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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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Als ehemaliger
Nachtwächter liebt Sturzenegger die frühen Morgenstunden.
    »Zeus«,
ruft er erneut. Diesmal lauter. Er lässt seinen Blick umherschweifen, doch viel
sieht er nicht. »Wo bloß steckt das verflixte Tier?«, wettert er vor sich hin. Dann
hört er ein Bellen.
    »Zeus, Fuß!«
    Das Tier
trottet mit gesenktem Kopf auf ihn zu und leckt ihm die Hand. Er nimmt es an die
Leine.
    »Ist ja
gut, mein Freund«, beruhigt er den Hund. »Wir wollen doch nicht alle aufwecken,
oder?« Er tätschelt ihn. »Platz, bleib!«
    Der Hund
gehorcht und legt sich hin.
    Sturzenegger
zückt seine Taschenlampe und leuchtet die Umgebung ab. Damit hat er Erfahrung. Er
nähert sich langsam dem Pflugstein. Dann sieht er ihn. Der Mann liegt zusammengerollt
im Gras. Der Alte nähert sich ihm vorsichtig.
    »Hallo,
Sie da«, ruft er barsch.
    Keine Antwort.
Er stößt den Mann mit seinem Fuß leicht an und leuchtet ihm ins Gesicht. Nichts
regt sich.
    »So viel
steht fest«, murmelt Sturzenegger, »dieser Mensch hat das Zeitliche gesegnet.«
    Er richtet
die Taschenlampe auf seine Armbanduhr. Dann kehrt er zu seinem Hund zurück und tätschelt
ihn.
    »Brav, Zeus,
brav.«
    Er zieht
sein Handy aus der Tasche und wählt den Polizei-Notruf. Dann notiert er in sein
Notizbuch: Toter beim Pflugstein, Montag, 2. Mai, 03:30 Uhr.

6
     
    Montag im Morgengrauen.
    Ein Anruf
geht bei der Einsatzzentrale ein. Ein Fußgänger hat beim Pflugstein in Herrliberg
einen Toten entdeckt.
    Die Einsatzzentrale
leitet den Notruf an die Gemeindepolizei Meilen weiter und bittet diese um einen
ersten Augenschein.
    Wenig später
erhält die Einsatzzentrale von der Gemeindepolizei Meilen die Rückmeldung, dass
es sich bei der Leiche um einen außergewöhnlichen Todesfall, um einen AG handeln
würde.
    Daraufhin
klingelt die Einsatzzentrale Kriminalpolizist Möller von der Kantonspolizei Zürich
aus dem Bett und beordert ihn nach Herrliberg zum Pflugstein.
    Gut eine
halbe Stunde später trifft Möller beim Tatort ein. Der Pflugstein ist mit den üblichen
weiß-roten Bändern abgesperrt. Scheinwerfer sind auf den mächtigen Stein gerichtet.
Wie eine Theaterinszenierung, geht es ihm durch den Kopf. Das fahle Licht der Morgendämmerung
verstärkt diesen Eindruck.
    Die ganze
Equipe einschließlich Staatsanwältin ist vor Ort. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
    Möller will
so schnell wie möglich ein Gefühl für den Fall bekommen, und das bekommt er nur,
wenn er versucht, jede einzelne Information zu verinnerlichen. Dazu gehören auch
visuelle Eindrücke. Er inspiziert die Umgebung peinlich genau und prägt sich jedes
Detail ein. Seine Erfahrung hat ihn gelehrt, dass der erste Eindruck für eine erfolgreiche
Ermittlung maßgebend ist.
    Der Tote
ist nackt, weist aber laut Rechtsmediziner keine offensichtlichen Verletzungen auf.
Der Mann sieht so aus, als würde er schlafen. Eine durch und durch friedliche Leiche,
denkt er stirnrunzelnd.
    Um sich
einen ersten Überblick zu verschaffen, befragt er den alten Mann, der die Leiche
gefunden hat, danach Gemeindepolizist Arnold Fessler, der den Fundort als Erster
betreten hat. Viel geben ihre Schilderungen nicht her. Fessler verspricht ihm einen
detaillierten Grundrapport des Tatbestands auf acht Uhr.
    Die Spurensicherung
vor Ort nimmt viel Zeit in Anspruch. Möller weiß, dass die Leiche erst dann ins
Institut für Rechtsmedizin oder IRM überführt werden kann, wenn alle Spuren am Fundort
gesichert sind. Achtzig Prozent der Lösung eines Falles geschehen am Tatort bei
der Spurensuche und -sicherung.
    Ihn braucht
es hier im Moment nicht mehr.

7
     
    Um sechs Uhr morgens am selben Tag
betritt Möller das Kripo-Gebäude an der Zeughausstrasse in Zürich.
    Sein Arbeitskollege
erwartet ihn zum Rapport.
    Er ist froh,
dass man ihm für diesen Mordfall Marco Pola zugeteilt hat. Er ist ein erfahrener
Polizist ohne jegliches Imponiergehabe. Bei Vernehmungen ist er unerbittlich und
ausdauernd. Er stellt kluge Fragen und versteht es, den Angeklagten Geständnisse
zu entlocken und Lügen aufzudecken. Seine Protokolle sind sachlich und informativ.
Gleichzeitig ist er auch ein hervorragender Ermittler. Was ihn aber von all seinen
anderen Berufskollegen auszeichnet, ist seine Sozialkompetenz und sein unverwüstlicher
Humor, den er selbst dann nicht verliert, wenn er verliert.
    Möller rekapituliert,
was er über den Pflugstein-Toten weiß. Viel hat er nicht, weil die Identität des
Mannes zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststeht, auch sind

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