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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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ein deutlich unsicherer Sitz verordnet war wie im
Herrensattel. Besonders bei Sprüngen über Baumstümpfe,
Gatter oder Mauern warf dies erhebliche Probleme auf. Dave erklärte
ihr ausführlich, wie sie das Gleichgewicht halten konnte, aber
es wollte ihr nur schlecht gelingen. Zu verkrampft saß sie auf
dem Rücken des an sich willigen Tieres und machte es durch ihre
eigene Angst nervös, so dass es mehrfach vor einem niedrigen
Gatter scheute, das sie als Übungsfeld auserkoren hatten. Das
Ende vom Lied war, dass die inzwischen recht erschöpfte Reiterin
das Gleichgewicht verlor und vom Pferd stürzte. Sie fiel auf
weiches Moos, das den Sturz glücklicherweise etwas dämpfte,
aber Charlotte hatte nach dieser Episode erst einmal genug für
den Tag und bat darum, sich auf den Heimweg zu machen. Sie war fast
nicht mehr in der Lage, sich im Sattel zu halten. Ihre Knie zitterten
und sie verspürte erneut Schwindel. Ein dreistündiger
Ausritt war wohl doch noch zu viel gewesen nach ihrer Erkrankung.
Völlig zerschlagen und erschöpft wankte sie schließlich
nach ihrer Rückkehr vom Ritt hinauf in ihr Zimmer. Dort
angekommen, legte sie sich – zu müde, um noch ihre
Reitkleidung auszuziehen – auf ihr Bett und war kurze Zeit
später fest eingeschlafen.

Kapitel
28

    Die
kleine Gesellschaft in Wellesley House hatte sich zum geselligen Teil
des Abends in mehrere Gruppen aufgeteilt, von denen jede ihren
bevorzugten Interessen nachging. Einige der Herrschaften spielten
Karten, unter ihnen auch Gwendolyn Battingfield, die diese
Beschäftigung aber eher nutzte, um den neuesten Klatsch
auszutauschen, anstatt sich wirklich ernsthaft dem Spiel zuzuwenden.
Die älteren Anwesenden hatten sich auf diverse Sitzgruppen
zurückgezogen und lauschten dem eher mittelmäßigen
Harfenspiel einer weiteren entfernten Verwandten, während sich
eine kleine Gruppe der Gentlemen dem Billardspiel – wie fast
jeden Abend – widmete, unter ihnen auch John und sein Bruder
David, der heute ebenfalls in Wellesley House weilte. Dies hatte
seinen besonderen Grund. Hatte er doch heute seinem Bruder die
Bestätigung des Kommandos für die HMS Hecla überbringen
können. Schon in knapp drei Wochen sollte sich Captain
Battingfield in Portsmouth zum Dienst melden. Das Schiff würde
im Flottenverband mit der HMS Griper am 11. Mai zu einer Reise ins
Ungewisse auslaufen.
    John
hatte die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen. Ein Ende seines
Aufenthaltes in Wellesley House vor Augen, begann er wieder Hoffnung
zu schöpfen. Außerdem war er an dem Forschungsauftrag
wirklich interessiert. Die Erforschung der Nord-West-Passage (34)
stellte eine der drängenden Aufgaben der Seefahrt dar. Der
Nation, der es gelang, als erste den Weg zu erkunden, war in der
Folge erheblicher militärischer und wirtschaftlicher Erfolg
gesichert. Allerdings war es extrem ungewiss, ob es diese Passage
überhaupt gab. (35) Immer wieder blieben Schiffe im Eis stecken
und wurden erbarmungslos von den ungeheuren Eismassen, die sich um
das Schiff wie eine feindliche Heerschar zusammenschlossen,
zerdrückt. Nicht wenige Schiffe waren auf diese Weise havariert
und hatten die Mannschaft mit untergehen oder aber jämmerlich in
der Eiswüste zugrunde gehen lassen.
    John
hatte in den vergangenen Tagen die Marinearchive aufgesucht und sich
über die bisherigen Erfahrungen mit der Seefahrt in der
fraglichen Region, zumindest soweit sie bisher erschlossen war,
vertraut gemacht. Das Ergebnis war nicht sehr ermutigend, dennoch
lockte ihn die schwierige Aufgabe. Außerdem konnte er auf diese
Weise den Himmelsatlas für diese äußersten nördlichen
Regionen ergänzen. Eine Aussicht, die ihn geradezu
elektrisierte.
    David
Battingfield sah mit Erleichterung, dass sich sein Bruder seit dem
erfolgreichen Gespräch mit Admiral Gordon wieder gefangen hatte.
Die Ablenkung durch die wirklich spannende, wenn auch gefährliche
Aufgabe, die ihm nun auch offiziell übertragen worden war,
schien ihm seine Lebensfreude und Tatkraft zurückzugeben. So war
er auch im Umgang mit seiner Frau geduldiger und freundlicher
geworden. Wahrscheinlich deshalb, weil er wusste, dass sich ihre
gemeinsame Zeit zumindest vorerst dem Ende zuneigte.
    In
der Zwischenzeit widmete John sich konzentriert dem Billardspiel, in
dem er eine beachtliche Fertigkeit entwickelt hatte. Zum Verdruss
seiner Mitspieler räumte er gekonnt Kugel um Kugel von der
grünen Fläche. Percy, der auch mit von der Partie war,
wandte sich deshalb gelangweilt an

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