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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Miss
Fortescue.
    Einen
Sekretär gab es im Zimmer nicht, aber auf dem Nachttisch neben
dem Bett lag ein ansehnlicher Stapel Bücher, Papier und
Schreibzeug. Er musste lächeln. Es sah Charlotte nur zu ähnlich,
mehr Bücher als Kleidungsstücke auf eine Reise mitzunehmen.
Er ging hinüber zum Bett, setzte sich auf die Kante und begann,
die Bücher durchzusehen. Es waren vorwiegend wissenschaftliche
Abhandlungen zu verschiedenen Themen und ein lateinisches Werk von
Seneca. (42) Eines der Bücher hatte sie wohl von Walter
bekommen. Theoria
motus corporum coelestium in sectionibus conicis solem ambientium
(43) von Carolus Fridericus Gauß war in schwarzen Lettern
auf den braunen Einband geprägt. Sie hatte sich einige Notizen
darin gemacht. Offenbar war sie gerade dabei gewesen, es aufmerksam
zu studieren. Wie sehr wünschte er, er hätte die Zeit
zurückdrehen können. Er erinnerte sich an ihren Spaziergang
zum Observatorium in Dullham Manor, an ihre Nähe und die scheue
Art, in der sie es zugelassen hatte, dass er ihren Arm nahm …
    John
richtete sich auf und rief sich zur Ordnung. Er musste aufhören,
sich selbst zu quälen, das führte zu nichts. Entschlossen
blätterte er das Buch schnell durch und fand darin tatsächlich,
was er suchte. Sie hatte als Lesezeichen einen Brief von Mary
Fortescue verwendet. Auf der Rückseite war deren Adresse
aufgeschrieben. Er kannte den Ort. Dieser lag etwa fünfundzwanzig
Meilen östlich von Millford Hall, von Rockbury Castle aus sicher
in einigen wenigen Stunden scharfen Ritts zu erreichen.
    Er
erhob sich und wollte gerade das Zimmer verlassen, als ihm etwas ins
Auge fiel. Ein blausilberner Seidenschal war vom Stuhl vor dem Bett
geglitten und lag nun auf dem Boden halb unter dem Bett. Es war der
Schal, den sie bei ihrem ersten Besuch auf Dullham Manor getragen
hatte. Deutlich sah er sie vor sich. Wie einer Szene auf einer
antiken Vase entsprungen hatte sie ausgesehen, seine kleine Athene.
    Ohne
weiter zu überlegen, griff er nach dem Schal und steckte ihn
ein. Wenigstens ein Andenken an sie sollte ihm vergönnt sein.

Viertes
Buch

Kapitel
38

    Der
livrierte Diener in Wellesley House am Berkeley Square öffnete
in formvollendet höflicher Blasiertheit, wie es von ihm erwartet
wurde. Sich seiner wichtigen Position im Empfangsbereich des
erlauchten Hauses Wellesley wohl bewusst, rümpfte er zunächst
etwas die Nase, als er den Gentleman erblickte, der mit abgewandtem
Gesicht, schlammbespritzten Hosen und schmutzigen Stiefeln sowie
einem insgesamt recht mitgenommenen Äußeren vor ihm stand,
stellte dann aber zu seiner größten Betroffenheit fest,
dass es sich bei dem abgekämpften Besucher um niemand anderen
als Lord Battingfield persönlich handelte, der wohl die Nacht
durchgeritten sein musste. Es war noch recht früh am Morgen und
der überraschend aufgetauchte Gemahl von Lady Battingfield war
noch nicht erwartet worden, gleichwohl mit seiner Ankunft am späteren
Tage dringend und ungeduldig gerechnet wurde.
    Selbst
der Dienerschaft war es nicht verborgen geblieben, dass irgendetwas
vorgefallen sein musste. Als der junge Herr, Percy Wellesley, am Tag
davor eingetroffen war, hatte er zunächst seine Mutter
aufgesucht und eine kurze, aber sehr engagiert geführte
Unterredung mit ihr gehabt. Kurze Zeit später war diese aus dem
Zimmer und in den Salon gestürmt, wo die junge Herrin schon seit
dem Lunch auf dem Sofa ruhte. In erregtem Ton war von einem
unglaublichen Skandal die Rede gewesen, wobei immer wieder die Namen
des Barons und einer gewissen Miss Millford gefallen waren. Daraufhin
war Lady Battingfield in ein lautstarkes, hysterisches Geschrei
verfallen und hatte mehrere Vasen und wessen sie auch immer habhaft
werden konnte zertrümmert, sodass man sich genötigt sah,
den Arzt hinzuzuziehen, der ihr etwas zur Beruhigung gegeben hatte.
Allein der Verursacher der ganzen Aufregung fehlte. Nun war er
endlich angekommen und der Diener, der schon viele Jahre Erfahrung im
Hause Wellesley hatte, war gespannt wie die Dinge nun verlaufen
würden.
    » Soll
ich Sie anmelden, Mylord?«, fragte er höflich, jedoch
selbst davon überzeugt, dass dieses Ansinnen verneint werden
würde. So war es denn auch.
    Der
Baron schüttelte unwillig den Kopf und meinte dann: »Danke,
Henry! Das wird nicht nötig sein. Ich muss mich erst einmal
etwas frisch machen, umziehen und noch ein wenig schlafen. Allerdings
… etwas zu essen wäre gut! Man soll es mir auf mein
Zimmer bringen.«
    Seit
sie nach

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