Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
während David sich damit bedankte, Elisa zu ihren Lieblingstieren in einen Schmetterlingspark zu bringen.
In Davids Augen war Elisa ein kleiner, bunter Schmetterling, so facettenreich wie das Muster eines Tagpfauenauges, so strahlend wie ein Zitronenfalter. Sie war ganz einzigartig und David war nicht bereit, sie jemals wieder zu missen.
Im Stillen dankte Elisa ihrer Großmutter immer wieder, weil sie David in ihr Leben geschickt hatte. Alles schien perfekt.
***
Es war der Abend des 23. Dezembers, an dem ich meinen Kindern das eigentliche Ende von Davids und Elisas Geschichte erzählen wollte, in der Hoffnung, dass mir bis zum nächsten Abend noch eine Idee für ein glücklicheres Ende einfallen würde.
„Kinder, erinnert ihr euch noch an die ältere Dame, die Onkel David geraten hat, Elisa zu besuchen?“
„Ja“, antworteten die beiden synchron.
„Es war ein kühler Winterabend. Es hatte den ganzen Tag geschneit und ein heftiger Wind war um die Nasen der Leute gefegt“, erzählte ich und stupste meinen beiden Lieblingen auf die Nase. „Elisa hatte Onkel David zu sich nach Hause eingeladen, und während sie in der Küche eine heiße Schokolade vorbereitete, sah Onkel David sich ein bisschen in ihrem Wohnzimmer um. Auf der Schrankwand standen ein paar Bilderrahmen, die Onkel David mit einem Lächeln auf den Lippen ansah. Es war ein Bild von Elisa mit ihren Eltern, Elisa als Kind, ein Bild mit ihrer Schwester und dann ein Bild mit einer älteren Dame. Onkel David erkannte die Frau sofort und nahm das Bild überrascht in die Hände. Sie und Elisa hatten das gleiche zauberhafte Lächeln, die gleichen Augen. Warum war die Ähnlichkeit ihm nicht schon an dem Abend im Park aufgefallen?
»Was machst du da?«, fragte Elisa, und Onkel David zeigt ihr das Bild.
»Wer ist das?«, erkundigte er sich.
Elisa schluckte schwer. »Meine Großmutter«, gab sie mit leiser Stimme zurück.
»Bevor ich zu dir gekommen bin, nachdem du dich nicht gemeldet hast, saß ich in einem Park und habe über uns nachgedacht. Sie saß auf der Parkbank neben mir und hat mich letztendlich angesprochen.«
»Du musst sie verwechseln«, wehrte Elisa ab, nahm ihm den Rahmen aus der Hand und stellte ihn wieder auf den Schrank.
»Nein, ich bin mir zu hundert Prozent sicher.«
»Das kann nicht sein, weil meine Großmutter vor fast einem Jahr gestorben ist«, schrie Elisa Onkel David mit Tränen in den Augen an und entfachte damit einen Streit, der beide ihre Gefühle infrage stellen ließ.“
Ich versuchte meinen Kindern möglichst schonend zu erklären, dass Menschen sich manchmal stritten und danach getrennte Wege gingen. Elisa und David sahen sich an diesem Abend das letzte Mal. Elisa glaubte, David würde sich einen schlechten Scherz mit ihr erlauben, während David kritisierte, dass Elisa ihm nicht vertraute. David hatte mir damals völlig aufgelöst von diesem Streit erzählt und mir beteuert, er würde sich das nicht ausdenken. Er schwor auf sein Leben, dass es Elisas Großmutter gewesen sei, mit der er im Park gesprochen hatte, und ich glaubte ihm. Meine Kinder hatten die Augen weit aufgerissen, bis meine Tochter die Initiative ergriff und vorsichtig fragte: „Maman, die Geschichte hat noch kein glückliches Ende, oder?“
Ich sah traurig zu Amalia, fragte mich, woher sie mit ihren acht Jahren diesen Scharfsinn hatte, und schüttelte mit dem Kopf.
„Nein, diese Geschichte hat noch kein gutes Ende“, flüsterte ich und sah zu meinem Mann, der merklich schluckte.
„Die Geschichte ist wirklich passiert, oder Maman? Onkel David hat Elisas Großmutter wirklich gesehen, obwohl sie… na ja, im Himmel ist, oder?“
„Ja“, nickte ich wieder und mir traten Tränen in die Augen.
„Glaubst du, Maman, Onkel David liebt Elisa noch?“ Meine Tochter war einfach einzigartig. Sie hatte meine kleine Geschichte durchschaut, vielleicht hatte ich auch von Anfang an darauf spekuliert. David wollte sich von mir nicht helfen lassen, ungefähr zehn Monate war der Streit zwischen Elisa und ihm jetzt her, aber vielleicht brachten ihn die Kinder dazu, das Richtige zu tun.
„Ja, er liebt sie noch“, bestätigte ich, und Amalia setzte sich auf, um mir genau in die Augen zu sehen.
„Du musst Elisa morgen einladen und Onkel David auch, Maman. Sie müssen morgen Abend zusammen mit uns essen. Bitte, Maman.“
„Bitte, Maman“, wiederholte nun auch Luce. und ich musste zugeben, die Idee meiner Tochter war nicht unbedingt die
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