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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Ich kenne die Maske, die du gerade auf dem Gesicht hast und sie bröckelt, Colin. Sie saß perfekt. Bis vor ein paar Stunden. Bis Kilian an der Vergangenheit rührte und dabei zufällig deine aufgerissen hat.“
    „Halt die Klappe!“, zischte er drohend, doch Adrian ließ sich von ihm nicht stoppen.
    „Du hast es niemandem erzählt, oder?“ Adrian sah ihn fragend an. „Du erzählst gar nichts, wenn du nicht musst. Und je mehr man dich in die Ecke drängt, desto mehr verschwindest du in ihr. Hinter der Mauer aus Gleichgültigkeit, mit der du mich hier stoppen willst.“ Adrian schüttelte den Kopf. „Es wird nur nicht funktionieren. Dazu habe ich bereits hinter zu viele Mauern gesehen, Colin. Du bist in gewisser Weise wie Dominic, aber während er direkt zeigt, dass er mit Menschen im Allgemeinen nicht viel anfangen kann, setzt du dir eine Maske auf und spielst heile Welt. Und das ziemlich gut.“
    „Na und? Ich komme damit gut durchs Leben“, erklärte er trotzig und zuckte zusammen, als Adrian abrupt die Hand hob, um sie einige Sekunden später wieder herunterzunehmen. Ein Test, erkannte Colin. Ein verdammter Test und er war durchgefallen. „Du hinterhältiges Arschloch.“
    „Menschen haben schon oft Angst vor mir gehabt“, sprach Adrian im nächsten Moment weiter und überging seine Beleidigung einfach. „Im Allgemeinen sind es aber die Verbrecher im Gerichtssaal, und nicht Menschen, von denen ich hoffe, dass sie vielleicht mal zu Freunden werden.“ Adrian sah ihn ruhig an. „Trey hatte damals Angst vor dem Spielzimmer und das konnte ich gut verstehen, weil er keine Ahnung hatte, was es damit auf sich hat. Aber du hast Angst vor mir. Vor mir, dem Menschen. Das ist... Ich finde keine Worte dafür, so sehr entsetzt es mich.“
    Wann würde dieser Anwalt endlich die Klappe halten? Colin wollte nichts mehr hören. Kein Wort mehr. Er hatte schon genug gehört und gesehen. Er brauchte keinen verdammten Therapeuten, der eigentlich Anwalt war. „Halt endlich die Schnauze, verflucht nochmal!“
    „Und wenn nicht?“, forderte Adrian ihn heraus. „Was tust du dann, Colin? Fällst du über mich her?“
    Für einen Moment lang, war er versucht, genau das zu tun. Diesem Anwalt seinen wissenden Blick aus dem Gesicht zu prügeln, damit er es nie mehr wagte, ihn herauszufordern. Mit Gewalt kannte er sich schließlich aus. Wenn man als Achtzehnjähriger in ein fremdes Land kam, einen fremden Akzent sprach und noch dazu auf Männer stand, musste man Gewalt in sein Leben lassen, um überhaupt eine Zukunft zu haben. Aber da war irgendetwas in Adrians Blick, das ihn davon abhielt. Colin runzelte die Stirn, weil er es nicht greifen konnte und trotzdem verschwand seine Wut. Mit jeder weiteren Sekunde, die er Adrian auf der Suche nach einer Erklärung ansah, wich die Panik aus ihm und schlussendlich gab er nach.
    „Wie machst du das?“
    Adrian wusste genau, worauf er gerade anspielte. „Ich weiß es nicht. Ich bin einfach nur da.“
    „Zur richtigen Zeit am richtigen Ort?“ Colin schnaubte abfällig. „Du glaubst nicht ernsthaft an diesen Quatsch, oder?“
    „Warum nicht? Wie sonst kannst du erklären, dass du in der Nacht, als Devin fast gestorben wäre, da warst?“
    „Zufall.“
    „Wo ist der Unterschied?“
    Volltreffer. Colin sah Adrian verblüfft an, denn der hatte Recht. Es gab keinen Unterschied. Jedenfalls fiel ihm keiner ein, was ihn nicht gerade freute. „Du bist...“ Colin brach ab und machte eine abfällige Handbewegung, als Adrian lächelte. „Hör' bloß auf, sonst überleg' ich es mir nochmal und hau' dir doch eine runter.“
    Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Versuch's doch.“
    Wieso hatte er gewusst, dass so ein Kommentar kommen würde? Colin musste gegen seinen Willen grinsen und zuckte anschließend mit den Schultern. „Ach, was soll's... Ich wurde nicht vergewaltigt, okay? Ich war dreiundzwanzig, neugierig und dämlich genug, mich darauf einzulassen. Aber ich war stark genug, um zu entkommen, als mir klar wurde, was diese Perversen von mir wollten.“
    „Hast du sie angezeigt?“, fragte Adrian leise und Colin nickte. „Und?“
    Meinte der Anwalt die Frage wirklich ernst? Er warf Adrian einen abfälligen Blick zu. „Die Schweine waren reich, hatten Anwälte und einen tadellosen Ruf. Ich war nur ein Mechaniker, der freiwillig mitgegangen war. Es gab keine Anzeige, keine Klage, nichts.“ Colin lachte, als Minero ihm über die Hand leckte. „Alles gut, Kleiner, es ist alles

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