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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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drückte ihn an sich.
    „Geht's dir gut?“, fragte Kilian flüsternd an seiner Schulter und hob den Kopf, um ihn anzusehen.
    Colin nickte leicht. „Ja. Jetzt schon. Ich...“ Er stockte kurz, gab sich dann aber einen Ruck. „Ich werde dir davon erzählen, wenn ich soweit bin, okay?“
    „Okay“, murmelte Kilian einverstanden, lächelte kurz und vergrub das Gesicht wieder an seiner Schulter, was Colin dazu brachte, ihn noch enger an sich zu ziehen. Er wusste nicht, was ihn dabei mehr erschreckte, die Tatsache, dass er diesen Kontakt überhaupt zuließ oder die plötzliche Erkenntnis, dass es ihm gefiel, Kilian nur mit einer Umarmung ein wenig Seelenfrieden zu geben.

- 6. Kapitel -

    Ihre neu gefundene Zweisamkeit hielt bis nach dem Frühstück, aber das auch nur, weil Kilian sich partout weigerte ins Bett zu gehen, bevor Isabell wach war. Dabei konnte sein Neffe mittlerweile kaum noch die Augen offenhalten. Colin ließ Kilian seinen Willen in der Hoffnung, dass der danach wenigstens tief und fest schlafen würde, damit er Adrian auf den Zahn fühlen konnte, was los war. Er hatte zwar keine Beweise, aber das untrügliche Gefühl, dass der Anwalt ihm seit seinem Telefonat draußen etwas verheimlichte. Vermutlich wegen Kilian und aus dem Grund wollte Colin seinen Neffen erst aus dem Weg haben, bevor er mit Adrian sprach.
    Die Gelegenheit ergab sich eine Stunde später, als Kilian endlich im Bett lag und David nach einem Blick auf sie beschloss, sich die kleine Isabell zu schnappen und mit ihr und Minero einen langen Spaziergang zu machen. Damit war Colin endgültig klar, dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte, aber weil er nicht gleich mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus fallen wollte, übernahm er erstmal das Aufräumen der Küche und verschwand als nächstes unter die Dusche, damit David und Adrian noch ein wenig Zeit für sich hatten.
    Dass Adrian ihn an der Flurwand lehnend erwartete, als er aus dem Badezimmer kam, damit hatte Colin allerdings nicht gerechnet. „Was ist los?“, fragte er sofort, denn Adrians Blick war ernst.
    „Wir müssen reden.“ Adrian winkte ihn mit sich. „Komm mit in mein Büro.“
    Na das fing ja gut an. Colin folgte Adrian schweigend. Er sagte auch nichts, als der in seinem Büro wortlos auf einen der beiden Stühle vor dem Schreibtisch deutete und sich dann in den wenigen Schritten, die er hinter den Schreibtisch brauchte, in den Anwalt Adrian Quinlan verwandelte. Jetzt kam es ganz dick, das wusste Colin, als Adrian ihm im nächsten Moment eine Akte reichte, die er zwar nahm, aber nicht aufschlug. Stattdessen sah er Adrian fragend an.
    „Was soll ich damit?“
    „Der Anruf vorhin kam aus Irland.“ Adrian lehnte sich zurück und deutete auf die Akte. „Das ist der vollständige Polizeibericht vom Unfall deiner Schwester. Ich hatte ihn angefordert, nachdem mir in der Akte, die ich von dir hatte, auffiel, dass sie unvollständig war.“
    Colin runzelte die Stirn. „Was meinst du damit? Soll das heißen, dass Gwen nicht bei einem Unfall gestorben ist?“
    „Doch, sie ist bei dem Unfall gestorben“, antwortete Adrian ruhig und deutete erneut auf die Akte. „Es fehlten nur ein paar Details. Lies den Bericht Colin.“
    Wegen 'ein paar Details' hätte Adrian nicht so einen Aufstand gemacht, das wusste Colin und es beunruhigte ihn. Er zögerte kurz, schlug dann aber die Akte auf, weil er wissen wollte, was los war. Die ersten paar Seiten waren so, wie er sie kannte. Die regennasse Fahrbahn und der Abhang, den Gwens Wagen hinuntergestürzt war, in dem sie gestorben war. Eingeklemmt zwischen einem Haufen Schrott, den die Feuerwehr hatte zerschneiden müssen, um an ihre Leiche zu kommen. Es waren die ihm unbekannten Absätze auf der vorletzten Seite, die Colin schließlich völlig schockierten. Allein der kalte Behördenjargon reichte aus, dass ihm beim Lesen schlecht wurde.

    'Der Junge stand unter Schock, als wir am Unfallort eintrafen. Er hielt die Hand seiner Mutter und wollte sie nicht loslassen. Gwen McDermott wies zu dem Zeitpunkt keine Lebenszeichen mehr auf. Der hinzugezogene Arzt stellte ihren Tod fest und gab ihrem Sohn ein Beruhigungsmittel. Erst dann konnten wir ihn von seiner Mutter lösen und ins Krankenhaus bringen lassen.'

    Colin sah Adrian entsetzt an. „Er war dabei?“
    „Die nächste Seite, Colin.“
    Da war noch mehr? Colin schüttelte den Kopf, woraufhin Adrian ihm die Akte abnahm und umblätterte, bevor er sie ihm zurückgab, und obwohl

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