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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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geworden, aber dass sie sogar ihren eigenen Enkel ablehnten, weil ihr Sohn schwul war, dafür gab es in seinen Augen keine Entschuldigung.
    Die Tür zum Keller stand offen und Colin hörte David und Kilian miteinander reden, deshalb folgte er ihren Stimmen. An dem Keller war auf den ersten Blick nichts ungewöhnlich. Große Regale an den Wänden, einige Schränke, alle möglichen Vorräte und ein Stapel Kartons standen herum, trotzdem beschlich Colin mit jedem Schritt mehr ein ganz seltsames Gefühl. Irgendwas stimmte nicht, er wusste nur nicht, was es war. Hinter einem Regal, das wohl als eine Art Raumtrenner genutzt wurde, entdeckte er eine unscheinbare schwarze Tür, die ein Stück offen stand und plötzlich wusste Colin, was ihm an diesem Keller so merkwürdig vorkam. Ihm brach der Schweiß aus.
    Hinter dieser Tür befand sich ein Spielzimmer. Adrian und David waren Spieler. BDSM, Sadomaso oder vielleicht noch Schlimmeres. Er musste Kilian sofort aus diesem Haus schaffen und das möglichst so, dass der nicht mitbekam, was los war, denn sonst würde sein Neffe Fragen stellen, was Colin auf jeden Fall vermeiden wollte. Außerdem wollte er Kilian keine Angst machen, aber hierbleiben würden sie auf gar keinen Fall.
    Er nahm all seinen Mut zusammen und zog die Tür auf, um zu David und Kilian gehen. Es war nicht nur ein Zimmer, es war ein ganzes Apartment. So etwas hatte er früher schon gesehen und das war ihm beinahe zum Verhängnis geworden. Sein Blick wanderte langsam durch das Wohnzimmer, das gleichzeitig als Essraum und Küche diente, und blieb auf David hängen, der Kilian gerade grinsend erklärte, dass sie das hier als Gästewohnung nutzten, wenn mehr Leute kamen. Gut ausgewichen, dachte Colin ironisch und setzte eine harmlose Miene auf, als ihn Davids Blick traf. Colin wusste im selben Moment wie David die Stirn runzelte, dass der etwas ahnte, und ihm war auch klar, dass es es hier drinnen nicht lange aushalten würde, ohne auszuflippen. Die dunklen Farben, die Wände und Möbel bestimmten, passten zwar wunderbar zusammen, ließen ihn vor Angst aber langsam erstarren. Es fehlte nur noch das schwarze Bett und die klirrenden Ketten, mit denen er damals beinahe...
    Colin machte auf dem Fuße kehrt und prallte im Keller frontal mit Adrian zusammen, der ihn festhielt, weil sie sonst gestürzt wären. „Lass mich los!“
    Adrian genügte ein Blick, dann rückte er von ihm ab. „Was ist passiert?“
    „Nichts.“ Eine Standartantwort, die er immer zum Besten gab, wenn er nicht reden wollte, aber dieser Anwalt würde sich damit niemals zufrieden geben. Colin schluckte die bittere Galle herunter, die in seiner Kehle hochgestiegen war. „Ich muss hier raus. Lass mich sofort hier raus, Quinlan!“
    Adrian tat es und Colin flüchtete. Aus dem Keller, aus dem Haus, bis auf die Straße, um dann, als er bemerkte, dass er weder seine Jacke trug, noch den Wagenschlüssel dabei hatte, einfach zu Fuß weiterzulaufen. Und das am frühen Morgen in der Dunkelheit, denn bis zum Sonnenaufgang war es noch mindestens eine Stunde hin, wenn nicht mehr. Gott sei Dank war Ende April, sodass er nicht Gefahr laufen würde, draußen zu erfrieren. Nach einer Weile verließ Colin die Straße und rannte auf einem Waldweg weiter, bis seine Lungen schmerzten und er gezwungen war anzuhalten, um Luft zu holen.
    Scheiße. Scheiße. Scheiße.
    Kilian war immer noch dort. Er musste zurück, sich seinen Neffen schnappen und verschwinden. Aber wie sollte er das anstellen, wenn sich ihm schon allein von der Vorstellung, dieses Haus wieder zu betreten, der Magen umdrehte. Er konnte nicht in das Haus zurück, mit diesem Zimmer im Keller, das jenem Raum so ähnlich war, dem er vor zehn Jahren in letzter Sekunde einer Vergewaltigung entkommen war. Colin begann zu würgen und übergab sich, bis nichts mehr kam, und trotzdem war ihm immer noch übel. Sein Kopf war wie leergefegt und obwohl er nichts anderes wollte, als sich in irgendeine dunkle Ecke zu verstecken, wo ihn niemand finden würde, raffte sich Colin wieder auf und machte sich auf den Rückweg.
    Er wusste nicht, wie lange er gerannt war, geschweige denn, wo er überhaupt war, und nach einer Weile, die er stur auf dem Waldweg gelaufen war, wurde Colin klar, dass er keine Ahnung hatte, wie er zurückfinden sollte, denn um ihn herum sah alles gleich aus. Bäume und Sträucher, und leider auch unzählige Abzweigungen auf andere Waldwege. Mittlerweile war der Himmel heller geworden, sodass er

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