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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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des Kulturbeutels zu und legte ihn in die Schublade zurück. Dann faltete ich die Hände auf der Schreibunterlage. Ich sprach und bewegte mich absichtlich langsam. »Ich arbeite gerne nach Dienstschluß«, sagte ich, äußerlich völlig gelassen, »weil dann niemand mehr da ist, der mich ablenkt oder stört.« Sein Wagen hatte nicht auf dem Parkplatz gestanden – warum war er zurückgekommen? »Sie sehen das offenbar ebenso. Nun, wenn Sie schon einmal hier sind, können wir das Gespräch, das ich mir für morgen vorgenommen hatte, auch gleich führen. Wie ich hörte, sagten Sie bei der polizeilichen Befragung, Sie hätten Susan nur auf dienstlicher Ebene gekannt. Dabei haben Sie sie doch oft morgens abgeholt oder nach der Arbeit nach Hause gebracht – wie zum Beispiel an dem Morgen, als ich Jennifer Deighton obduzierte. Ich erinnere mich, daß Susan sich an jenem Tag sehr seltsam benahm. Sie ließ die Bahre mit der Leiche mitten auf dem Flur stehen, und als ich in den Autopsieraum kam, war sie am Haustelefon und legte sofort auf, als sie mich sah. Sie kann nur mit einer einzigen Person gesprochen haben, da sonst noch niemand da war: mit Ihnen. Offensichtlich wollte sie nicht, daß ich das mitbekam. Demnach gab es keinen dienstlichen Grund für diesen Anruf. Was mich ebenfalls befremdet, ist Ihre Einstellung zu mir. Ich hatte den Eindruck, daß wir gut miteinander auskommen – bis ich vorhin erfuhr, daß Sie mich für die schlimmste Chefin unter der Sonne halten. Wie Sie sehr wohl wissen, arbeiteten Susan und ich sehr gut zusammen, und ich war ausgesprochen zufrieden mit ihr, aber Sie behaupten nun das Gegenteil, und jetzt, nach ihrem Tod, steht Ihr Wort gegen meines, denn merkwürdigerweise sind meine Beurteilungen, die es beweisen könnten, verschwunden. Ich liege sicher nicht falsch mit der Vermutung, daß Sie verbreiten werden, ich hätte die Memos an mich genommen, da sie mich belasten könnten: Da sie weg sind, können Sie den Inhalt nach Herzenslust verfälschen, nicht wahr?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.« Stevens trat zwar ins Zimmer, blieb jedoch dem Schreibtisch fern und setzte sich auch nicht. Sein Gesicht war gerötet, blanker Haß stand in seinen Augen. »Ich weiß nicht, ob irgendwelche Memos verschwunden sind, aber wenn es stimmt, dann kann ich das den vorgesetzten Behörden nicht verheimlichen – ebensowenig wie die Tatsache, daß ich Sie heute abend, als ich vorbeikam, um etwas zu holen, das ich vergessen hatte, dabei überraschte, wie Sie meinen Schreibtisch durchwühlten.«
    »Was hatten Sie denn vergessen, Ben?«
    »Ich bin nicht verpflichtet. Ihnen das zu sagen.«
    »O doch, das sind Sie durchaus. Sie arbeiten für mich, und wenn ich Sie spätabends im Büro antreffe, habe ich das Recht, den Grund für Ihre Anwesenheit zu erfahren.« »Versuchen Sie doch, mich rauszuschmeißen! Das wäre im Augenblick ganz hervorragend für Ihr Image.« Seine Stimme troff von Sarkasmus.
    »Sie sind ein Mistkerl, Ben.«
    Seine Augen weiteten sich, und er befeuchtete die Lippen mit der Zunge.
    »Ich durchschaue Sie, Ben: Sie sind in Panik und wollen, indem Sie mich anschwärzen, verhindern, daß Sie ins Rampenlicht geraten. Haben Sie Susan umgebracht?«
    »Jetzt sind Sie total übergeschnappt!« Er zitterte vor Wut.
    »Sie verließ das Haus am Weihnachtstag nach dem Mittagessen, angeblich, um eine Freundin zu besuchen. In Wahrheit war sie mit Ihnen verabredet, da bin ich sicher. Das Hals tuch, das sie trug, als sie tot in ihrem Wagen gefunden wurde, roch nach einem Herrenparfüm. Der Duft entsprach dem, das ich in Ihrem Schreibtisch fand.«
    »Sie phantasieren!«
    »Von wem hat sie das Geld bekommen?«
    »Wahrscheinlich von Ihnen.«
    »Das ist lächerlich – und das wissen Sie genau«, sagte ich.
    »Ich denke, Sie bekamen die Möglichkeit, Ihr Budget mit Hilfe einer unseriösen Sache aufzustocken, brauchten jedoch Susans Unterstützung. Sie kannten ihre Finanzmisere und köderten sie mit Geld.«
    »So ein Quatsch!« fuhr er auf.
    »Ben!« sagte ich beschwörend. »Steigen Sie aus, solange Sie noch können. Sagen Sie mir, wer dahintersteckt!«
    Er wich meinem Blick aus.
    »Kein Geld der Welt kann ein Menschenleben aufwiegen. Meinen Sie, Sie werden damit fertig – falls Sie Susan getötet haben?«
    Er antwortete nicht.
    »Wenn jemand anderer sie ermordet hat, könnten Sie der nächste sein. Haben Sie daran schon gedacht?«
    »Ich werde mir diesen Blödsinn nicht länger anhören. Und was den Duft

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