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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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verbringst du entweder in der Universität oder im Krankenhaus.«
    »Ich werde ein Semester an der Universität aussetzen«, sagte Adam.
    Jennifers Mund klappte auf. »Du kannst die Universität nicht verlassen. Ich werde einen anderen Job annehmen.«
    »Sicher«, sagte Adam. »Welche Art Job? Cocktail-Kellnerin? Sei ernsthaft, Jennifer. Ich will nicht, daß du arbeitest, während du schwanger bist.«
    »Dann werde ich eine Abtreibung durchführen lassen«, sagte Jennifer trotzig.
    Adam wirbelte herum, so daß er seiner Frau gegenüberstand. Langsam hob er seine Hand und deutete mit dem Zeigefinger auf ihre Nase. »Du wirst keine Abtreibung machen lassen. Ich will dieses Wort nicht einmal hören.«
    »Dann geh zu deinem Vater«, sagte Jennifer.
    Adam biß die Zähne aufeinander. »Wir würden zu niemandem gehen müssen, wenn du dich nicht hättest schwanger werden lassen.«
    Die Tränen, die Jennifer den ganzen Tag lang zurückgehalten hatte, liefen ihr nun die Wangen hinunter. »Man braucht zwei dazu, weißt du. Ich habe das nicht alleine gemacht«, sagte sie und brach in Schluchzen aus.
    »Du hast mir gesagt, ich brauchte mir wegen Babys keine Sorgen zu machen«, brauste Adam auf und ignorierte ihre Tränen. »Du hast gesagt, das sei deine Zuständigkeit. Das hast du wirklich prima gemacht!«
    Jennifer versuchte nicht einmal zu antworten. Schluchzend rannte sie in das Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    Einen Augenblick lang starrte Adam ihr nach. Er fühlte sich nicht wohl. Sein Mund war trocken von all dem Wein, den er getrunken hatte. Er warf einen Blick auf das Wirrwarr auf dem Tisch mit den Überbleibseln ihres Essens, die vor ihm ausgebreitet lagen. Er brauchte nicht in die Küche zu blicken. Er wußte bereits, in welchem Zustand sie sein würde. Die Wohnung war eine Katastrophe und erschien ihm in beängstigender Weise symbolisch für sein Leben.

 
     
    KAPITEL 4
     
    Dr. Lawrence Foley bog in seine lange, gewundene Auffahrt ein. Das weitläufige Steinhaus lag immer noch außer Sicht, als er einen Knopf drückte, der die Garagentür öffnete. Als er um die letzte Gruppe von Ulmen fuhr, konnte er die Türme des Gebäudes als Silhouette gegen den Nachthimmel sehen. Das neogotische Schloß in Greenwich war in den frühen Zwanzigern von einem exzentrischen Millionär gebaut worden, der dann allerdings alles in dem Börsenzusammenbruch des Jahres 1929 verloren und als Folge dessen mit einer Elefantenbüchse sein Gehirn herausgeblasen hatte.
    Laura Foley war im oberen Wohnzimmer, als sie hörte, wie der Jaguar in die Garage gefahren wurde. Ihr zu Füßen hob Ginger, ihr aprikotfarbener Pudel, den Kopf und knurrte, als ob er ein Wachhund sei. Sie legte das Buch, das sie gerade las, zur Seite und blickte auf die Uhr. Es war Viertel vor zehn, und sie war wütend. Sie hatte das Abendessen für acht Uhr vorbereitet, aber Larry hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie anzurufen, um ihr mitzuteilen, er würde später kommen. Das war das sechste Mal, daß er das bereits in diesem Monat getan hatte. Sie hatte ihm nicht nur einmal, sondern hunderte Male gesagt, er möge sie in solchen Fällen bitte anrufen. Das war alles, worum sie bat. Sie wußte, auch andere Ärzte hatten Notfälle, aber ein Telefonanruf dauerte nur eine Minute.
    Wie sie so auf der Couch saß, überlegte sich Laura, was sie tun sollte. Sie könnte bleiben, wo sie war, und Larry sich alleine in der Küche versorgen lassen, auch wenn sie das schon zuvor ohne Ergebnis versucht hatte. Bis vor kurzem war ihr Gatte sensibel für ihre Stimmungen gewesen. Aber aus irgendeinem Grunde war er generell kühl und rücksichtslos, seit er vor etwa vier Monaten von einem medizinischen Kongreß zurückgekommen war.
    Geräusche drangen über die hintere Treppe aus der Küche herauf und deuteten an, daß Larry sich bereits etwas zu essen machte. Daß er nicht einmal hochgekommen war und hallo gesagt hatte, fügte der Kränkung noch eine Beleidigung hinzu. Laura hob ihre Beine von dem Sitzkissen, zog ihre Slipper an und stand auf. Nachdem sie zu einem goldumrahmten Spiegel gegangen war, begutachtete sie ihre Erscheinung. Für sechsundfünfzig Jahre sah sie verdammt gut aus. Aber in den letzten acht Wochen hatte Larry nicht das geringste sexuelle Interesse an ihr erkennen lassen. Konnte sein neuer Ausbruch an beruflichem Enthusiasmus der Grund sein? Larry und Clark Vandermer hatten zwanzig Jahre gebraucht, ihre Praxis bis zu einem Punkt aufzubauen, daß

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