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Phantom des Alexander Wolf

Phantom des Alexander Wolf

Titel: Phantom des Alexander Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Gasdanow
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Überwindung, ihn nicht abzuweisen. Doch tanzte er wunderbar und erwies sich, wie sie sagte, als der anregendste Gesprächspartner, dem sie je begegnet war. Er hatte ein bleiches Gesicht und stark funkelnde Augen. Was er sagte, war klug und treffend und passte irgendwie stets zum Rhythmus der Musik, zu der sie tanzten. Der Mann war der Freund des Gastgebers und der Liebhaber von dessen Frau; Jelena Nikolajewna sah den unverwandten Blick der dunkelblauen Augen, die von ihrem Partner die ganze Zeit nicht abließen.
    Sie sprachen über Amerika, über Hollywood, über Italien, über Paris, er kannte das alles sehr gut, wie wenn er überall jahrelang gelebt hätte. Er hatte alle Bücher gelesen, die in den letzten Jahren erschienen waren, auf dem Gebiet war seine Bildung außerordentlich; er kannte sich gut in Musik aus und verstand nichts von Malerei. Als er am Ende des Abends kam, um sich von ihr zu verabschieden, fiel ihr zu ihrem Erstaunen zum erstenmal auf, dass er nicht mehr allzu jung war; in seinem Gesicht schien innerhalb dieser wenigen Minuten eine merkwürdige Veränderung vor sich gegangen zu sein. Aber an diesen Eindruck sollte sie sich erst viel später erinnern.
    Eine Woche verging, sie trafen sich – er hatte sie angerufen – in einem Restaurant, wo sie zu Abend aßen. Wieder war er so wie am Abend ihrer ersten Bekanntschaft. Es spielte ein ungarisches Zigeunerorchester – schluchzende Geigenklänge, wie immer schwermütig verführerische, langgezogene Melodien, die plötzlich abbrachen, danach begann ein rascher Rhythmus, der sich anhörte wie Lautmalerei, als ob Pferde über eine riesige Ebene sprengten. Er lauschte aufmerksam und sagte dann:
    »In Europa gibt es nur ein Land, wo man tatsächlich verstehen kann, was Weite bedeutet, und das ist Russland. Aber Sie mögen vielleicht keine Geographie, vor allem im Restaurant? Meinen Sie nicht, dass alles, was geschieht, im Grunde wunderbar ist?«
    »Ich habe diesen Satz so oft gehört, dass er für mich seine Überzeugungskraft verloren hat.«
    »Dabei ist es so, und Ihre armen Gesprächspartner hatten recht.«
    »Manchmal gibt es nichts Langweiligeres, als recht zu haben.«
    »Natürlich. Aber wenn Sie sich die Mühe machten, die Abfolge der Ereignisse in einem einzelnen Menschenleben nachzuverfolgen, müssten Sie zustimmen, dass dies fast immer wunderbar ist.«
    »Sehr oft ist es einfach uninteressant. Und in vielen Fällen ist es unverständlich, weshalb der oder jener Mensch sein Leben so unnütz und sinnlos zugebracht hat.«
    »Ich kenne eine Biographie«, sagte er, »die Biographie eines armen jüdischen Jungen aus Polen, der in der Familie eines Kolonialwarenhändlers zur Welt kam, aber von einer Schneiderkarriere träumte. Er war im Krieg, geriet in Gefangenschaft, kämpfte, wurde verwundet, und nach einem langen Leidensweg verschlug es ihn nach England, wo es ihm gelang, Schneider zu werden, wie er es immer erhofft hatte. Davon geträumt hatte er in feuchtkalten Schützengräben, unter Gefechtslärm, im Spital, in Gefangenschaft. Und nachdem er seinen ersten Auftrag erhalten hatte, bekam er eine Lungenentzündung und starb zehn Tage später. Sehen Sie doch nur, was für eine außergewöhnliche Abfolge, was für ein bemerkenswertes Ende!«
    »Sie meinen, darin manifestiere sich ein höherer Sinn?«
    Sein Gesicht wurde ernst, seine funkelnden Augen schauten sie äußerst unverwandt an.
    »Erscheint Ihnen das nicht offensichtlich? Es war ein Lauf in den Tod. Er hatte davon geträumt, Schneider zu werden, wie andere von Ruhm oder Reichtum träumen. Das Schicksal hat ihn, könnte man sagen, mit Absicht verschont, um ihn dieses Ziel erreichen zu lassen. Er fiel nicht an der Front, kam nicht in Gefangenschaft um, starb nicht an Wundbrand oder Blutvergiftung im Spital. Und schließlich, als sein Traum sich verwirklichte, stellte sich heraus, dass die Verwirklichung seinen Tod in sich trug, ihm hatte er die ganze Zeit so beharrlich entgegengestrebt. Ein jegliches Leben wird – in seiner Bewegung, seiner Besonderheit, meine ich – erst dann klar, in den letzten Minuten. Kennen Sie die persische Legende vom Gärtner und dem Tod?«
    »Nein.«
    »Zum Schah kam einmal sein Gärtner, in höchster Aufregung, und sagte zu ihm: Gib mir dein schnellstes Pferd, ich möchte so weit wie möglich fortreiten, nach Isfahan. Gerade als ich im Garten arbeitete, habe ich meinen Tod gesehen. Der Schah gab ihm das Pferd, und der Gärtner sprengte nach Isfahan. Der Schah

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