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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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konzentrieren. Als wir ins Hotel zurückkamen, wurde es bereits dunkel. Ich erfuhr, daß Marino angerufen hatte: Er würde bis um halb sechs im Revier sein, und ich solle mich sobald wie möglich bei ihm melden.
    »Was ist los?« fragte ich, als er den Hörer abnahm.
    »Nichts, was Sie besser schlafen lassen wird. Zunächst: Jason Story zieht überall über Sie her – vorzugsweise bei Reportern.«
    »Er muß sich ja irgendwie abreagieren«, sagte ich, doch im Innern war ich nicht so verständnisvoll, wie es sich anhörte.
    »Es ist zwar ärgerlich, was er macht, aber wir haben noch ein größeres Problem: Die zehn Fingerabdruckkarten von Waddell sind nicht zu finden.«
    »Nirgends?«
    »Sie sagen es. Weder bei seinen Unterlagen im Richmond Police Department noch bei der Staatspolizei oder beim FBI, nirgends. Zu guter Letzt rief ich Donahue im Gefängnis an, um nach dem Verbleib von Waddells persönlichen Sachen zu fragen, denn auf denen müssen ja Fingerabdrücke sein. Und wissen Sie was? Alles, was seine Mutter haben wollte, waren seine Uhr und sein Ring. Briefe, Bücher, Zahnbürste – alles hat die Gefängnisverwaltung vernichtet.«
    Ich sank auf die Bettkante.
    »Aber das Beste habe ich mir für den Schluß aufgehoben, Doc: Die Ballistiker haben festgestellt, daß Eddie Heath und Susan Story mit derselben Waffe erschossen wurden.«
    In der Hotelbar spielte eine Jazzband, aber die Musik war gedämpft, man konnte sich unterhalten. Connie hatte Lucy ins Kino eingeladen. Im Gegensatz zu mir wirkte Wesley nicht im mindesten erschöpft, aber sein Gesicht hatte jetzt den angespannten Ausdruck, der mir ebenso vertraut war wie seine stets makellosen Anzüge. Er griff hinter sich, nahm die Kerze von dem unbesetzten Nebentisch und stellte sie zu den beiden anderen, die er hatte bringen lassen. Jetzt war es hell genug zum Lesen. Einige Gäste musterten uns erstaunt; wir hatten uns ja auch wirklich einen ungewöhnlichen Ort zum Arbeiten ausgesucht. In der Halle war jedoch zuviel Trubel, und Benton, der dort Wanzen für möglich hielt, hätte niemals vorgeschlagen, in seinem oder meinem Zimmer zu konferieren.
    Ich berichtete ihm, was ich von Marino erfahren hatte.
    »Hier haben wir wieder mal den Beweis dafür, daß man sich auf die ›Signatur‹ eines Mörders nicht verlassen kann: Nicht jeder bevorzugt zwingend einen bestimmten Tatort, eine bestimmte Waffe oder eine bestimmte Kategorie von Opfer.
    Der Mord an Eddie Heath läßt wie der an Robyn Naismith auf sexuelle Motive schließen, aber der an Susan kommt mir viel eher wie eine Hinrichtung vor.«
    »Als wären zwei verschiedene Täter verantwortlich.« Ich spielte mit meinem Cognacschwenker. »Und doch wurde dieselbe Waffe benutzt.«
    »Aber ich sehe eine Übereinstimmung, die auch Jennifer Deighton mit einschließt: nüchterne Überlegung. Die Naismith und Eddie Heath wurden nicht zufällig an den Fernsehapparat beziehungsweise den Müllcontainer gelehnt, Susan Story wurde nicht im Affekt erschossen, und das Stück Gartenschlauch, das er für Jennifer Deightons fingierten Selbstmord brauchte, hat der Täter entweder mit einem Werkzeug abgeschnitten, das er mitgebracht hatte, oder mit einem aus dem Haushalt der Astrologin, das er anschließend mitnahm.«
    » Wie sehen Sie es, Benton – rein gefühlsmäßig?«
    Er bedeutete der Bedienung, uns noch etwas zu trinken zu bringen. »Rein gefühlsmäßig? Okay. Ich habe ein sehr ungutes Gefühl – wie immer, wenn ich im dunkeln tappe. Ich glaube, Ronnie Waddell ist der gemeinsame Nenner, aber ich weiß nicht, was das bedeutet. Ein Fingerabdruck an einem Tatort wurde als seiner identifiziert, doch wir haben eigenartigerweise keine Fingerabdruckkarten oder sonst etwas, das die AFIS-Unterlagen bestätigen könnte. Die Person, die es unterlassen hat, der als Waddell eingelieferten Leiche die Fingerabdrücke abzunehmen, wurde mit derselben Waffe erschossen, die bei Eddie Heath benutzt wurde. Waddells Anwalt Nicholas Grueman kannte Jennifer Deighton offenbar und bekam kurz vor ihrer Ermordung ein Fax von ihr. Eine Menge Puzzleteile – aber ich habe keine Ahnung, welches Bild sie ergeben.«
    Unsere neuen Cognacs kamen, und als wir wieder allein waren, griff Wesley nach dem Kuvert, das der Naismith-Akte beilag. Dabei erinnerte ich mich an etwas.
    »Ich mußte ihre Fotos aus dem Archiv holen lassen«, sagte ich.
    Wesley setzte seine Brille auf und sah mich fragend an.
    »Die schriftlichen Unterlagen zu Fällen, die so weit

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