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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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diese
Weise eine Veränderung seiner Lage einträte, wäre
zynisch und berechnend. Konnte er sich denn seiner Verantwortung für
dieses ungeborene Kind entziehen und würde sich Charlotte damit
einig erklären? Nie im Leben! Das wusste er ebenso sehr wie er
wusste, dass er sie liebte.
    Und
schließlich, Edward Peary zählte auf ihn. Er hatte ihm
sein Wort gegeben und konnte nicht zurück. Er senkte den Blick.
Es war aussichtslos! Es war ihm nicht vergönnt, mit Charlotte
Brandon sein Glück zu finden. Sie musste ihren Weg gehen und er
den seinen. Einen Weg durch eisige Gefilde – wie die Reise, die
er in Kürze antreten würde. Aber er konnte ihr wenigstens
den Weg in ein unabhängiges Leben ermöglichen, so wie sie
es sich ersehnt hatte. Er würde für ihr Auskommen sorgen.
Sie sollte sich nicht mehr abhängig machen müssen, nicht
mehr gedemütigt und missbraucht werden für die Wünsche
und die Gier anderer, die ihr an Charakterstärke und Ehrgefühl
weit unterlegen waren – und damit meinte er nicht Terency und
seine verbrecherischen Freunde. Sie sollte sich nicht mehr
entschuldigen müssen für ihre angeblich skandalöse
Herkunft und sollte frei entscheiden können, was sie zu tun
wünschte. Das war alles, was er ihr geben durfte. Und er betete
flehentlich, dass sie überleben würde, um sich daran zu
erfreuen. Die Liebe, die er für sie empfand, so sehr, dass es
ihn fast zerriss, würde er mit sich nehmen auf seine Reise in
das unerforschte Nord-Polarmeer und wer wusste, ob diese Reise ins
Ungewisse glücklich endete. Wenn nicht, dann war es eben so!
    Diesen
Entschluss in die Tat umzusetzen war nun die Aufgabe, die ihm zu tun
blieb. Es war besser, wenn er es nicht mehr allzu lange aufschob. Je
länger er den Abschied von Charlotte hinauszögerte, so
schmerzlich er ihm auch schien, umso schwerer würde er ihm
fallen, dessen war er sich gewiss.
    Aber
erst einmal musste er wissen, wie es ihr ging. Er hatte sehr lange
geschlafen. Was, wenn in der Nacht die Komplikationen aufgetreten
waren, von denen Dr. Williams gesprochen hatte? Plötzliche Sorge
kroch in ihm hoch und er rannte fast den Weg zu ihrem Zimmer. An der
Tür traf er eine der Bediensteten, die gerade mit einigen
blutigen Verbänden den Raum verließ. Sie legte mit
strengem Blick die Finger auf die Lippen und forderte ihn dadurch
auf, sich leise und gemessen zu verhalten. Wieso blutete Charlotte
immer noch? Wann hörte das denn endlich auf?
    Er
betrat das Zimmer. Dr. Williams, der ziemlich übernächtigt
wirkte, saß an Charlottes Bett und war gerade dabei, ihren Puls
zu messen. Charlotte schien immer noch ohnmächtig zu sein. Das
war kein gutes Zeichen. Wieso wachte sie nicht auf?
    Er
trat neben den Arzt und wartete, bis dieser seine Untersuchung
beendet hatte.
    » Ah,
Captain Battingfield«, begrüßte dieser ihn
freundlich, »wenigstens Sie sehen wieder besser aus.«
    » Wie
geht es ihr?«
    Der
Arzt zog in Bedenken die Stirn kraus und schüttelte den Kopf.
»Ich wünschte, ich könnte Besseres berichten, aber
ich muss Ihnen leider sagen, dass der Blutverlust der Patientin
insgesamt sehr erheblich war. Sie ist einfach sehr, sehr schwach.
Noch ist sie nicht über den Berg. Allerdings ist sie heute Nacht
zwei Mal aufgewacht, was mich sehr beruhigt hat, denn so konnte ich
ihr etwas einflößen, was die Blutbildung beschleunigt und
sie kräftigen wird.«
    Das
beruhigte ihn keineswegs. Ängstlich fragte er: »Kann ich
mit ihr sprechen?«
    » Nein,
ich muss es Ihnen verwehren. Ich habe ihr gerade noch einmal eine
große Dosis Laudanum gegeben gegen die Schmerzen. Auch diese
Laudanumgaben sind ein Punkt, der mich beunruhigt. Lange kann ich das
nicht mehr verantworten.«
    John
blickte ihn fragend an.
    Der
Arzt erläuterte es ihm: »Sehen Sie, Laudanum wird von
vielen meiner Kollegen sehr gerne verschrieben, weil es die Patienten
ruhigstellt und den Schmerz lindert, zumindest die Patienten in eine
Art traumähnlichen Rausch versetzt, sodass sie den Schmerz nicht
so sehr spüren. Aber Laudanum ist in seinem Hauptbestandteil
letztlich nichts anderes als ein Opiat. Man kann es kurzfristig
geben, aber auf längere Sicht löst es eine Sucht aus, die
mindestens ebenso schlimm ist wie das ursprüngliche Leiden
selbst. Ich weiß von etlichen schwerverletzten oder kranken
Patienten, die durch die Gabe von Laudanum zu Opiumsüchtigen
wurden. Und das ist eine schlimme Sache, kann ich Ihnen sagen,
abgesehen davon, dass es den Organismus schwer schädigt. Für
eine junge

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