Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
das Thema: »Ich treffe mich morgen früh mit Dauney.«
    Marinos Blick wanderte zu dem Fernseher über der Bar.
    »Lucy fängt mit AFIS an – und ich muß etwas wegen Ben Stevens unternehmen.«
    »Schmeißen Sie ihn raus!«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie schwierig es ist, einen Staatsangestellten zu feuern?«
    »Es heißt, es sei einfacher, Jesus Christus zu entlassen«, sagte Marino. »Aber Sie sollten einen Weg suchen, ihn loszuwerden.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »O ja! Seinen Worten nach sind Sie arrogant, von Ehrgeiz zerfressen und unberechenbar – als Chefin eine einzige Zumutung.«
    »Das hat er gesagt?« fragte ich ungläubig.
    »Na ja, nicht wörtlich.«
    »Ich erwarte, daß seine finanziellen Verhältnisse überprüft werden. Es würde mich interessieren, ob er kürzlich größere Beträge auf sein Konto eingezahlt hat. Ich bin überzeugt, er ist mit von der Partie.«
    »Das glaube ich auch.« Marino nickte. »Ich war übrigens in Susans Bankfiliale. Einer der Kassierer erzählte mir, daß sie die dreieinhalbtausend in bar eingezahlt hat. In Zwanziger-, Fünfziger-und Hunderternoten, die sie lose in der Handtasche hatte.«
    »Wie hat Stevens sich über Susan geäußert?«
    »Er sagte, daß er sie nur vom Büro her kannte, daß er aber den Eindruck hatte, daß es zwischen ihr und Ihnen Probleme gab – womit er die Zeitungsversion untermauerte.«
    Unser Essen kam, aber ich brachte vor Wut kaum einen Bis sen hinunter. »Und was ist mit Fielding?« fragte ich. »Hält er mich ebenfalls für eine schreckliche Chefin?«
    Marino schaute an mir vorbei. »Er meint, Sie seien ungemein ehrgeizig, und er habe nie schlau aus Ihnen werden können.«
    »Ich habe ihn nicht eingestellt, damit er schlau aus mir wird, und verglichen mit ihm bin ich sicherlich vom Ehrgeiz getrieben: Für Fielding hat der Beruf schon vor Jahren seine n Reiz verloren; er verbraucht seine Energien hauptsächlich i m Fitneßcenter.«
    »Doc«, jetzt sah Marino mich an, »Sie sind mit allen verglichen vom Ehrgeiz getrieben, und die meisten Leute werden nicht schlau aus Ihnen. Sie haben das Herz nicht gerade auf der Zunge. Ihrem Verhalten nach kann man Sie durchaus für gefühllos halten. Sie sind so verdammt unzugänglich. Immer wieder fragen mich Kollegen und Anwälte nach Ihnen: Sie wollen wissen, wie Sie wirklich sind, wie Sie Ihre Arbeit verkraften – was Sache ist.«
    »Und was antworten Sie dann?«
    »Überhaupt nichts.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Ich sage Ihnen jetzt was, das Ihnen vielleicht nicht gefallen wird: Sie sind noch nie sehr umgänglich gewesen, aber seit Marks Tod haben Sie die Mauer, die Sie um sich gezogen haben, noch ein gutes Stück aufgestockt. Ich weiß, daß das nur eine Vorsichtsmaßnahme ist, und daß Sie der beste Freund sind, den man sich wünschen kann, aber die anderen sehen nur die abweisende Fassade, und die macht Sie nicht gerade sympathisch. Sie müssen der Tatsache ins Auge sehen: Es gibt niemanden, der sich für Sie stark macht – im Gegenteil: Viele Leute warten nur darauf, Sie bluten zu sehen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, ihnen diese Freude zu machen.«
    »Doc«, er blies eine Rauchwolke in die Luft, »Sie sind angeschlagen. Wenn man unter Haien schwimmt und zu bluten anfängt, sollte man machen, daß man aus dem Wasser kommt.«
    »Welch eindrucksvolle Metapher!«
    »Sehen Sie, das genau meine ich: Mit Sarkasmus und Herablassung machen Sie sich keine Freunde.«
    »Aber ich habe es doch lächelnd gesagt.«
    »Ich habe Sie schon mit einem Lächeln Leichen aufschneiden sehen.«
    »Das kann nicht sein. Ich benutze immer ein Skalpell.«
    »Manchmal besteht da kein Unterschied: Ich habe erlebt , daß Ihr Lächeln Verteidiger aufgeschlitzt hat.«
    »Wenn ich eine so furchterregende, unnahbare Person bin, wieso sind wir beide dann Freunde?«
    »Weil ich Sie verstehe: Meine Mauer ist noch höher als Ihre. Die Welt ist schlecht, Doc – und deshalb möchte ich, daß Sie sich ein Weilchen stillhalten.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Alles, was Sie jetzt tun, wird gegen Sie verwendet werden. Sie schaufeln sich Ihr eigenes Grab, wenn Sie keine Ruhe geben.«
    »Susan ist tot«, sagte ich, »Eddie Heath ist tot, Jennifer Deighton ist tot, in meinem Büro regiert die Korruption, und wir wissen nicht, wer neulich auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet worden ist – und da wollen Sie mir allen Ernstes vorschlagen, mich zu verkriechen! Meinen Sie, der Knoten wird sich von selbst lösen?«
    »Welch

Weitere Kostenlose Bücher