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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Verzeichnis korrekt losgeschickt hat.«
    »Stimmt.«
    Ich kam zu meiner ursprünglichen Frage zurück: »Wie ist es überhaupt möglich, daß einer in der Lage ist, die Dateien in meinem Verzeichnis zu lesen?«
    »Du bist sicher, daß niemand sonst dein Paßwort kennt?«
    »Nur Margaret.«
    »Sie ist eure Computerbetreuerin?«
    »Genau.«
    »Und sie hat das Paßwort nicht weitergegeben?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Okay, es gibt Wege, mit Systemberechtigung auch ohne dein Paßwort in den Rechner zu kommen«, sagte Lucy. »Das wollen wir jetzt mal probieren. Wechsele in das Verzeichnis /etc und editiere mit dem vi die Datei Group und suche darin die Gruppe root, das heißt dann r-o-o-t-g-r-p. Schau dir an, welche Benutzer da aufgelistet sind.«
    Ich fing an einzugeben.
    »Was siehst du?«
    »Ich bin noch nicht soweit«, erwiderte ich gereizt. Sie wiederholte die Befehle langsam.
    »Da stehen drei Namen in dieser Gruppe«, sagte ich schließlich.
    »Wunderbar! Schreib sie dir auf! Dann gib einen Doppelpunkt, danach q, dann bang ein und dann drücke die Auslösetaste. Du hast die Datei Group verlassen.«
    »Bang?« fragte ich verständnislos.
    »Ausrufezeichen. Jetzt müssen wir uns die Datei passwd mit dem vi anschauen, und achte darauf, ob einer der drei vielleicht kein Paßwort hat.«
    »Lucy!« Ich nahm meine Finger von der Tastatur.
    »Das ist ganz leicht. Im zweiten Feld siehst du das verschlüsselte Paßwort, falls der Benutzer eins hat. Falls du zwei Doppelpunkte direkt hintereinander siehst, dann hat dieser Anwender kein Paßwort.«
    »Lucy!«
    »Entschuldige, Tante Kay, bin ich schon wieder zu schnell?«
    »Ich bin kein UNIX-Experte, du könntest genausogut Kisuaheli mit mir reden.«
    »Du solltest es lernen, UNIX ist irre.«
    »Das kann schon sein, aber gerade jetzt habe ich keine Zeit dafür. Jemand ist in mein Verzeichnis gelangt. Dort stehen streng vertrauliche Unterlagen und Berichte. Wer suchte da was? Und warum tat er das?«
    »Die erste Frage ist einfach zu beantworten, es sei denn, er meldete sich per Modem von außerhalb an.«
    »Aber die Nachricht wurde an ein Gerät in unserem Büro geschickt.«
    »Das schließt nicht aus, daß der Eindringling Hilfe von außen hatte, Tante Kay. Es kann ja sein, daß der Unbekannte, der im System rumschnüffelte, nichts von UNIX versteht und Unterstützung von außen brauchte, um in dein Verzeichnis zu gelangen.«
    »Das klingt ja äußerst ermutigend.«
    »Tut mir leid, daß ich dir nichts Beruhigenderes sagen kann , aber ich habe den Eindruck, euer Rechner ist nicht gut ge s chützt.«
    »Wann mußt du deine Facharbeit abliefern?«
    »Nach den Ferien.«
    »Wie weit bist du?«
    »Fast fertig.«
    »Und wann fangen die Ferien an?«
    »Am Montag.«
    »Hast du Lust, herzukommen und mir bei dieser Sache zu helfen?«
    »Du machst Witze!«
    »Absolut nicht! Aber erwarte keinen großen Aufwand. Mein Weihnachtsschmuck erschöpft sich in ein paar Kerzen und Blumentöpfen mit Weihnachtssternen im Fenster.«
    »Kein Baum?«
    »Ist das ein Problem für dich?«
    »Kein großes. Schneit’s bei euch?«
    »Im Augenblick ja.«
    »Ich habe noch nie Schnee gesehen – nicht live, meine ich.«
    »Gib mir mal deine Mutter!« bat ich.
    Dorothy, meine einzige Schwester, machte einen hektischen Eindruck, als sie ans Telefon kam. »Arbeitest du noch immer soviel, Kay? Alle Leute sind ungeheuer beeindruckt, wenn ich ihnen sage, daß wir Schwestern sind. Wie ist das Wetter in Richmond?«
    »Es bestehen gute Chancen für weiße Weihnachten.«
    »Ich habe noch nie weiße Weihnachten erlebt. Halt, das muß ich zurücknehmen: Einmal war ich mit Bradley beim Skifahren.«
    Der Name Bradley sagte mir nichts. Die Ehemänner und Freunde meiner jüngeren Schwester kamen und gingen in so rascher Folge, daß ich den Versuch, auf dem laufenden zu bleiben, schon vor Jahren aufgegeben hatte.
    »Ich möchte Lucy gerne Weihnachten hier haben«, sagte ich.
    »Kannst du nicht nach Miami kommen?«
    »Nein, Dorothy, diesmal nicht. Ich stecke mitten in schwierigen Fällen und habe bis zum Heiligen Abend Gerichtstermine.«
    »Ich kann mir Weihnachten ohne Lucy nicht vorstellen«, sagte sie.
    »Du hast die Feiertage doch schon öfter ohne sie verbracht, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Das stimmt, aber ich war immer sehr traurig. Und jedesmal schwor ich mir, es nie wieder zu tun.«
    »Na schön, dann vielleicht ein andermal«, tat ich resigniert.
    Ich haßte dieses verlogene Getue, schließlich

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