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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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nicht gibt und ich auch meinen Kindern die Geschenke selbst kaufen muss.
    Manchmal gehe ich auch noch am See spazieren und werfe probehalber einen Blick ins Wasser, natürlich ist es total undenkbar, dass da irgendwas unter der Oberfläche ist, aber der Glaube stirbt bekanntlich zuletzt und neulich ist auch etwas äußerst eigenartiges passiert, ich schaute ins Wasser… und da schwamm ein Osterei.

9. Dezember
Genfer Verwechslung
Von Katharina Schultes
    Die alte Standuhr, noch von Crobs Oma, war wohl das einzig wertvolle in der Wohnung. Nach Whisky und Kirschschnaps stinkend, hatte das Walnussholz bereits Jahre auf dem Buckel und berührte fast die Decke. Sie schlug vier, als es an der Tür klopfte.
    Jay und Crobs erwarteten keinen Besuch, das taten sie nie. Normalerweise wollten vernünftige Menschen nichts mit ihnen zu tun haben, aus Angst schief angesehen zu werden, von daher war es eine kleine Sensation, dass jemand doch Interesse zeigte.
    „Geh du“, sagte Crobs und hämmerte mit seinen Daumen auf den A-Knopf.
    „Geh selber“, meinte Jay, derweil er seine digitale Figur verteidigte.
    Im Stillen einigten sie sich darauf, dass keiner ging.
    Doch das Klopfen hörte nicht auf, es wurde energischer und aggressiver, und Jay, der ein weniger starkes Nervenkostüm besaß als sein bester Freund, stand letztendlich genervt auf.
    Er ging zur Tür, fluchend, auf eine Weise, die selbst keine Kirchengänger erröten ließ.
    Nun, es sei dem werten Leser voraus geschickt, dass dies eine Weihnachtsgeschichte ist, wenn auch auf den ersten Blick eine kuriose. Seien Sie am besten auf nichts gefasst.
    Es haut Sie, hoffentlich, so oder so um.
    Denn als Jay seinem Bedürfnis, die Person auf der anderen Seite der dünnen Holzbretter kräftig zusammenzuschlagen, nachgeben wollte, setzte er einen Prozess in Gang, den niemand aufhalten konnte.
    Warum, stellt sich gleich heraus.
    Wenn man mit einem Kribbeln in den Fäusten eine Tür aufreißt, sollte man bedenken, dass der Fremde dahinter möglicherweise das Gleiche im Sinn hat.
    Jay fiel wie ein Stein um, als ihn etwas in den Magen traf.
    Keuchend, erschrocken und schmerzverzerrt betrachtete er die Decke und verstand erst einmal nichts.
    Doch dann hörte er das Klackern von hohen Schuhen, die die Räumlichkeiten betraten, und mit Anstrengung hob er seinen Kopf.
    „Was zur Hölle geht denn hier ab?“ Crobs, angelockt von dem urzeitlichen Duft eines schnellen K.o.-Kampfes, betrachtete die Szenerie mit dem gleichen Gefühl wie Jay.
    Verwirrung in ihrem reinen Hochpunkt.
    Die Dame, die nun im Zimmer stand, war durchaus schön. Lange Haare, symmetrische Gesichtsform und eine Taille, die einem Mann den Atem rauben konnte.
    Doch sämtliche evolutionär bedingten Genglocken waren ausgeschaltet, denn wer einen Kumpel mit einem Besen niederstreckte, wurde grundsätzlich als Opfer für eine Prügelei abgestempelt, sei es männlich oder weiblich.
    So jedenfalls galt diese unausgesprochene Regel.
    „Was bist’n du für eine?“ Die Verblüffung brauchte sich langsam auf, und Crobs kam zum Schluss, dass es Zeit für Aufklärung war.
    Die Lady sah das aber nicht ein. Sie schloss die Tür hinter sich, wirbelte den Reisigbesen und knallte ihn mit einem derart siegessicheren Gesichtsausdruck auf den Boden, dass es laut krachte.
    Das war der Augenblick, in dem Crobs die Kinnlade herunterfiel und er daran dachte, dass es eine Wohnung war, die durchaus als „Zuhause“ galt, wie jämmerlich, alt und hässlich sie auch sein mochte.
    „Alter! Hast du einen Vollschlag, oder was?!“ Jay rappelte sich auf, verständnislos und stinksauer. Doch die Frau ging nicht auf seine Erwiderung ein, sondern betrachtete ihn nur unterkühlt. Dann ließ sie ihre stechend bernsteinfarbenen Augen wandern. Sie sah sich langsam um, als würde sie ihre Umgebung abscannen, damit sie danach alles punktgenau wiedergeben konnte.
    Nach dieser Prüfung streckte sie ihren Arm aus und deutete mit ihrem Zeigefinger und einem tannengrün lackierten Nagel auf Jay.
    „Du bist eine absolute Lusche!“
    Ihre Stimme klang wie ein eisgekühltes Bier, nur leider hasste Jay Bier über alles.
    Dafür lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Nach diesem vernichtenden Urteil wandte sie sich an Crobs, dessen Mund sich noch nicht wieder verschlossen hatte. Immer noch blickte er mit vor Fassungslosigkeit geöffneten Augen auf die Gestalt, die sich plötzlich in ihrer Wohnung benahm, als wäre es ihre eigene.
    „Und du“, begann sie nun

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