Pflicht und Verlangen
auch Schürzen für Sie, und sonst wird Ihnen
auch gerne Emmy mit einer Schürze aushelfen. Sie hat einige, da
sie mir auch öfter noch in der Küche hilft. Das gute Kind.«
» Das
wäre wirklich wunderbar, Mrs Sooner. Ob Ruby mir die Sachen bis
kommenden Donnerstag bereitlegen könnte? Da ist nämlich
mein nächster Ausflug nach Dullham Manor geplant. Vorher
bekommen wir ja auch noch Besuch von den Fortescues und Mr Terency.«
» Oh,
ja! Lady Millford hat mir vorhin mitgeteilt, dass wir bald Besuch
erwarten. Sagen Sie, Miss Millford, falls es nicht zu vermessen ist,
können Sie sich vielleicht erklären, was mit meiner Emmy
los ist? Ich weiß ja, dass Sie die Kleine ins Herz geschlossen
haben. Sie war vorher in der Küche, als Lady Millford
herunterkam, um mit mir das Dinner zu besprechen und als sie hörte,
wer zu Besuch kommt, wurde sie erst rot, dann blass und rannte dann
hinaus. Lady Millford wollte sie schon dafür tadeln, aber dann
hat sie es über der Menüplanung wieder vergessen.«
Mrs Sooner schüttelte, als sie sich die Szene wieder vor Augen
führte, immer noch verwundert den Kopf. »Ich verstehe es
nicht, so ist meine Emmy doch nicht. Sonst ist sie ein so fleißiges,
anstelliges Mädchen!«
» Hm
…«, Charlotte dachte nach, »jetzt wo Sie es
erwähnen, auch mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass sie
etwas fahrig wirkt. Sie hat aber nichts zu mir gesagt und ich habe
auch sonst nichts bemerkt. Außer – wenn ich es mir recht
überlege – am Tag nach dem Ball kam sie aus dem
Frühstücksraum, in dem sich gerade nur Mr Terency aufhielt
und wirkte irgendwie, nun ich will nicht sagen verstört, aber es
muss etwas vorgefallen sein. Aber, ob das etwas mit Mr Terency zu tun
hat? Vielleicht hat er sie ja wegen irgendetwas gemaßregelt.
» Das
wird es wohl sein! Ich werde ihr wohl einmal den Kopf zurechtsetzen
müssen.«
» Nein,
Mrs Sooner, machen Sie das nicht. Wir wissen es ja gar nicht.
Wahrscheinlich irren wir uns und es hat einen ganz anderen Grund und
wir täten Emmy dann nur Unrecht. Lassen Sie es gut sein. Und
vielen Dank auch für Ihre Hilfe.« Charlotte verabschiedete
sich und trat aus dem Küchentrakt in den Garten hinaus, um noch
einen Spaziergang vor dem Tee zu machen. Danach würde sie einen
Brief an die Geschwister Fortescue schreiben, den sie dem Kutscher,
der die drei abholen würde, mitgeben wollte. Sie freute sich auf
das Wiedersehen und nicht nur deshalb, weil es sie der unangenehmen
Aufmerksamkeit durch Mr Gaylord Terency zumindest etwas entzog.
Kapitel
13
Lady
Millford hatte sich wirklich die größte Mühe gegeben.
Der Tisch war festlich gedeckt und im kleinen Salon alles auf das
Beste geordnet und geschmückt worden. Das gute chinesische
Geschirr mit den blauen Blütenornamenten, das seinen Weg auf
Cornwalls recht abenteuerlichen und alles andere als legalen
Schmugglerpfaden (18) bis nach Dorset ins Herrenhaus gefunden hatte,
wurde nur noch durch die blanken Bleikristallgläser überstrahlt,
in deren Stielen Spiralen aus opakem Emaille eingeschlossen waren.
Auf dieses exquisite Beispiel der überlegenen englischen
Glasbläserkunst war Lady Millford ausgesprochen stolz und sie
wachte mit Argusaugen darüber, dass keines der Gläser durch
profanen Staub verunstaltet wurde, geschweige denn schlimmer zu
Schaden kam .
Feinstes
englisches Linnen und das Besteck aus Sterlingsilber rundeten das
elegante Bild ab und ließen zumindest den Anschein eines
wohlhabenden Hauses entstehen. Diesen Anschein sollte auch das
ärgerlich kostspielige Dinner mit immerhin achtzehn Gängen
unterstreichen, das sie für den wichtigen Anlass angeordnet
hatte. Der weitgereiste Mr Terency erwartete eine solchermaßen
umfangreiche Speisefolge sicher wie selbstverständlich und
obwohl sie sonst auf Millford Hall, schon wegen der schwachen
Konstitution Sir Alistairs, eher eine genügsame Tafel
bevorzugten, war sie in diesem Stadium der erhofften Entwicklung
ängstlich darauf bedacht, den hoch geschätzten Gast nicht
zu enttäuschen. Allerdings gedachte sie, auch jedes noch so
kleine Überbleibsel des üppigen Mahls zu einem späteren
Zeitpunkt noch einmal auf den Tisch zu bringen und nicht – wie
in anderen, verschwenderischen Häusern üblich – der
Dienerschaft zu überlassen. Dass sie wegen der sehr knappen
Finanzen bereits zwei der Gärtner hatte entlassen müssen,
verschwieg Lady Millford auch gegenüber ihrem Gatten, der seine
Tage zunehmend verschlief und in wachem Zustand mit
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