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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nicht bemerkt.
    Aufgrund der Ums tände, unter denen das Haus vor zehn Jahren zum Verkauf kam, war der Preis vergleichsweise niedrig gewesen. Die Universität hatte es als Dienstwohnung erworben und das Inventar übernommen. Robyns Eltern hatten kein Interesse an der Einrichtung; wahrscheinlich hätten sie den Anblick nicht ertragen. Professor Sam Potter, Junggeselle und Dozent für Germanistik, hatte das Haus gleich nach dem Ankauf von seinen Arbeitgebern gemietet.
    Als wir unsere Ausrüstung aus dem Kofferraum holten, ging die Hintertür auf, und ein ungepflegter, ungesund aussehender Mann begrüßte uns mürrisch. Er strich sich eine fettige dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht und kam, die Zigarette im Mund, die Stufen herunter. »Brauchen Sie Hilfe?« Er war klein und dicklich, seine Hüften waren breit wie die einer Frau.
    »Wenn Sie den Kanister da nehmen würden…« sagte Van-der.
    Potter zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und ließ sie auf den Boden fallen, machte sich jedoch nicht die Mühe, sie auszutreten. Wir folgten ihm die Treppe hinauf in eine kleine Küche mit alten, avocadogrünen Schränken und Bergen von schmutzigem Geschirr. Er führte uns durchs Eßzimmer, auf dessen Tisch ein Haufen Wäsche lag, in den Wohnraum im vorderen Teil des Hauses. Ich entledigte mich meiner Taschen und schaute mich um. Ein kalter Schauer überlief mich, als ich das Fernsehstandgerät entdeckte. Auch die Vorhänge, das braune Ledersofa – alles war noch da. Das Parkett war inzwischen verkratzt und glanzlos. Überall lagen Bücher und Papiere herum.
    »Wie Sie sehen, bin ich hausfraulich nicht besonders begabt«, sagte Potter und machte sich daran, aufzuräumen.
    »Ich werde alles vorübergehend im Eßzimmer deponieren.«
    Er brachte den ersten Schwung hinaus. »Soll sonst noch was weg?« fragte er, als er zurückkam.
    »Nein, das können Sie alles dalassen«, antwortete Wesley.
    »Sollte uns noch etwas stören, bringen wir es selbst raus – und anschließend natürlich wieder an seinen Platz.«
    Potter trug die zweite Ladung nach nebenan und fragte dann: »Und die Chemikalien, die Sie benutzen, sind wirklich ungiftig und ruinieren auch nichts?«
    »Sie sind völlig ungefährlich. Es wird ein körniger Rückstand bleiben, etwa so, wie in einer getrockneten Salzwasserpfütze«, sagte Vander.
    »Wir werden alles so sauber wie möglich hinterlassen«, versprach ich.
    Potter zog eine Zigarettenschachtel aus der Brusttasche seines zerknitterten Hemdes und kramte ein Streichholzbriefchen aus seinen ausgebleichten Jeans. Seine Hände zitterten, die Finger waren geschwollen. »Wie lange werden Sie brauchen?« erkundigte er sich. »Damit ich weiß, wann ich wieder reinkann.«
    Wesley ließ den Blick durch den Raum wandern. »Ich hoffe, daß wir in spätestens zwei Stunden fertig sind.«
    »Sollten Sie es schaffen, bevor ich zurück bin, machen Sie bitte die Tür hinter sich zu und vergewissern Sie sich, da ß sie eingeschnappt ist.« Der Professor verschwand. Das Mo t orgeräusch seines Wagens erinnerte an einen Dieselbus.
    »Was für ein Jammer!« sagte Vander. »Das Haus wäre so hübsch, aber hier sieht es nicht viel besser aus als in einem Slumquartier. Haben Sie die Uraltrühreier in der Pfanne auf dem Herd gesehen?« Er schüttelte sich. »Wie geht’s jetzt weiter?«
    »Wir rekonstruieren das Zimmer anhand der Fotos«, erwiderte Wesley.
    Ich holte das Kuvert mit den Tatortaufnahmen aus meiner Tasche. »Der Teppich muß raus«, stellte ich fest, nachdem ich die Bilder auf dem Boden ausgebreitet und mit den Räumlichkeiten verglichen hatte. »Und einige Dinge sind umgestellt worden. Der Benjamini muß da rüber«, ordnete ich an wie ein Theaterregisseur. »Und das Sofa einen Meter weiter nach hinten und ein Stückchen nach rechts.« Die beiden Herren führten meine Anordnungen gehorsam aus. »Der Baum stand etwas weiter von der linken Lehne entfernt. Noch ein bißchen näher… okay.«
    »Es ist nicht okay: Die Äste ragen ins Sofa hinein«, monierte Wesley.
    »Der Baum ist inzwischen gewachsen«, gab ich zu bedenken.
    »Und der Teppich soll raus?« Wesley ging in die Hocke.
    »Ja. Es lagen nur ein kleiner Läufer an der Eingangstür und eine Orientbrücke unter dem Couchtisch.«
    Benton machte sich daran, den Teppich zusammenzurollen, einen blau-rot-gemusterten schmuddeligen Lappen, der sich an den Kanten einrollte.
    Ich ging zum Fernseher, auf dem ein Videorecorder stand, stöpselte die Apparate aus und schob das

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