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Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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B-B-Briten. Das kann niemand als seinen Coup verkaufen.«
    »Wenn Sie die Behauptung schlucken«, sagte Randy mit einem Zwinkern zu Carney, »habe ich ein Stück erstklassiges Sumpfland im County Galway für Sie.«
    Irgendwann nach Mitternacht zog ich English am Ellbogen. »Bleib nicht so schrecklich lange«, sagte ich. »Ich bin geschafft.«
    »Ich glaube nicht, dass ich heute Nacht vorbeikomme«, sagte er. »Bin selbst z-z-ziemlich fertig.«
    »Du kannst auch einfach zum Schlafen kommen.«
    Ihm gelang sein gewinnendes Lächeln, dieses Lächeln, das anfangs auch noch den eisigsten Groll in einem zum Schmelzen bringen konnte. »Ich komme auf das Angebot zurück«, sagte er.
    Das ging mir dann doch über die Hutschnur. »Dein Pech, English
«
, blaffte ich ihn an. »Das Angebot galt nur für heute Nacht.«

Kapitel 7
    Biarritz im April 1938:
Alexander Orlow, Deckname »Der Schwede«, stellt fest, dass der Engländer bewaffnet ist
    Ich hatte immer wieder gehört, dass der doch einigermaßen professionelle – was die Tricks des Gewerbes angeht – britische SIS, wie auch seine peinlich amateurhaften amerikanischen Vettern, »sichere« Häuser, Wohnungen oder Hotelzimmer für seine geheimen Treffen anmietet, während wir Russen in der Annahme, dass man, je öffentlicher der Ort ist, desto leichter in der Menge verschwinden und unerkannt bleiben kann, darauf verzichten. Es wird Sie amüsieren, zu erfahren, dass diese Entscheidung tatsächlich ganz andere Gründe hat. Meiner Erfahrung nach, die sich aus zwei Jahrzehnten Geheimdienstarbeit speist, mieten die Briten und die Amerikaner sichere Häuser an, weil ihnen das Geld in der Tasche juckt. Unser NKWD hingegen, Geisel seiner proletarischen Wurzeln, zählt die Kopeken. Ein russischer Führungsoffizier, wie ich es derzeit bin, würde seine Agenten liebend gerne unter einem Dach befragen, und wenn es nur darum ginge, sich vor dem Regen zu schützen. Zitieren Sie mich verdammt noch eins nicht, aber das Problem ist die Moskauer Zentrale. Das Problem sind die Wichser im fünften Stock der Lubjanka, die unsere Abrechnungen durchforsten wie Schimpansen, die im Fell ihrer Nachkommenschaft nach Läusen jagen. Diese Finanzkommissare verweigern die Erlaubnis, sichere Häuser, Wohnungen oder Hotelzimmer anzumieten, solange wir unsere Agenten genauso gut, wie sie sagen, im Freien treffen können. In Parks, Cafés, an Bushaltestellen, auf Bahnsteigen oder wo auch immer. Das eine Mal, als ich in Paris ein Hotelzimmer angemietet hatte, um den Bericht der Sekretärin des Kabinettchefs des französischen Premierministers Daladier entgegenzunehmen (sie hatte es rundweg abgelehnt, mich im Gare de Lyon zu treffen), musste der Decodierbeamte der sowjetischen Botschaft morgens um zwei aus dem Bett geholt werden, um ein in einem ätzenden Ton verfasstes Telegramm an mich zu dechiffrieren, auf dem »Dringlichkeitsstufe: sofort!« stand, was bedeutete, dass es ohne Verzögerung zu bearbeiten war. Der Dreckskerl von einem Decodierbeamten klebte die Streifen in sein spiralgebundenes Nachrichtenbuch und gab es mir mit einem hämischen Grienen. »Zu Händen von Alexander Orlow«, begann die Nachricht. »Die 5000 französischen Francs, die Sie im letzten Monat für ein Zimmer im Hôtel Meurice aus dem Fenster geworfen haben, werden zusammen mit den 100 Francs Trinkgeld für den Portier von Ihrem Lohn abgezogen. Befolgen Sie die Vorschriften der Zentrale bitte buchstabengetreu. Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit auf Regel 7 der Grundanweisungen für Agenten lenken, Absatz Kh: Treffen mit verdeckten Agenten sind an öffentlichen Orten abzuhalten.«
    Kopekenfuchser-Ärsche!
    Das alles zusammen erklärt, was ich auf der Terrasse des schmierigen Arbeiter-Cafés vor dem Bahnhof des französischen Urlaubsortes Biarritz machte, den Strohhut tief in die Stirn gezogen, der meine Augen vor der Mittagssonne schützte, ein Glas billigen Anisette vor mir und eine Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift
Newsweek
(mit meinem eigenen Geld in einem Schreibwarenladen in Bordeaux gekauft) in Händen, als läse ich darin. Zwischen den Seiten waren die neuen Codes und das Geld versteckt. Der Engländer war wie gewohnt wahnsinnig pünktlich. Die Glocke im Kirchturm auf der anderen Seite des Platzes schlug zwölf, als er sich auf den Stuhl mir gegenüber setzte. Er trug eine abgewetzte Cordhose, eine kakifarbene Wüstenjacke und einen fadenscheinigen Seidenschal, den er sich locker um den Hals gebunden hatte. Ein

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