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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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eingerichtet habe. Jennifer bemerkte, daß jeder in der Julian-Klinik das Wort »Abtreibung« geflissentlich vermied. Sie hatte das Gefühl, das sei eine gute Idee. Abtreibung war ein häßliches Wort.
    Sie stiegen auf der sechsten Etage aus. Wieder erinnerte nichts an das gewöhnliche Krankenhaus. Anstelle von glänzendem Vinyl war der Boden mit Teppichen belegt. Die Wände waren in einem Blaßblau gehalten und mit attraktiven Drucken geschmückt.
    Rodney brachte sie zu einem zentralen Bereich, der sorgfältig dekoriert worden war, so daß er eben nicht wie ein Schwesternzimmer aussah. Vor dem Empfangstisch befand sich eine geschmackvoll eingerichtete Sitzecke, wo fünf Leute warteten, die gekleidet waren, wie es nach Einschätzung Jennifers der Julian-Uniform entsprach. Drei der Frauen trugen Namensschildchen, die anzeigten, sie seien Krankenschwestern. Jennifer mochte es, sie nicht in das traditionelle gestärkte Weiß gekleidet zu sehen. Sie hatte das Gefühl, Karen habe recht gehabt: die Julian-Klinik hatte an alles gedacht. Sie begann sich zu fragen, ob Dr. Vandermer Zulassungsprivilegien habe, denn sie war fest davon überzeugt, die Entbindungsstation würde die gleiche Aufmerksamkeit dem Wohlergehen der Patienten gegenüber widerspiegeln.
    »Miß Tedesco, Ihr Zimmer ist gleich hier drüben«, sagte eine der Krankenschwestern, die sich als Marlene Polaski vorgestellt hatte. Sie war eine breite, starkknochige Frau mit kurzem blonden Haar, die sich in Cheryls Zimmer umsah, als ob sie jedes einzelne Detail kontrolliere. Sie öffnete sogar die Tür zur Toilette. Zufriedengestellt klopfte sie auf das Bett und bat Cheryl, ihre Kleider auszuziehen und es sich bequem zu machen.
    Das Zimmer war wie der Korridor genau so angenehm möbliert wie in einem guten Hotel, abgesehen von dem standardisierten Krankenhausbett. Ein Fernsehgerät war in einem solchen Winkel in die Decke eingebaut, daß man sowohl vom Bett wie auch von einem bequemen Sessel aus problemlos fernsehen konnte. Die Wände waren hellgrün mit vielen eingebauten Wandschränken. Der Boden war mit einem grünen Teppich belegt.
    Nachdem sie ihren eigenen Pyjama angezogen hatte, kletterte Cheryl ins Bett.
    Marlene trat wieder in das Zimmer und schob einen Infusions-Ständer vor sich her. Sie erklärte Cheryl, sie würden nur aus Sicherheitsgründen eine Infusion vorbereiten. Sie legte geschickt eine Braunüle an Cheryls linkem Arm an und befestigte vorsichtig eine kleine Armschiene. Jennifer und Cheryl beobachteten, wie die Tropfen in die Tropf-Kammer fielen. Urplötzlich erschien der Raum nicht mehr so sehr wie ein Hotelzimmer.
    »So«, sagte Marlene, als sie den letzten Pflasterstreifen anbrachte. »Wir werden Sie in ein paar Augenblicken hinunter in den Behandlungsraum bringen.« Dann wandte sie sich zu Jennifer um und sagte: »Sie sind willkommen, wenn Sie mitkommen wollen. Das heißt natürlich, wenn Cheryl das erlaubt. Sie ist hier der Boß.«
    »Oh, ja!« sagte Cheryl schnell, und ihr Gesicht hellte sich auf. »Jennifer, du kommst mit, nicht?«
    Das Zimmer schien sich einen Augenblick zu drehen. Jennifer fühlte sich, als ob sie vorgehabt hätte zu waten, statt dessen aber am tiefen Ende des Beckens hineingeworfen worden sei. Sowohl Marlene wie Cheryl sahen sie erwartungsvoll an.
    »Einverstanden, ich komme mit«, sagte sie schließlich.
    Eine weitere Krankenschwester rauschte mit einer Spritze herein.
    »Hier haben wir eine kleine Beruhigungsspritze für Sie«, sagte sie fröhlich, während sie Cheryls Laken herunterzog.
    Jennifer wandte sich dem Fenster zu und betrachtete oberflächlich die Dächerszenerie, die sie durch die Spalten der Jalousie sehen konnte. Als sie sich wieder umwandte, war die Krankenschwester mit der Spritze verschwunden.
    »Platz bitte«, rief eine andere Stimme, als eine mit Kittel und Haube bekleidete Krankenschwester ein Rollbett in das Zimmer schob und es an die Längsseite von Cheryls Bett brachte.
    »Mein Name ist Gale Schelin«, sagte sie zu Cheryl. »Ich weiß, Sie brauchen dieses Rollbett eigentlich nicht und könnten selbst in das Behandlungszimmer gehen; unser Standardverfahren sieht aber vor, daß Sie gefahren werden.«
    Bevor Jennifer Zeit hatte, darüber nachzudenken, half sie Cheryl auf das Rollbett herüber und schob sie dann aus dem Zimmer.
    »Ganz bis ans Ende des Korridors«, dirigierte Gale.
    Draußen vor dem Behandlungszimmer übernahmen mehrere Schwestern das Rollbett. Als sich die Türen hinter Cheryl

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