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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nächstes machte ich mich daran, TTY14 aufzuspüren, und ich war verwirrt, als die Unterbrechung der Verbindung keine Folgen zu haben schien: Die Terminals auf allen Schreibtischen arbeiteten weiter. Dann fiel mir Susan ein. Ihr Büro lag unten im Erdgeschoß.
    Ich war zwar schon öfter in diesem Raum gewesen, hatte mich jedoch nie aufmerksam umgesehen. Jetzt fiel mir auf, daß keine persönlichen Dinge wie Fotos oder Nippes herumstanden. Auf einem Wandbrett über dem Schreibtisch sah ich Handbücher für UNIX, SQL und WORD-PERFECT. Ich erinnerte mich, daß Susan im letzten Sommer einige Computerkurse besucht hatte. Ich bediente den Schalter, mit dem ihr Monitor aktiviert wurde, versuchte mich anzumelden un d stellte verblüfft fest, daß das Gerät reagierte: Auch diesesTerminal konnte nicht TTY14 sein.
    Und dann hatte ich plötzlich die Lösung.
    Ich ging wieder hinauf und blieb unter der Tür zu meinem Büro stehen. Ich schaute hinein, als arbeite hier jemand, den ich nicht kannte. Auf dem Schreibtisch herrschte ein wüstes Durcheinander, und auf dem Tisch mit dem Mikroskop sah es nicht besser aus. Gegenüber der Wand mit den drei Aktenschränken stand ein Sofa, von den Regalen dahinter abgerückt, damit man darum herumgehen konnte und auch an die Bücher im unteren Bereich herankam. Und dann war da noch ein Kommodenschrank aus Eichenholz mit verschließbarer Schublade. Ich hatte ihn vor Jahren im staatlichen Fundus entdeckt und benutzte ihn zur Aufbewahrung meiner Brieftasche und vertraulicher Unterlagen. Der Schlüssel lag immer unter meinem Telefon. Wieder fiel mir Susan ein. Sie war am letzten Donnerstag, nachdem sie im Autopsieraum, wo Eddie Heath auf dem Tisch lag, zwei Behälter mit Formalin zerbrochen hatte, hier oben gewesen, um sich zu erholen. Es war ziemlich peinlich, daß ich die Gerätebezeichnung meines Terminals nicht kannte, aber es hatte sich noch nie eine Situation ergeben, in der ich sie hätte wissen müssen. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, schwenkte den Tastaturhalter zu mir heran und versuchte, mich im System anzumelden. Nichts passierte: Das mit TTY14 gekennzeichnete Kabel führte zu meinem Gerät.
    »Verdammt!« flüsterte ich, und ein eisiger Schauer überlief mich. »Verdammt!«
    Als die Nachricht ICH KANN ES NICHT FINDEN eingetippt wurde, befand ich mich unten im Autopsieraum – aber Susan nicht. Ich hatte ihr meinen Büroschlüssel gegeben, damit sie sich nach dem Schock auf mein Sofa legen konnte. War sie in mein Verzeichnis eingebrochen? Wenn ja, dann mußte ich auch damit rechnen, daß sie meine gesamten Unterlagen durchschnüffelt hatte. Und hatte sie dann versucht, TTY07, also Ben Stevens, die Nachricht zu schicken, daß sie nicht finden konnte, was sie suchte?
    Ein Mitarbeiter von der Spurenauswertung tauchte in der offenen Tür auf. »Hallo«, murmelte er und durchblätterte stirnrunzelnd den dicken Packen Papiere, den er im Arm hielt. Schließlich zog er einen umfangreichen Bericht heraus, trat in mein Zimmer und reichte ihn mir. »Ich wollte ihn in Ihren Kasten legen, aber da Sie noch hier sind, kann ich ihn Ihnen ja gleich in die Hand drücken. Ich habe die Kleberreste untersucht, die Sie von Eddie Heaths Handgelenken abgenommen haben.«
    »Baumaterialien?« fragte ich, während ich die erste Seite überflog.
    »Richtig: Farbe, Gips, Holz, Zement, Asbest, Glas. Für gewöhnlich finden wir dergleichen bei Einbrechern – an den Kleidern und Schuhen, in den Hosenaufschlägen, Taschen und so weiter.«
    »Wie steht es mit der Kleidung von Eddie Heath?«
    »Dort fanden sich teilweise die gleichen Spuren.«
    »Erzählen Sie mir etwas über die Farbe!«
    »Es sind fünf verschiedene Farbreste. Drei davon sind geschichtet, was heißt, daß sie mehrmals aufgetragen wurden. Eine ist ein Acryllack, wie er bei Autos von General Motors verwendet wird.«
    Der könnte von dem Wagen stammen, mit dem Eddie Heath entführt wurde, dachte ich, aber das war natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten. »Farbton?« fragte ich.
    »Blau.«
    »Geschichtet?«
    »Nein.«
    »Was ist mit dem, was am Fundort des Jungen zusammengefegt wurde? Ich bat Marino, es Ihnen schicken zu lassen.«
    »Ich habe es bekommen: Sand, Schmutz und Stückchen von dem Betonboden plus das Sammelsurium von Spuren, mit denen man in der Umgebung eines Müllcontainers rechnet Glas, Papier, Asche, Rost, Pflanzenreste.«
    »Unterscheidet sich das von dem, was Sie an den Kleberresten von seinen Handgelenken gefunden

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