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Phantasmen (German Edition)

Phantasmen (German Edition)

Titel: Phantasmen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Labor. Die Chancen standen zwei zu eins gegen Flavie. Nicht gut genug, um unser Leben dafür aufs Spiel zu setzen.
    Doch nun hielt ihn nichts mehr in seiner Deckung. Als der Söldner daranging, die letzten Kisten in den dritten Transporter zu laden, rannte Tyler los.

21.
    Der Söldner wandte uns für einen Moment den Rücken zu.
    Tyler lief auf die Ladeöffnung des ersten Transporters zu und kletterte hinein.
    Der Mann drehte sich um.
    Tyler war im Laderaum abgetaucht.
    Der Söldner suchte etwas. Eine Kiste, die einer der anderen Männer ein Stück weiter links abgestellt hatte. Er hob sie hoch, fluchte, weil sie so schwer war, und entschied, sie auf den zweiten Transporter zu stellen. Er trug sie hinüber, bemerkte, dass dort kein Platz mehr war, und näherte sich mit seiner Last jetzt dem vorderen Wagen. Demselben, in dem Tyler verschwunden war.
    »Lauf zur Ecke und versteck dich dahinter«, sagte ich zu Emma und rannte auf den Mann zu. Er hatte den Kopf hinter der Kiste zur Seite gedreht und konnte mich nicht sehen, würde aber auf der Stelle Tyler entdecken, sobald er sich auf Höhe der Ladeöffnung befand.
    Ich warf mich mit voller Wucht gegen die Kiste, die Arme nach vorn gestreckt. Der Mann stöhnte, stolperte einen Schritt nach hinten und stürzte aufs Steißbein. Sein Oberkörper wurde unter der Kiste begraben. Ein, zwei Sekunden lang glaubte er wohl noch, er wäre gegen ein Hindernis gelaufen. Ich trat ihm mit aller Kraft zwischen die Beine. Nicht fair, nicht besonders fein, aber überaus wirkungsvoll. Was immer er gerade hatte rufen wollen, als er sich von der Kiste befreite – es blieb ihm in der Kehle stecken. Im Liegen krümmte er sich zusammen, dann sprang schon Tyler vom Wagen, beugte sich über ihn und verpasste ihm einen filmreifen Faustschlag, der ihn endgültig schachmatt setzte. Jeden Moment erwartete ich weitere Männer, die alarmiert vom Lärm aus der gesprengten Schleuse stürmten.
    »Komm mit!«, sagte ich.
    Tyler schüttelte den Kopf und lief zum zweiten Transporter. Offenbar hatte er Flavie im ersten nicht gefunden.
    Ich ließ ihn tun, was er tun musste, und machte mich daran, den reglosen Mann zwischen die Lkw zu zerren. Falls jemand die Hot Suite verließ, sollte er nicht als Erstes über den Mann stolpern. Sein Gesicht war blutig, aber ich versuchte, nicht genau hinzusehen.
    Nachdem ich den Mann einige Meter weit gezogen hatte, sah ich zurück in Emmas Richtung: Auch sie hatte ihre Deckung verlassen, war aber nicht um die Ecke des Gebäudes gelaufen, sondern stand seltsam verloren neben dem hinteren der drei Buggys. Sie befand sich noch immer viel zu nah bei dem Geist des Mannes, den Haven erschossen hatte.
    Als sie meinen Blick bemerkte, gestikulierte sie wild in die Richtung, aus der wir eben gekommen waren. Zum Treppenhaus.
    Noch war niemand zu sehen, aber jetzt hörte ich hallende Stiefelschritte auf den Stufen. Zwei Männer sprachen miteinander. Sie hatten uns den einzigen Fluchtweg abgeschnitten. Und die Hebeplattform schied aus – zu schwerfällig, zu laut, selbst wenn wir sie noch rechtzeitig hätten erreichen können.
    Ich bedeutete Emma mit einem Wink, sich wieder zu verstecken, am besten hinter der Ecke, rannte selbst aber zurück zu dem Lkw, in dem Tyler verschwunden war.
    Ich sah gerade noch, wie die Glaskuppel mit einem schmirgelnden Laut zur Seite rollte und in der Wand des Behälters verschwand. Der erste Metallsarg war bereits offen, wahrscheinlich hatte Tyler auch die beiden in dem anderen Laster geöffnet. Entsetzlicher Gestank drang aus dem Wagen. Ich hatte noch nie etwas gerochen, das dem hier auch nur nahekam.
    »Du hast sie aufgemacht ?«, fuhr ich Tyler an. »Die werden gleich zurück sein und –«
    »Sie leben noch«, sagte er mit starrem Blick ins Innere des Behälters. Von unten aus konnte ich nicht hineinsehen und ich war keineswegs sicher, ob ich das wollte. »Die alte Frau hat die Wahrheit gesagt. Über ein Jahr ohne Nahrung, ohne Wasser … und sie sind alle noch am Leben!«
    In seiner Stimme lag ein Unterton, den ich von ihm noch nicht kannte. Er hielt mich davon ab, auf die Ladefläche zu steigen und mich mit eigenen Augen zu überzeugen.
    »Ist sie dabei?«, fragte ich tonlos.
    Er starrte nur in den Behälter, ungeachtet des Gestanks. Sie lebten noch. Etwas hatte sie am Leben gehalten, hatte Teresa Salazar behauptet. Die Kammern des Kalten Wassers.
    Und plötzlich musste ich an die Disc in Tylers Jacke denken. An den Blick in die Kammern durch

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