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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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schon öfter so etwas sagen hören, aber was wussten die schon? Es war eher ein Gerücht als eine Tatsache, und als ich meine Eltern etwas unsicher danach fragte, immer in der Hoffnung, nein, mit dem festen Wissen, dass sie diese behauptete Ungeheuerlichkeit aufklären würden, meinten sie stammelnd, dass ich ja nun schon ein großes Mädchen wäre, und dann sagten sie mir ins entsetzte Gesicht, dass der Weihnachtsmann, sein Schlitten und sogar die Rentiere nur ein Märchen waren. Ich war total geschockt. Entweder hatten mich meine Eltern jahrelang angelogen, oder sie logen jetzt oder erlaubten sich einen gemeinen Scherz mit mir, denn immerhin wimmelte es in der Weihnachtszeit ja nur so vor Weihnachtsmännern. Andererseits – warum sollten sie denn so etwas Schreckliches behaupten? Was hatten sie denn davon?
    Ich war verwirrt und traurig, über so ein übles Geständnis musste ich erst mal in Ruhe nachdenken. Also zog ich meine dicke Winterjacke an und setzte die Pudelmütze auf, die meine Tante Elke mir gestrickt hatte, dann schnappte ich mir meine Schlittschuhe und floh zum See hinaus. Dort fuhr ich Runde um Runde. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Meine Welt war erschüttert. All die Wunschzettel, die ich ihm geschrieben hatte, und all die Geschenke, die ich jedes Jahr in seinem Namen bekommen hatte! Bunt verpackt hatten sie unter dem Weihnachtsbaum gelegen, naja, vielleicht erklärte die Nichtexistenz des Weihnachtsmannes ja, warum ich immer so viele Sachen bekommen hatte, die ich entweder gar nicht gewollt hatte oder einfach doof fand. Es war alles eine Lüge gewesen, der Weihnachtsmann, das war immer nur unser Nachbar mit angeklebten Bart gewesen, und die Geschenke kamen von Mama und Papa.
    So völlig in trübsinnige Gedanken vertieft, war ich etwas zu sehr in die Mitte des Teiches geraten. Hier war das Eis dünner und erst als ich es knacken hörte, merkte ich, in welcher Gefahr ich mich befand. Ich erschrak heftig, stolperte und setzte mich dann unsanft auf meinen Hintern. Autsch, das würde blaue Flecken geben! Und da brachen die Tränen endlich aus mir hervor. Ich schluchzte und der Rotz lief mir aus der Nase. Meine Eltern waren ja so gemein! Wie konnten sie mir nur all die Zeit weismachen, dass es den Weihnachtsmann gab! So etwas, schwor ich mir, würde ich niemals mit meinen Kindern machen, ich würde ihnen von Anfang an die Wahrheit erzählen!
    Da blitzte plötzlich etwas Rotes auf dem Eis vor mir auf. Erschrocken zuckte ich zurück, weil ich erst dachte, es wäre Blut, wie übel hatte ich mir eigentlich den Hintern gestoßen? Vorsichtig strich ich über das Eis. Kein Blut, und auch nicht auf dem Eis, sondern darunter. Ich wischte den losen Schnee beiseite.
    Da schwamm etwas unter dem Eis. Ein sehr großes, rotes Etwas. Mir verschlug es glatt den Atem, als ich erkannte, dass es ein Mantel war. Ein Weihnachtsmannmantel, und der Weihnachtsmann steckte noch darin!
    Der berühmte dicke Mann mit dem roten Mantel und dem weißen Rauschebart, der nun wie Seegras hin und her wogte, schwamm träge unter der dünnen Eisdecke direkt unter mir.
    Ich brauchte nicht lange nachzudenken. Auf allen Vieren kroch ich über das Eis und kehrte wie ein Scheibenwischer die dünne Schneeschicht weg, bis meine Handschuhe ganz nass und steif waren. Mir wurde mächtig warm dabei, und ich nahm meine Mütze ab, weil es darunter vor lauter Hitze kaum noch auszuhalten war.
    Ach du meine Güte! Es kam immer mehr zum Vorschein. Nicht nur der Weihnachtsmann, der ja schließlich eigentlich nicht existierte, schwamm da, da waren auch seine Rentiere und ein Weihnachtsbaum samt Kugeln und Lametta, Geschenke in allen Farben und Formen, und wenn man ganz genau hinschaute, lag da am Grunde sogar der riesige Schlitten, nicht die Art wie wir Kinder sie zum Rodeln benutzten, sondern einer von diesen Dingern, vor die man früher Pferde gespannt hatte. Pferde oder eben Rentiere.
    Es war, als hätte jemand Weihnachten im See versenkt. Ich starrte hinunter und bedauerte den Weihnachtsmann ganz furchtbar, denn wenn es ihn eigentlich nicht gab, dann würde ihn ja auch niemand vermissen und er und seine Rentiere würden bis zum Frühling im See bleiben müssen und den Heiligen Abend verpassen.
    Was sollte ich jetzt nur tun? Zu meiner Mutter rennen, die jetzt bestimmt in der Küche stand und Kekse backte, und ihr sagen, dass da der nichtexistierende Weihnachtsmann im Dorfteich lag? Sie würde mir das nie glauben, oder, was noch wahrscheinlicher war,

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