Pharmakon
bedeutet nicht, in einem Warenhaus herumzustehen.« In der Hoffnung, damit die Diskussion zu beenden, ging Adam in das Wohnzimmer. Aufgrund der geringen Größe des Schlafzimmerschrankes waren seine Kleider im Flurschrank verstaut.
»Warum kannst du nicht hier bleiben und darüber diskutieren?« rief ihm Jennifer nach.
Adam kam in das Schlafzimmer zurück. »Es gibt nichts mehr zu diskutieren.«
»O doch, das gibt es«, sagte Jennifer und ließ ihrer Wut freien Lauf. »Ich habe darüber gerade so viel zu sagen wie du. Niemand stimmt dir zu, dein Studium zu unterbrechen, und der Grund ist einfach: du solltest das nicht tun. Ich bin absolut in der Lage, bis zum letzten Monat zu arbeiten, sogar bis zur letzten Woche. Warum sollten wir beide unsere Karriere unterbrechen? Da ich offensichtlich nicht weiter tanzen kann, ist es nur vernünftig, einen anderen Job anzunehmen. Daß du auf der Uni bleibst, wird auf lange Sicht für uns alle das beste sein. Davon abgesehen habe ich bereits eine Stelle, und du hast noch überhaupt keine Idee, was du tun könntest.«
»O doch, die habe ich«, brauste Adam auf. »Ich werde zu Arolen-Pharmaceuticals in New Jersey gehen. Ich habe sie heute nachmittag angerufen, und sie sind geradezu darauf erpicht, mich kennenzulernen. Ich habe bereits morgen ein Vorstellungsgespräch.«
»Warum bist du in dieser Angelegenheit so dickschädlig?« sagte Jennifer. »Du brauchst die Uni nicht zu verlassen. Ich kann arbeiten.«
»Wenn du meinen Wunsch dickschädlig nennst, dich gesund zu halten und deine Eltern davon abzuhalten, sich in unser Leben zu mischen, dann, ja, dann bin ich dickschädlig. Wie dem auch sei, das Thema ist beendet, die Diskussion ist vorbei. Ich werde das Studium unterbrechen, und du wirst nicht bei Macy arbeiten. Irgendwelche Fragen?« Adam wußte, daß er Jennifer verspottete, aber er hatte das Gefühl, sie hätte es verdient.
»Ich habe noch viele Fragen«, sagte Jennifer. »Aber ich muß erkennen, daß es sinnlos ist, sie zu stellen. Ich frage mich, ob du weißt, wie ähnlich du deinem Vater bist.«
»Halt nur den Mund über meinen Vater«, schrie Adam. »Wenn hier irgendwer meinen Vater kritisiert, dann bin ich das. Davon abgesehen, ähnele ich meinem Vater nicht im geringsten.«
Er trat die Schlafzimmertür mit einem Knall zu. Einen Augenblick lang stand er mitten im Wohnzimmer und fragte sich, was er an die Wand werfen könnte. Dann zog er sich jedoch fertig an, anstatt etwas Dummes zu tun, und trocknete sein Haar. Als er ruhiger war, entschloß er sich zu versuchen, mit Jennifer Frieden zu schließen. Er wollte gerade die Schlafzimmertür öffnen, als er sie voller Bestürzung verschlossen fand.
»Jennifer«, rief er über die Lautstärke des Fernsehers hinweg. »Ich werde ausgehen und etwas essen. Ich hätte gerne, daß du mitkommst.«
»Geh nur«, rief Jennifer. »Ich möchte eine Weile alleine sein.«
Adam hörte, daß sie weinte, und er fühlte sich schuldig.
»Jennifer, mach auf«, bettelte er. Der Fernseher spielte weiter. »Jennifer, mach sofort auf.«
Immer noch keine Antwort. Adam spürte, wie seine Wut wie eine Woge zurückkam. Er trat zurück und sah die Türe an. Eine Sekunde erschien sie ihm als Symbol für alle seine Probleme. Ohne zu denken, erhob er sein rechtes Bein und trat mit aller Kraft gegen die Türe. Das Holz um das Schloß herum gab nach, und die Tür flog auf und krachte gegen die Schlafzimmerwand. Jennifer saß in einem engen Knäuel zusammengekauert am Kopfteil des Bettes.
Adam sah, daß sie außer sich vor Angst war, und fühlte sich augenblicklich dumm. »Die Türen sind auch nicht mehr, was sie mal waren«, sagte er stockend und versuchte zu lachen. Jennifer sagte nichts. Adam zog die Tür von der Wand weg. Wo der Türknopf die Wand getroffen hatte, war jetzt ein Loch im Putz.
»Nun, das war dumm«, sagte er und versuchte, fröhlich zu klingen. »Jedenfalls, wie ich sagte, laß uns ausgehen und etwas essen.«
Jennifer schüttelte den Kopf.
Adam sah sich befangen um, peinlich berührt von seinem Wutanfall. »O.k.«, sagte er unterwürfig. »Ich bin bald zurück.«
Jennifer nickte, sagte aber nichts. Sie beobachtete, wie Adam wegging, und hörte, wie er die Tür zum Korridor schloß und verriegelte. Was ging nur mit ihnen vor sich? fragte sie sich. Adam erschien wie eine andere Person. Er war nie gewalttätig gewesen, und Gewalt entsetzte sie. Würde diese Schwangerschaft alles verändern?
KAPITEL 6
Als sie die
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