Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
die Fundortarbeiten noch
nicht abgeschlossen.
Nach dem
kurzen Brainstorming holen sich die beiden Männer vom Automaten einen Kaffee, und
Möller nutzt die Gelegenheit, um Pola von seinen Ferien in Ägypten zu erzählen.
8
Kurz vor acht macht sich Möller
auf den Weg zum Polizeiposten Meilen, dem auch die Polizeistationen von Herrliberg
und Erlenbach angeschlossen sind.
Dort trifft
er sich mit Gemeindepolizist Fessler, der ihm wie versprochen den Grundrapport des
Tatbestands überreicht. Er bittet Fessler, ihn noch einmal zum Pflugstein zu begleiten,
denn er wird das Gefühl nicht los, dass er dort etwas Wichtiges übersehen hat.
9
Punkt halb elf kehrt Möller ins
Kripo-Gebäude zurück.
Kaum dort
angekommen teilt ihm Fessler telefonisch mit, dass die Gemeindepolizei Horgen ihn
soeben darüber informiert hat, dass eine gewisse Angelina Roffler ihren Mann als
vermisst gemeldet und ihn anhand eines Fundortfotos identifiziert hat.
Der Name
des Toten ist also Joe Roffler.
Fessler
gelobt, sich der Sache umgehend anzunehmen und so schnell wie möglich sämtliches
Hintergrundmaterial über den Toten zu beschaffen, wie Bekanntenkreis, Arbeitssituation,
Wohnort, beruflicher Werdegang, Vermögensverhältnisse und so weiter. Er verspricht
die ersten Informationen auf den Abend.
10
Um die Mittagsstunde herum nimmt
Möller ernüchtert zur Kenntnis, dass das Forensische Institut noch keine Spuren
gefunden hat, die Aufschluss über den Tathergang geben. Fest steht lediglich, dass
der Fundort nicht der Tatort ist.
Erneut verlässt
er die Kripo-Leitstelle. Doch diesmal nimmt er das Tram zum Milchbuck.
Das letzte
Stück Weg zum Analysenlabor des Instituts für Rechtsmedizin legt er zu Fuß zurück.
Im IRM geht es wie immer leise und
respektvoll zu und her. Neben Säge- und Schneidegeräuschen ist lediglich das konzentrierte
Sprechen in die Diktiergeräte zu hören.
Er trifft
sich mit Fritz Krümmel, den er in den letzten Jahren als kompetenten Rechtsmediziner
schätzen gelernt hat. Dieser vermutet Gift als Todesursache. Leider kann es aus
Zeitgründen im Körper noch nicht nachgewiesen werden. Es wurden zwar Hinweise auf
Alkohol und ein Schlafmittel in Rofflers Blut gefunden, aber dem Rechtsmediziner
zufolge ist er nicht daran gestorben.
Krümmel
bittet ihn, einen Moment zu warten.
Dann stellt
er ihm einen Rechtsmediziner vom Toxikologischen Institut vor, den er zur Unterstützung
beigezogen hat. Dieser erklärt, dass es eine Frage der Konzentration des Giftes
sei, dieses im Körper nachzuweisen. Leider sei die toxikologische Analyse sehr kompliziert,
weil sich das Gift im Körper abbaue. Viele Substanzen seien nur nachweisbar, wenn
man gezielt nach ihnen suche. Trotzdem könnten bereits einige Giftstoffe ausgeschlossen
werden.
Beide Mediziner
sind zuversichtlich, dass sie bald mehr wissen werden.
Nach der Besprechung mit den beiden
Rechtsmedizinern empfängt Möller die Frau des Toten. Roffler ist zum Glück eine
ganz und gar ansehnliche Leiche.
Angelina
Roffler identifiziert ihren Mann, ohne dabei die Fassung zu verlieren. Doch die
Trauer steht ihr ins Gesicht geschrieben.
Er muss
an seine vielen Besuche in diesen klinisch blitzblanken Räumen denken, die für ihn
immer wieder eine Tortur sind. Das liegt nicht nur am Verwesungsgeruch der toten
Körper. Vielmehr plagt ihn jedes Mal der Eindruck, dass die Toten verzweifelt versuchen,
ihre Geschichte zu erzählen.
11
Um halb vier nachmittags betritt
Möller zum dritten Mal an diesem Montag das Kripo-Gebäude.
Er studiert
den Autopsiebericht, den Krümmel ihm überreicht hat. Er enthält Angaben über körperlichen
Befund, Blutgruppe, Mageninhalt und dergleichen. Bedauerlicherweise fand man unter
den Fingernägeln keine Fremdzellen. Mit Ausnahme von ein paar blauen Flecken gibt
es auf dem Körper des toten Mannes keine Begleitverletzungen. Dem Rechtsmediziner
zufolge sind diese kleinen Blutergüsse Aufschlagspuren. Doch Möller weiß aus Erfahrung
– auch keine Spuren sind Spuren.
Er fährt nochmals nach Meilen, weil
er Gemeindepolizist Fessler persönlich sprechen will. Da er bis zum späten Nachmittag
noch keine Zeit für eine richtige Mahlzeit gefunden hat, bittet er Fessler, ihm
bei einer Pizza und einer Stange Bier mitzuteilen, was er über den Toten in Erfahrung
gebracht hat.
Nach diesem Treffen kehrt er ins
Büro zurück und bringt Verena Kurtz, die ermittelnde Staatsanwältin, und Dienstchef
Hans Frey auf den neusten
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