Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
West End als Platzanweiser über Wasser halte. Der Ärmste kam mir etwas verloren vor. Am Ende ließ sich der Platzanweiser-Schrägstrich-Schauspieler, der sich das Haar mit süßlich riechender Pomade zurückgekämmt hatte, wie zufällig in meine Richtung treiben. Wir redeten eine angemessene Weile um den heißen Brei herum.
    »Guy«, sagte ich.
    »Jeffrey«, sagte er. »Was machst du?«
    »Ich mach’s jedem, der’s braucht.«
    »Ich meine, was du arbeitest.«
    »Ach ja, die Arbeit. Im Augenblick wäge ich da verschiedene Möglichkeiten ab. Meine Hoffnung ist, etwas beim Foreign Office zu bekommen. Wie alle vom Trinity habe ich Wirtschaft studiert, dann aber zu Politik gewechselt, als Politik in Mode kam. Wo hast du studiert?«
    »Gar nicht. Ich bin nach der sechsten Klasse abgegangen.«
    »Das war letztlich ein Segen, möchte ich meinen«, sagte ich. »Zu viel Wissen bläht doch nur das Hirn auf.«
    »Was fürs Vögeln sicher nicht zutrifft.«
    »Kommt drauf an, ob du Ornithologe werden willst«, sagte ich. »Bist du womöglich in irgendeiner Hinsicht Sozialist?«
    »Eher ein sentimentaler Liberaler als ein Sozialist.«
    »Das Sentimentale verstehe ich ja, aber erklär mir doch bitte, was du mit liberal meinst?«
    »Das ist ganz einfach. Ein Liberaler ist einer, der nicht gleich an die Decke geht, wenn er feststellt, dass sein engster Freund ein heimlicher Hetero ist.« Er boxte mir spielerisch gegen die Schulter, was mehr als genug Ermutigung war, mich ihm auch weiterhin zu widmen, obwohl er mir Gin auf den Aufschlag meines neuen Blazers gespritzt hatte.
    »Ich selbst habe eigentlich nichts gegen Heterosexualität«, gestand ich. »Ich bin durchaus dafür bekannt, schon mal eine Frau zu vögeln, wenn ihr Kerl hübsch genug ist.«
    »Frauen lästern über Männer, die nur mit dem Schwanz denken. Bist du auch so ein Mann?«
    »Ich habe gar keine Wahl, ich werde diesen Monat nämlich dreiundzwanzig und hab mich längst um den Verstand gevögelt.«
    Schließlich lächelte ich ein gewisses Lächeln, er bleckte zustimmend die Zähne und folgte mir zur Toilette am Ende des Flurs, wo ich das Versprechen meines Lächelns einlöste und ihm einen blies. Ich war so ungeduldig, dass ich vergaß, die Tür abzuschließen. Daher waren wir gerade in der Dusche bei der Sache, als eine der Malthusianierinnen hereinplatzte. Sie zuckte mit keiner Wimper, als sie mich auf den Fersen hocken sah, weil ich meine Hose nicht schmutzig machen wollte. Meine Finger hatte ich um den Schaft des Schwanzes in meinem Mund gelegt. (Ich gehöre zu der Fellatioschule, die eine gute Handarbeit für ebenso unerlässlich hält wie eine geschickte Zunge. Auch das Schlucken ist fester Bestandteil meiner Ethik.)
    »Du hättest klopfen können«, sagte mein Platzanweiser-Schrägstrich-Schauspieler leicht verstimmt zu der Suffragette.
    »Mea maxima culpa«,
sagte das Mädchen mit von Anthony Blunts Whisky schwerer Zunge, »aber ich muss unbedingt pinkeln.«
    Der Platzanweiser-Schrägstrich-Schauspieler knöpfte sich die Hose zu, ich tupfte meine Lippen mit einem Taschentuch trocken, und gemeinsam stiegen wir aus der Duschkabine und bauten uns vor der Malthusianerin auf, um zu beobachten, wie sie ihrem höchst menschlichen Bedürfnis nachgab.
    »Tut nicht so, als hättet ihr noch nie ein Mädchen pinkeln sehen«, rief sie, schwang den hinteren Saum ihres Rocks in die Höhe und ließ sich wie ein Fallschirm auf die Brille der Toilette sinken.
    »Wir müssen eine Streitfrage klären«, sagte ich.
    »Was für eine Frage?«, wollte sie wissen und schloss glückselig die Augen, als der Druck in ihrer Blase nachließ.
    »Ob ihr Getreuen des Malthusianismus Schlüpfer tragt.«
    »Wir sind Freidenkerinnen, und unsere Kleidung spiegelt das wider«, sagte das Mädchen.
    »Keine Schlüpfer?«, schloss der Platzanweiser-Schrägstrich-Schauspieler daraus.
    »Keine Schlüpfer«, bestätigte das Mädchen, griff sich eine Handvoll Toilettenpapier und tupfte sich damit so geschickt trocken, dass wir auch nicht den kleinsten Blick auf ihre frei denkende Möse zu erhaschen vermochten. »Und auch keine Büstenhalter«, fügte sie noch hinzu und strebte zur Tür, ohne sich die Mühe zu machen, die Spülung zu betätigen. Eine Hand schon auf der Klinke, drehte sie sich noch einmal um. »Nicht, dass es für Schwuchteln wie euch von Bedeutung wäre, aber wir Malthusianerinnen wenden eine revolutionäre Form der Empfängnisverhütung an: immer eine Ausgabe von Margaret Sangers
Was

Weitere Kostenlose Bücher