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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Wellesley House gekommen waren, hatten John und Gwendolyn
streng getrennte Schlafzimmer. Seine Frau hatte mit Verweis auf ihre
Schwangerschaft darauf bestanden, da sie keine ehelichen Pflichten
mehr zu erfüllen gedachte, um das entstehende Leben in ihr nicht
zu gefährden. Er hatte nur zu gern zugestimmt. Die Vorstellung,
weiterhin mit seiner Frau verkehren zu müssen in dieser sehr
privaten Weise, war ihm unmöglich geworden, ja, geradezu
zuwider.
    Müde
ging er die Treppen hinauf in seinen großzügig
geschnittenen privaten Raum, legte seine völlig verschmutzte,
verschwitzte Kleidung ab und wusch sich mit dem angewärmten
Wasser, das ihm zusammen mit einem Imbiss und etwas verdünntem
Wein gebracht wurde. Dann legte er sich auf sein Bett und schloss die
Augen. Er war sehr müde, konnte sich aber nicht allzu viel Ruhe
gönnen. Schon morgen Abend wurde er in Portsmouth auf der HMS
Hecla erwartet und es gab noch einiges zu besprechen. Wenigstens war
es ihm gelungen, die Unterredung mit dem Coroner zu führen. Er
hatte ihm alles gesagt, was er wusste, auch das, was Charlotte ihm
zumindest andeutungsweise berichtet hatte. Zudem hatte er ihm auch
die Adresse von Walter gegeben, der über den Fall mit der
Dienstmagd Näheres wissen musste. Falls Charlotte nicht genesen
sollte – der Gedanke an eine solche Möglichkeit brachte
ihn nahezu um vor Kummer und er beeilte sich, ihn schnell von sich
wegzuschieben –, konnten hier Auskünfte über die
Vorfälle auf Millford Hall eingezogen werden. Der Coroner schien
immerhin ein vernünftiger und entschlossener Mann zu sein, hatte
jedoch zu bedenken gegeben, dass es wegen der herausgehobenen
Stellung Terencys schwierig werden könnte, ihn ob seiner Untaten
angemessen zur Rechenschaft zu ziehen. Sehr interessiert hatte er
sich jedoch an dem schwarzen Hengst gezeigt, auf dem zu reiten
Charlotte von Terency gezwungen worden war. Er hatte noch in Johns
Beisein angeordnet, dass das Tier begutachtet und vor Zeugen geritten
werden sollte, um nachweisen zu können, dass es sich wirklich um
einen geplanten Mordanschlag gehandelt hatte.
    Schließlich
war John mit dem wenigstens einigermaßen sicheren Gefühl
von ihm geschieden, in dieser Angelegenheit alles getan zu haben, was
in seiner Macht stand. Seine Aussage war aufgrund der Tatsache, dass
er England bald zu verlassen gedachte, eidesstattlich aufgenommen
worden und so konnte er sich beruhigt den weiteren Aufgaben, die
seiner harrten, zuwenden.
    Der
Umweg über Sherfield, dem Wohnort der Familie Fortescue, hatte
ihn viel Zeit gekostet und seinem Hengst zugesetzt. Doch war er von
Charlottes Freundin, Miss Mary Fortescue, sehr angenehm überrascht
gewesen. Sie war eine vernünftige, nervenstarke und warmherzige
junge Frau, die ohne zu zögern eingewilligt hatte, unverzüglich
nach Rockbury Castle aufzubrechen, um ihrer todkranken Freundin
beizustehen. Man hatte ihn zwar genötigt, die Nacht im Hause der
Fortescues zu verbringen, doch er hatte abgelehnt und war
unverzüglich aufgebrochen. Die Auseinandersetzung mit Gwendolyn
und ihrer Mutter stand noch bevor. Außerdem musste er vor
seiner Abreise noch dringend David aufsuchen, um ihm die notwendigen
Anweisungen für die finanzielle Versorgung von Charlotte und
auch Miss Fortescue zu geben, solange diese sie pflegte, sowie für
das Honorar von Dr. Williams.
    Plötzlich
fiel ihm ein, dass Charlottes Schal noch in seinen abgelegten
Kleidern steckte. Schnell stand er auf, zog ihn aus der Tasche seiner
Weste und verbarg ihn unter seinem Hemd. Die Vorstellung, dieses
zarte Stückchen Stoff zu verlieren, das wie ein Teil von
Charlotte, wie die Ahnung ihrer Anwesenheit schien, war für ihn
auf eine seltsame Weise unerträglich. So war sie ihm wenigstens
in seiner Vorstellung nahe. Dann schlief er ein.

    ******

    Kurz
vor der Lunchzeit betrat John den Salon, in dem sich seine Gattin für
gewöhnlich aufzuhalten pflegte. Wie ihm der Butler mitteilte,
waren sowohl Gwendolyn als auch Lady Wellesley schon vor Stunden über
seine Ankunft informiert worden und erwarteten ihn ungeduldig.
    Wie
er es vermutet hatte, fand er die beiden in erwartungsvoller
Anspannung vor. Eine scharfe Auseinandersetzung stand bevor, das
spürte er sofort. Percy Wellesley hatte wohl schon entsprechende
Kunde von den Vorfällen auf Rockbury Castle verlauten lassen.
John räusperte sich und eröffnete das Gespräch mit
einem höflichen, aber distanzierten Gruß an seine Gattin
und Lady Wellesley.
    Gwendolyn
hielt es nicht

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