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Phantom der Tiefe

Phantom der Tiefe

Titel: Phantom der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sich nicht nur im Gebaren der Betroffenen widerspiegelten, sondern auch das äußere Erscheinungsbild der Kranken prägten. Es war, als gelänge es dem Leiden ihrer Seelen, auch auf die Physis überzugreifen.
    Dr. Finik bemerkte, wie ihr die Verhältnisse innerhalb der Station zu schaffen machten. Er sagte: »Sie brauchen keine Übergriffe zu fürchten. Die Medikation unserer Patienten ist individuell optimal abgestimmt.«
    Da begriff sie.
    Nicht die Krankheit an sich stempelte die Leute, die sie auf ihrem Weg sah, zu körperlichen Wracks - sie waren ganz einfach bis unter die Halskrause mit Tabletten abgefüllt.
    Ruhig gestellt!
    »Wie hoch ...«, Kaya räusperte, um den Belag von ihrer Stimme zu entfernen, »... wie hoch ist Ihre Erfolgsquote?«
    Dr. Finik blickte fragend, ohne das Tempo seines Schrittes zu mindern.
    »Wie viele von denen, die hier eingewiesen werden, werden irgendwann auch wieder als geheilt entlassen?« fragte Kaya.
    In Dr. Finiks Augen trat ein arroganter Zug. »Sie verkennen offenbar Sinn und Zweck unserer Klinik. Wir protzen nicht mit prozentualen Erfolgen. Wir sind eine Einrichtung des Allgemeinwohls. Jeder, dem wir hier unsere Pflege angedeihen lassen, fällt der Öffentlichkeit nicht mehr zur Last. Viele sind bis an ihr Lebensende bei uns. Sie sind unheilbar geschädigt, aber wir wahren Ihnen den Rest von Würde, den sie noch besitzen. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen .«
    »Nein.« Kaya schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht. - Ist es noch weit?«
    »Da vorne.« Dr. Finik zeigte auf eine Tür, die in einen Nebenkorridor führte. Wenig später standen sie in Kemer Tersanes Zimmer.
    Er war gerade dabei, sich die Glatze einzucremen.
    Kaya prallte innerlich zurück, als sie die rot und blau schimmernden Druckpunkte auf seiner Kopfhaut entdeckte - und noch mehr, als sie in seine wäßrigen, wie entleert wirkenden Augen blickte und der Mund des auf der Bettkante sitzenden Mannes ein so abseitiges Lächeln gebar, daß es ihr beinahe den Magen umdrehte.
    Ab diesem Moment konnte sie sich nicht mehr vorstellen, daß Sardres Auftrag zu erfüllen war. Sie wünschte sich weit weg von diesem Ort - und diesen Augen.
    »Was ist mit seinem Kopf passiert?« wandte sie sich an Finik. Leise. Der Patient sollte sie nicht hören. Nur ihr Herz schlug überlaut. »Seine - Haare .«
    »... wachsen wieder nach«, schnarrte der Arzt. »Die Therapie erforderte eine Rasur.«
    »Therapie?« Kaya verkniff sich die Kommentare, die ihr auf der Zunge lagen, nur, weil Tersanes Augen immer noch auf ihr ruhten. Und plötzlich gar nicht mehr so leer und apathisch wirkten.
    »Wer immer Sie sein mögen, ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind«, sagte der Kahlköpfige mit einer so verblüffend geschliffenen Stimme, daß es Kaya völlig überraschte. »Ich werde Ihre Fragen beantworten, so gut ich es kann, und auch alles tun, was Sie verlangen, wenn Sie mich nur ... nur von hier wegbringen. Ich will nie wieder so eingesperrt sein. Wenigstens nicht ... hier ...!«
    Kayas angewiderter Blick ruhte auf dem Arzt, nicht auf Tersane, den sie dennoch ansprach: »Kommen Sie, Kemer Tersane. Erzählen Sie mir, was sie am Ararat gesehen haben. Erzählen Sie es mir in aller Ruhe. Sie haben alle Zeit, die Sie brauchen .«
    Letzteres war eine Lüge. Aber eine barmherzige.
    Kemer Tersane saß noch eine Weile auf der Bettkante, die kleine Tube mit Creme in der Hand, der zwei Finger fehlten. Schließlich stand er auf. Finik meidend, schloß er sich wortlos und unsicheren Schrittes der Frau an, die er nicht kannte.
    Vielleicht hielt er sie einfach nur für das etwas kleinere von zwei Übeln ...
    *
    Zurück in Ankara ...
    Als sich die Tür des Quartiers schloß, das man dem Überlebenden bereitgestellt hatte, überkam Kaya Beishir, die sich allein mit ihm hineinbegeben hatte, das überfallartige Gefühl, es nicht zu ertragen.
    Ihn nicht zu ertragen.
    »Starren Sie mich nicht so an!«
    Kemer Tersane zuckte zusammen. In seinem Gesicht, das mehr als nur eine erlittene Hölle widerspiegelte, formierte sich der nackte Schrecken.
    »Es tut -«
    Kaya unterbrach ihn blaß: »Mir tut es leid - entschuldigen Sie den scharfen Ton.« Sie ging auf ihren jungen Landsmann zu und berührte ihn sacht am Arm. »Kommen Sie, ruhen Sie sich jetzt erst etwas aus. Legen Sie sich hin oder nehmen Sie ein heißes Bad, danach können wir immer noch reden Ich komme in zwei Stunden wieder. Dann allerdings müssen wir uns unterhalten. Der Oberst erwartet meinen

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