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Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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jedes Mädchen wissen sollte
fest zwischen die Knie klemmen.«
    Der Platzanweiser-Schrägstrich-Schauspieler schüttelte bewundernd den Kopf. »Na, das war ein Abgang.«
    Die berühmte Magyarin Litzi Friedmann lernte ich kennen, als Kim endlich mit ihr in der Wohnung in Cadogan auftauchte. Kleider und Frisur waren von der Motorradfahrt von Maida Vale zur Party zerzaust, die Augenlider geschwollen vom Fahrtwind und die Lippen derartig aufgesprungen, dass kein Lippenstift es überdecken konnte.
    »Du hättest sie wenigstens mit einer Fliegerbrille ausstaffieren können, alter Saftarsch«, sagte ich.
    »Das habe ich, aber die hat sie irgendwo zwischen Wien und der italienischen Grenze verloren, und ich war nicht der Meinung, dass es gelohnt hätte, zurückzufahren und die Brille zu suchen.«
    Anthony versuchte, sich in die Unterhaltung zu drängen. »Hat einer Gaspard Dughets
Das Opfer Abrahams
in der National Gallery gesehen?«
    Aber alle Augen und Ohren waren auf das Magyarenmädchen gerichtet. »Sag mal, spricht sie Englisch?«, wollte Don Maclean von Kim wissen.
    »Ich spreche es gut genug, um zu wissen, was
buggered
heißt«, schoss die kleine Friedmann zurück.
    Ihre Schlagfertigkeit verblüffte Kims Cambridger Kommilitonen. »Wie die Schauspielerin zum Bischof sagte«, rief ich, »
buggered
ist ein fabelhafter Einstieg, will man Mundartliches auf dieser an Zeptern reichen Insel erlernen.«
    Litzi fuhr sich mit den Fingern durch das pechschwarze Haar, fasste die nicht sehr langen, in den Nacken hängenden Strähnen mit einer Hand zusammen, zog ein Gummiband vom Handgelenk und schlang es geschickt um die Haare, einmal, zweimal, dreimal. Die Bewegung faszinierte mich: Sie war zugleich so einfach und elegant, dass sie keinem Mann gelungen wäre. Wäre diese Magyarin ein Junge gewesen, hätte ich mir das Haar wachsen lassen und sie um eine Privatstunde gebeten. Ich brachte zwei Gläser Gin, unverdünnt, für Kim und seine Ungarin. »Verdammt anständig von dir, eine jüdische Frau aus den Fängen des Faschismus zu retten«, sagte ich. »Ich heirate auch sofort eine, solange sie nicht von mir erwartet, die Ehe zu vollziehen.« Ich zwinkerte Jeffrey zu. »Das richtet sich nicht gegen den Vollzug im Allgemeinen, nicht wenn das Vollzugsobjekt einen ansprechenden Hintereingang hat.«
    »Ich habe keine jüdische Frau gerettet«, sagte Kim und war eindeutig verärgert. »Zufällig lieben wir uns.«
    »Das erklärt alles«, sagte ich trocken.
    »So ist es«, sagte Don Maclean und überhörte völlig meinen ironischen Unterton.
    Wie immer in jenen Tagen landete das Gespräch schnell bei Deutschlands »Führer«. »Es geht das Gerücht, dass sich Hitler in Wien bei einer jüdischen Hure die Syphilis geholt hat«, bemerkte Don Maclean.
    »Ich hoffe, das stimmt«, sagte die Friedmann.
    Blunt strich noch immer um unsere Gruppe herum. »Meiner Meinung nach hat Dughet mehr Talent als Poussin, der sein Schwager und Lehrer war.«
    »Scheiß auf Dughet und Poussin, Anthony«, sagte Bob Wright. »Kapierst du nicht, dass es hier um Wichtigeres als Froschfresser-Kunst geht?«
    An unserem gekühlten Gin nippend, machten wir die bedrohliche Tour d’Horizon, wobei
unser
Horizont sich jedoch auf den Ausschnitt, den wir aus den bleiverglasten Fenstern der Wohnung in Knightsbridge sehen konnten, beschränkte. Klar war, dass der Reichstag auf Hitlers Befehl angesteckt worden war, um einen Vorwand zu haben, die große Kommunistische Partei auszuschalten. Aber keinem von uns wollte der Name des jungen holländischen Kommunisten einfallen, der als Sündenbock hatte herhalten müssen.
    »Ich glaube, er hieß Marcus oder so«, sagte Maclean.
    »Sein Name war Marinus, nicht Marcus«, sagte die Friedmann. »Marinus van der Lubbe.«
    »Genau«, stimmte Bob ihr zu und sah Kims Ungarin mit zunehmendem Respekt an. »Marinus. Ein guter Junge.«
    »Kann man wohl sagen«, meinte die Friedmann. »Er wurde von einem Femegericht für schuldig befunden und im Gefängnishof geköpft.«
    »Der bulgarische Kommunist, der mit dem Holländer angeklagt wurde …«, sagte ich.
    Und zu Kims sichtlicher Befriedigung wusste die Friedmann auch seinen Namen. »Dimitrow. Georgi Dimitrow.«
    »Habe in der
Times
seine Rede vor Gericht gelesen«, sagte Don Maclean. »War ein verdammtes Wunder, dass die Deutschen ihn für
nicht
schuldig erklärt haben.«
    »Die Sache war«, sagte Kim, »dass die Russen zwei oder drei deutsche Flieger in ihrer Gewalt hatten, um sie gegen Dimitrow

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