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Pforten der Nacht

Titel: Pforten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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trinken, während sie so gut wie nichts zu sich nahm, sondern jede seiner Gesten mit flinken Blicken verfolgte.
    »Satt?«, fragte sie, kaum hatte er den letzten Bissen verzehrt. »Vollkommen satt?«
    Er genoss die Zweideutigkeit in ihrem Ton. Ja, so liebte er sie, so wollte er sie! Und je frecher sie sich jetzt gebärdete, umso lustvoller würde es anschließend für ihn sein, sie für ihren Übermut zu bestrafen.
    »Nicht ganz. Ein kleiner Nachtisch vielleicht?« Nur zu bereitwillig ging er auf ihre Leichtigkeit ein.
    Sie erhob sich, tänzelte ein paar Schritte, dann hob sie ihr Kleid. Sie war nackt darunter, nackter als jemals zuvor. Ihr dichtes Kupfervlies war verschwunden. Aufreizend langsam spreizte sie mit ihren Fingern die Lippen, die es bislang verborgen hatte.
    »Komm!«, sagte sie heiser. »Wieso zögerst du noch? Ich kann es kaum noch erwarten, dich in mir zu spüren. Lass es uns spielen, Jan, das uralte Spiel auf Leben und Tod!«
    Er packte sie, zog sie zu sich heran, drang in sie und wollte ihr ungeduldig das dünne silbrige Kleid über den Kopf streifen, das lange Ärmel hatte, die mit ihren gezackten Spitzen sogar die Hände halb verdeckten, um nichts Trennendes mehr zwischen ihnen zu spüren. Sie aber hinderte ihn daran. Grub ihre Zähne in seinen Hals, bis er aufschrie, bäumte sich ihm entgegen, wand sich unter ihm wie eine Rasende.
    So hatte er sie noch niemals besessen!
    Er keuchte, als er schließlich befriedigt von ihr abließ, und blieb wie gefällt auf dem Boden liegen. Ein schwerer Geruch hing jetzt im Raum, der nichts mehr mit den feinen Düften von zuvor gemein hatte. Susanna Tarlezzo erhob sich überraschend schnell. Sie ging zum Tisch, holte zwei Kerzen, stellte sie ganz nah vor ihm auf.
    »Ich möchte, dass du mich gut siehst«, sagte sie. »Schau mich ganz genau an, mein Gebieter! Als wäre es zum allerletzten Mal.«
    Geschickt löste sie die Schnüre ihres Mieders und ließ das Kleid langsam heruntergleiten. Er sah ihre Brüste, die schlanke Taille, die wohlgeformten Hüften und lächelte erwartungsvoll. Was sie wohl im Schilde führte? Eine neue köstliche Raffinesse, die sie ihm bislang vorenthalten hatte?
    Dann hob sie langsam die Arme.
    Sein Lächeln erstarb, als sein Blick auf die dunklen Beulen unter ihren Achseln fiel, klein noch, aber bereits deutlich erkennbar. Es gab keinen Zweifel. Der Atem wurde ihm plötzlich knapp.
    »Die Pest«, sagte sie voller Genugtuung. »Ich werde sterben. Zuerst habe ich darüber geweint. Jetzt aber lache ich. Denn ich habe alles dafür getan, dass du ebenfalls elend an ihr zugrunde gehen wirst.«
    Er fuhr auf wie verbrannt, suchte nach seinen Kleidern. Bedeckte sich fahrig. »Du bist wahnsinnig!«, schrie er. »Weshalb? Was habe ich dir getan? Was?«
    »Das willst du wirklich wissen, Jan? Nun, wohlan! Mich geschändet und zur Hure gemacht. Mich wie eine Gefangene behandelt, belogen, getäuscht, hingehalten. Mich verachtet, als ich dir nur die Tochter und nicht den ersehnten Sohn geschenkt. Mich beschuldigt, ich hätte dein Kind getötet. Mich verächtlicher als ein Stück Vieh bestiegen. Ist das genug? Sprich! Oder willst du noch weiter hören? Sag es mir!«
    Sie schien zwar am Ende ihrer Kräfte. Aber im Rausch ihres Triumphes. Ihr roter Mund bebte. Er starrte sie an, und jetzt sah er, wie unheilbar krank sie war. Ja, sie würde sterben! Binnen Kurzem würden Maden an ihr fressen.
    Und an ihm dazu.
    »Aber ich habe schon viel früher damit begonnen, mich an dir zu rächen.« War das noch Nanas fiebrige Stimme oder nicht vielmehr ein furchtbarer Alb, der auf ihm saß und ihm die Luft zunehmend abdrückte? »Datini war mein Geliebter, vom ersten Moment an, da mein Fuß diese Stadt betreten. Meinst du, ich hätte deine Umarmungen sonst überhaupt ertragen? Und Cäcilia ist sein Kind, nicht deines! Wie haben wir gemeinsam über deine Torheit gelacht - die Blindheit eines eitlen alten Mannes, der dumm genug war, uns unseren Spaß auch noch jahrelang zu bezahlen!« Sie hustete. Blut färbte das Linnen dunkel, das sie sich schnell vor den Mund hielt. »Außerdem hat er für dein eifersüchtiges Weib spioniert. Und sich diese Dienste zusätzlich reichlich aus deiner Schatulle löhnen lassen.«
    »Du Teufelin!« Er spuckte in ihr lächelndes Gesicht. »Satan soll dich holen!«
    »Fahr lieber selber zur Hölle, Jan van der Hülst!«
    Bevor er sich’s versah, hatte sie zielsicher zurückgespuckt. Mitten auf seinen Mund. Und obwohl er sich sofort mit dem

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