Charlotte heiser und begann erneut zu
husten. »Ich werde mich bemühen, bald gesund zu werden!«
    » Nein,
Sie sollen sich bemühen, zu etwas Ruhe und Frieden zu kommen,
Miss Millford«, sagte Dr. Trevelyan nun schon etwas
besänftigter. Die junge Frau war ihm durchaus als besonnen und
vertrauenswürdig bekannt. Nicht jedes junge Mädchen hätte
sich so liebevoll um einen sterbenskranken Verwandten bemüht wie
sie es tat, seit sie auf Millford Hall war. Dr. Trevelyan wusste,
dass Sir Alistair ihr Ausbleiben in den letzten Wochen sehr bedauert
und ein ums andere Mal sehr lobend und liebevoll von seiner Nichte
gesprochen hatte. Ein Umstand, der seiner Gattin großes
Unbehagen, ja Missvergnügen bereitete, das hatte er durchaus
bemerkt. Auch war ihm ihr unwirsches Verhalten angesichts des ernsten
Zustandes der ihr anvertrauten jungen Frau negativ aufgefallen. Dies
war bestimmt einer der Gründe, warum Miss Millford so eine
schwache Konstitution aufwies. Sie hatte es sicher nicht leicht im
Zusammenleben mit dieser strengen Frau, die keinen Funken Mitgefühl,
geschweige denn Zuneigung für sie zu empfinden schien.
Vielleicht war sogar Eifersucht im Spiel.
    Aber
so lange sich die junge Frau ihm nicht anvertraute, konnte er nichts
für sie tun, außer sie so gut er konnte medizinisch zu
versorgen. Mit der strengen Anweisung, auch in den nächsten
Tagen nicht das Bett zu verlassen und sich gut auszuruhen, verließ
er seine Patientin schließlich, um noch nach Sir Alistair zu
sehen. Kurz dachte er darüber nach, Lady Millford auf die
schwache Konstitution ihres Mündels anzusprechen, entschied dann
aber, es nicht zu tun. Vielleicht würde dies die ohnehin
aufgebracht wirkende Frau nur weiter reizen.

Kapitel
27

    Nachdenklich
auf sein mit edlem französischem Wein gefülltes Glas
hinunterblickend versuchte Captain Battingfield, das unaufhörliche
Geschnatter seiner Gattin zu ignorieren. Man saß beim Lunch in
Wellesley House, das wie so häufig gut mit Angehörigen der
engeren und weiteren Familie der Wellingtons, welcher der Zweig der
Wellesleys angehörte, gefüllt war. Er selbst war mit
Gwendolyn vor vier Tagen eingetroffen und seitdem von morgens bis
abends der Kakophonie des weiblichen Geplauders ausgesetzt. Lediglich
wenn er sich mit seinen beiden Schwägern, Honourable Percy
Wellesley, Gwendolyns jüngstem, unverheiratetem Bruder und Mr
John Backam, einem Verwandten des Duke of Norfolk und Gatte von
Gwendolyns nicht weniger anstrengenden Schwester, ins Billardzimmer
zurückzog, war ihm etwas Ruhe vergönnt. So hatte er in den
letzten Tagen eine neue, ungewöhnliche Leidenschaft für das
den Herren vorbehaltene Spiel entwickelt. Die einzige noch
willkommenere Abwechslung war ihm das ausgelassene Spiel mit seiner
Nichte und den beiden Neffen. Besonders die Jungen hatten es ihm
angetan. Es waren nette, aufgeweckte Knaben, die sich für die
Seefahrt und Piratengeschichten begeisterten und es liebten, im
weitläufigen Garten von Wellesley House auf die Pirsch zu gehen.
    Sein
Interesse an den Kindern hatte auch Gwendolyn wieder etwas
besänftigt, die sich nun intensiv auf ihre Rolle als Mutter
vorzubereiten begann. Aber wie immer übertrieb sie auch dieses
berechtigte Ansinnen ins Maßlose. Obwohl noch kaum etwas von
der Schwangerschaft zu sehen war, ruhte sie die meiste Zeit des Tages
auf dem Sofa im gelben Salon und ließ sich umsorgen und
pflegen. Dabei diskutierte sie ausgiebig mit ihrer Schwester und
Mutter die Belastungen der Mutterschaft und beklagte ein ums andere
Mal das harte Los der Frauen. Selbstverständlich aber hinderte
sie ihr Zustand nicht daran, ständig Freundinnen zu empfangen,
denen er natürlich vorgestellt werden musste und mit denen er
dann einen beträchtlichen Teil des Tages Konversation zu
betreiben hatte, obwohl ihn dies unerträglich langweilte. So zog
er es vor, sich umgehend zurückzuziehen, sobald es die
Höflichkeit erlaubte. Natürlich war ihm bewusst, dass sich
Gwendolyn dann ebenso umgehend bei ihren Gesprächspartnerinnen
bitter über seine Ungeselligkeit beklagte. Aber was konnte er
daran ändern? Es war mitnichten so, dass er ein ungeselliger
Mensch war. Im Gegenteil, er liebte Gesellschaft und anregende
Gespräche, aber gerade an Letzterem mangelte es ihm seit er in
London weilte über die Maßen. Er sehnte sich nach den
täglichen Gesprächen mit

Weitere Kostenlose Bücher