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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wegräumen, damit ich an meine Tastatur komme.«
    »Es ist kein PC-Problem«, sagte ich. »Ist dir das Betriebssystem UNIX ein Begriff?«
    »Ich halte UNK nicht unbedingt für ein Betriebssystem, Tante Kay. Das ist, als würde man vom Wetter sprechen, aber die Umwelt mit all ihren Komponenten, zu denen auch das Wetter gehört, meinen. Benutzt du die Version AT&T?«
    »Meine Güte, Lucy, keine Ahnung!«
    »Fragen wir anders: Auf was arbeitest du?«
    »Auf einem NCR-Mini.«
    »Dann ist es AT&T.«
    »Ich halte es für möglich, daß jemand mein Paßwort ge k nackt hat.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe eine seltsame Datei in meinem Verzeichnis gefunden, Lucy. Mein Verzeichnis und meine Dateien sind lesegeschützt. Ohne mein Paßwort dürfte niemand die Dateien lesen können.«
    »Falsch. Wenn jemand Systemprivilegien hat, ist er der Superuser und kann überall rein.«
    »Meine Betreuerin ist der einzige Superuser.«
    »Das glaubst du! Es kann eine Menge Benutzer mit Systemprivilegien geben, die ohne dein Wissen mit der Software geliefert wurden. Das können wir leider nicht feststellen. Erzähl mir erst mal was über die seltsame Datei. Wie heißt sie, und was steht drin?«
    »Sie heißt TTY07, und darin steht der Satz: ICH KANN ES NICHT FINDEN.«
    Ich hörte Tasten klicken. »Was tust du?« fragte ich.
    »Ich mache mir Notizen während unseres Gespräches. Okay, fangen wir mit dem Offensichtlichen an! Ein deutlicher Hinweis ist der Dateiname TTY07. Das ist die Bezeichnung für ein Gerät. Mit anderen Worten, TTY07 ist wahrscheinlich ein Bildschirmgerät in einem eurer Büros. Möglicherweise ist es auch ein Drucker, aber ich glaube, wer immer in deinem Verzeichnis gewühlt hat, wollte eine Mitteilung an das Gerät TTY07 schicken. Aber irgendwie machte diese Person einen Fehler, und anstatt die Mitteilung zu verschicken, erzeugte sie eine Datei.«
    Ich war verwirrt. »Erzeugst du nicht automatisch eine Datei, wenn du eine Notiz schreibst?«
    »Nicht, wenn du die Tastatureingabe direkt schickst.«
    »Wie geht das?«
    »Leicht. Bist du nun im System?«
    »Ja.«
    »Gib mal ein: cat redirect TTYQ…«
    »Warte mal!«
    »Und vergiß das mit dem Schrägstrich bei der Geräte…«
    »Lucy, langsamer!«
    »Wir nehmen uns die Freiheit, den Teil dev vom Verzeichnis wegzulassen, was vermutlich diese Person auch tat.«
    »Was kommt nach cat?«
    »Cat redirect und die Geräte…«
    »Langsamer bitte!«
    »Eigentlich sollte in eurem Rechner ein 486 Prozessor sein, Tante Kay. Warum ist der denn so langsam?«
    »Es ist nicht der Rechner, der so langsam ist.«
    »Entschuldige bitte«, sagte Lucy, »das habe ich vergessen.«
    »Was hast du vergessen?« Daß ich ein Trottel war?
    »Zurück zu deinem Problem«, fuhr sie fort. »Ich nehme an, ihr habt kein Gerät mit der Bezeichnung TTYQ. Wo bist du jetzt?«
    »Ich bin immer noch bei cat«, antwortete ich frustriert »Dann kommt jetzt redirect… Verdammt! Ist das die Taste für Einschaltungen, die nach rechts zeigt?«
    »Ja. Betätige die Auslösetaste, und dein Bildschirmcursor springt auf den nächsten Zeilenanfang. Jetzt kannst du die Nachricht eingeben, die auf dem Bildschirm von TTYQ erscheinen soll.«
    SCHAU DEM PUNKT NACH, tippte ich ein.
    »Die Auslöstetaste, und dann gib STRG+C ein!« kommandierte Lucy. »Jetzt gib ein ls -l ein und leite es auf pg um, dann siehst du den Inhalt deiner Datei.«
    Ich gab ls ein und sah etwas über den Bildschirm flitzen.
    »Jetzt sage ich dir, was passiert ist. Jemand war in deinem Verzeichnis – dazu kommen wir noch – und hat wohl etwas in deinen Dateien gesucht, das, was er suchte, aber nicht gefunden. Daraufhin hat diese Person eine Nachricht zu dem Gerät TTY07 schicken wollen. Vielleicht war er in Eile und hat statt cat redirect /dev/TTY07 nur cat redirect /TTY07 ohne den dev-Verzeichnispfad getippt. Auf dem TTY07-Gerät war deshalb nichts zu sehen. Mit anderen Worten: Dieser Jemand wollte eine Mitteilung zum Gerät TTY07 schicken, hat aber statt dessen eine Datei mit dem Namen TTY07 erzeugt.«
    »Falls diese Person die richtigen Eingaben gemacht hätte, wäre dann auch die Datei entstanden?«
    »Nein, die Tastatureingaben wären auf dem Bildschirm von TTY07 erschienen und hätten dort gestanden, bis ein Anwender sie löschte. Aber du hättest keine Spur davon in deinem Verzeichnis oder sonstwo im Rechner gefunden. Bei dieser Methode gibt es keine Datei.«
    »Das heißt, wir wissen nicht, wie oft irgend jemand Nachrichten aus meinem

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