Pharmakon
kerzengerade sitzen. Sie horchte und war erleichtert, als sie ein scharfes Bellen hörte. Sie ging zur Tür und drückte ihr Ohr dagegen. Das einzige, das sie hören konnte, war Gingers Winseln. Schnell schloß sie die Türe auf, damit der Pudel zu ihr hereinkommen könnte.
Die Tür flog weit auf, verletzte dabei ihre Hand und krachte gegen die Wand. Zu Lauras Schock stand Larry im Türrahmen. Ginger sprang zu Lauras Füßen und begann, auf und ab zu springen; er wollte hochgenommen werden.
Laura schrie wieder. Larrys Gesicht war immer noch in grotesker Weise verzerrt. In seiner linken Hand hielt er ein 12-mm-Remington- Jagdgewehr.
Von absoluter Panik getrieben, wandte sich Laura um und floh in das Badezimmer, knallte die Tür hinter sich zu und verriegelte sie. Ginger war ihr gefolgt und zitterte ihr zu Füßen. Sie hob den bebenden Hund hoch, wich langsam zurück und beobachtete die Tür. Sie wußte, daß sie kein allzu bedeutendes Hindernis darstellte.
Ein entsetzliches Krachen echote in dem gekachelten Raum, als ein Teil der Tür zersplitterte und weggerissen wurde. Umherfliegende Holzteile trafen Laura ins Gesicht; der Hund ließ ein hilfloses Gekläff hören.
Das Badezimmer hatte eine weitere Tür; Laura ließ Ginger fallen und kämpfte mit dem Riegel. Sie war benommen, bekam jedoch die Tür auf und lief in das Ankleidezimmer, das wiederum in das Schlafzimmer führte. Als sie über ihre Schulter zurückblickte, konnte sie Larrys Hand sehen, wie sie durch das Loch griff, das der Schuß aus dem Jagdgewehr gerissen hatte.
Als sie durch das Schlafzimmer raste, konnte Laura einen kurzen Blick auf Larry werfen, wie er gerade in das Badezimmer verschwand. Da sie wußte, daß sie nur ein paar Augenblicke Vorsprung hatte, stürzte sie auf den Korridor und lief halb, halb fiel sie die Treppe herunter. Ginger blieb ihr auf den Fersen.
Umsonst riß sie an der Haustüre; sie war verschlossen. Der alte Mann, der das Haus gebaut hatte, war so paranoid gewesen, alle Türen mit Schlössern auszustatten, die von beiden Seiten gesichert werden konnten. Irgendwo in der Kommode in der Eingangshalle waren Schlüssel, aber Laura hatte keine Zeit, nach ihnen zu suchen. Ihre eigenen Schlüssel befanden sich in ihrer Handtasche in der Küche. Als sie hörte, wie Larry die Treppe herunterkam, lief Laura den Korridor des Erdgeschosses hinunter.
Normalerweise legte sie ihre Tasche auf den kleinen Tisch neben das Küchentelefon, aber sie war nicht da. Sie versuchte die hintere Tür, die aber - wie sie schon erwartet hatte - ebenfalls verschlossen war. Mit zunehmender Panik versuchte sie zu überlegen, was sie tun könnte. Die Tatsache, daß Larry tatsächlich das Jagdgewehr auf die Badezimmertür abgefeuert hatte, ließ ihr Herz hämmern. Ginger sprang ihr in die Arme, und sie drückte ihn gegen ihre Brust. Dann hörte sie Larrys Hacken, wie sie auf dem Marmorboden der Säulenhalle klackten.
Voller Verzweiflung öffnete Laura die Kellertüre, knipste das Licht an und zog die Türe hinter sich zu. So leise sie konnte, stieg sie die gewundene Kellertreppe hinunter. Es gab einen Weg aus dem Keller heraus, der mit einem Eichenbalken anstatt eines Schlosses gesichert war.
Sie hatten das Kellergeschoß nie genutzt, weil sie oben genug Platz hatten. Folglich war es muffig und mit allem möglichen Gerümpel von früheren Besitzern angefüllt. Es war ein Labyrinth von kleinen Räumen und nur hin und wieder mittels Glühbirnen notdürftig ausgeleuchtet. Laura stolperte über Schutt in dem Kellerkorridor und drückte Ginger an sich, während sie ihre seltsam umständliche Route zu finden versuchte. Sie war fast am Ausgang, als das Licht ausging.
Die Dunkelheit war plötzlich und absolut. Laura blieb starr mitten in der Bewegung stehen und verlor sofort die Orientierung. Das Entsetzen verzehrte sie. Verzweifelt griff sie mit der linken Hand vor sich und suchte nach einer Wand. Ihre Finger berührten ungehobeltes Holz. Vorwärts stolpernd, suchte sie ihren Weg an der Wand entlang, bis sie an eine Tür kam. Hinter sich konnte sie hören, wie Larry die Kellertreppe hinunterzusteigen begann. Der Klang seiner Schritte schien weit entfernt, als ob er sich sehr langsam und bedacht bewegte. Ein flackerndes Licht zeigte ihr an, daß er eine Taschenlampe bei sich hatte.
In dem Wissen, sie würde in der Dunkelheit nie den Ausgang finden können, erkannte Laura voller Verzweiflung, daß sie sich würde verstecken müssen. Bei dieser Anzahl von Räumen
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