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Pforten der Nacht

Titel: Pforten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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brachten ihn halb um den Verstand. Sie beherrschte wahrlich die Kunst, einen Mann zum Rasen zu bringen!
    »Und wenn schon! Hundert neue schenke ich dir dafür. Was sage ich da, tausend, wenn du willst. Außerdem liebe ich dich nackt ohnehin am meisten!«
    Er genoss es, wie die dünne Seide unter seinen Fingern brach. Ihre Brüste waren voller geworden, seitdem sie schwanger war, er küsste und biss die rosigen Warzen, bis Nana laut zu stöhnen begann. Das kupferne Haar auf dem harten Hügel zwischen ihren Leisten faszinierte ihn wie am allerersten Tag. Viele Damen in Venedig rasierten ihren Venushügel, wie es auch die Frauen der Sarazenen taten, so hatte sie ihm kichernd gestanden, und auch sie war früher dieser Mode gefolgt, er aber verbot es ihr. Er wollte ihr Schamhaar, so wie es natürlich wuchs, dicht, aber nicht drahtig und kraus, sondern seidenweich. Er ließ seine Zunge spielen, bis sie unter seinem Mund hin und her zuckte. Ihre Bewegungen wurden immer heftiger; ihre Hüften bäumten sich ihm entgegen in kräftigen Wellen.
    »Bitte!«, keuchte sie. »Erbarmen! Ich sterbe!«
    »Dann stirb doch!«, flüsterte er zurück. »Stirb, meine Süße. Tu es für mich. Für mich allein!«
    Sie war wie für ihn gemacht, eng, heiß, mit einem Leib wie aus Seide. Als er in sie drang, fühlte es sich an, als sei er auf der anderen Seite seiner Haut angekommen. Schon nach wenigen Stößen schrie sie in seinen Mund. Und ein paar Stöße später schrie auch er.
    Als ihr Atem schließlich wieder ruhiger geworden war, streichelte er zärtlich ihr Gesicht. Sie hatte die Lider geschlossen, ihre schmale Nase bebte noch immer leise. Eine Frau von so perfekter Schönheit, dachte er, dass sie dem ursprünglichen Entwurf des Menschen sehr nah kommen muss. So hat Gott uns gewollt. So und nicht anders. So hat er Adam und Eva im Paradies erschaffen. Sinnend und voll genüsslicher Freude betrachtete er seinen eigenen nackten Körper, das grau melierte Brustfell, seinen kleinen Bauch, der Wohlstand und Reichtum anzeigte, die noch immer schlanken Beine, schließlich das dunklere Glied, nach dem ausführlichen Spiel der Lust jetzt weich und unschuldig träge. Wahrlich nicht der Leib eines alten Mannes, auf den Krankheit und baldiges Siechtum warteten! Sie, die Geliebte, hatte ihm Frische und Jugend zurückgegeben.
    Ja, dachte er, ich fühle mich tatsächlich wie ein zweiter Adam. Neugeboren. Von Gott auserwählt. Zu Großem berufen. Und Nana ist meine neue Eva, die Mutter künftiger Generationen.
    »Ich möchte immer bei dir sein«, murmelte er in ihr feuchtes Haar, »ewig!«
    »Und was hindert dich daran?« Sie lächelte sanft. Ihre Augen sahen ihn an, lockend, undurchdringlich. »Wer könnte dir schon befehlen?«
    »Du redest wie ein Kind!« Er lachte geschmeichelt auf. »Soll ich mal mit der Aufzählung beginnen? Da wären beispielsweise das Handelshaus, dann meine Konkurrenten, schließlich die Ratsherren, nicht zuletzt meine Söhne und meine Frau …«
    Schmollend verzog sie die schönen Lippen.
    Er korrigierte sich sofort. »Nein, nicht meine Frau, denn das bist ja du! Und die andere ist nicht mehr als ein Geist aus der Vergangenheit. Wir werden uns noch eine Weile gedulden müssen, bis sie endlich verschwindet und wir Hand in Hand vor die ganze Welt treten können. Aber nicht mehr allzu lange, das verspreche ich dir. Weißt du was, mein Herz? In der Zwischenzeit baue ich dir ein Haus, wie es diese Stadt noch nie gesehen hat. Einen richtigen Palast - für dich, meine herrlichste aller Königinnen! Und wenn unser Sohn erst einmal …«
    »Pst!« Sie legte ihm ihren Finger auf den Mund. » Aiutami, Gesù bambino! Sag bitte kein Wort mehr, Jan! Es bringt Unglück, über Ungeborene zu sprechen. Das weiß jeder bei uns zu Hause in Venedig!«
    »Nichts als Aberglaube«, polterte er, »kindisches Zeug und nichts weiter! Ich möchte aber mit dir über ihn reden. Heute. Morgen. Und jeden weiteren Tag unseres Lebens. Bis zum allerletzten Atemzug.«
    Ihr Blick verschwamm. »Ich liebe dich so sehr, Jan! Wenn du frei wärest, ganz frei, meine ich - meine Seele würde ich dir schenken. Meinen Körper und mein Herz besitzt du ja ohnehin schon!«
    Er blieb neben ihr liegen, bis sie eingeschlafen war, den Kopf an ihren Füßen, und nippte nur ab und zu von dem schweren roten Wein, den er aus Marsala importiert hatte. Er wusste, dass sich die anderen Mitglieder des Engen Rats bereits wieder im großen Saal versammelt hatten. Eine außerordentliche

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