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Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)
Autoren: Robert Littell
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Ihnen an Bord komme?«
    »Ich vermute, dass Sie zu Ihrem Freund Mr Burgess stoßen, der gerade erst vom Foreign Office zu uns gekommen ist. Er arbeitet in Abteilung D. Dort geht es um Zerstörung. Er wird Sie unter seine Fittiche nehmen und Ihnen zeigen, wo das Klo ist und wo es Schreibpapier und Farbbänder gibt. Sie treten zusammen mit ihm General Grands Mannschaft bei; die haben ein paar ziemliche Kaliber rekrutiert, zum Beispiel Mr Hugh Trevor-Roper, Mr Malcolm Muggeridge und Mr Graham Greene. Gemeinsam werden Sie sich die Köpfe darüber zerbrechen, wie wir die deutschen Eisenbahnverbindungen sabotieren können. Wir suchen nach Schwachstellen im deutschen Nachschubsystem, die sich aus der Luft oder am Boden von Partisanen angreifen lassen. Brücken, zentrale Knotenpunkte, Verschiebebahnhöfe. Solche Dinge. Gleichzeitig werden Sie die Tricks des Gewerbes lernen, einfache Codes, Geheimschriften …«
    »Die Kunst, in einer Menge unterzutauchen, auch wenn es keine gibt.«
    »Ich bin beeindruckt, Mr Philby. Ich sehe, Sie sind ein Naturtalent. Nach einer Weile, wenn Sie das Handwerk erlernt haben, werden Sie mit Ihrem Wissen über die Iberische Halbinsel sich bestens in unsere Gegenaufklärung einfügen, da habe ich keinen Zweifel.«
    Ich sah einen Kellner in der Tür auftauchen und bedeutete ihm mit einem Zeichen, den Tee mit auf unsere laufende Rechnung zu setzen. Philby rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Darf ich Ihnen eine letzte Frage stellen, Miss Maxse?«
    »Aber bitte.«
    »Gibt es ein Handbuch, das ich lesen könnte? Eins, das beschreibt, wie man ein Spion des Secret Intelligence Service wird?«
    »Mein Junge, besorgen Sie sich ein Exemplar von Somerset Maughams
Ein Abstecher nach Paris.
Darin steht alles, was Sie wissen müssen – und noch mehr.«

Kapitel 12
    London im Dezember 1940:
Mr Burgess nennt die Dinge in einer internen Notiz beim Namen
    Kim, du alter Sack,
    es ist großartig, zum Secret Intelligence Service Seiner Majestät zu gehören. Es dauert nicht lange, bis die auf Schwänze stehenden Lustknaben herausfinden, dass du ein geheimes Leben führst. Wenn sie fragen, was ich mit Kriegsarbeit meine, lächle ich wissend. Bei Jungs, die die Sicherheitsüberprüfung bestanden haben, bin ich ein klitzekleines bisschen entgegenkommender. Dann murmele ich was vom Caxton House, und wenn sie einen Schimmer haben, was das sein könnte, erwähne ich auch schon mal die Abteilung D, auch wenn ich nie sage, was wir dort machen. Schließlich habe ich Verschwiegenheit gelobt. Kann’s kaum glauben, dass du es geschafft hast, ein ernstes Gesicht zu machen, als sie dein Ausweisfoto geschossen haben. Ich hatte Schwierigkeiten, ein Grinsen zu unterdrücken, und zweien oder dreien meiner besten Freunde ist sofort das Funkeln in meinen Augen aufgefallen. Himmel, es ist berauschend, nicht darüber sprechen zu dürfen, womit man seinen Lebensunterhalt verdient! Um die Dinge beim Namen zu nennen: Zu spionieren ist ein verdammtes Aphrodisiakum. (Was wir lieber nicht zu laut sagen, sonst wird Miss Maxse noch von Bewerbern überrannt.) Und nebenbei helfen wir auch noch, diesen Krieg zu gewinnen, du und ich, Kim. Als ich einen der Dechiffrierbeamten in Blenchley Park gefickt und ihm das Datum der deutschen Invasion Sowjetrusslands entlockt habe, hatte ich das Gefühl, wirklich einen Beitrag zu leisten, so wie du mit deiner Fahrt nach Wien.
    Wirst du unserem gemeinsamen Freund auf der Parkbank sagen, dass ich es war, der den Codeknacker geknackt hat, wenn du es weitergibst?
    Hör zu, Kim, vergiss nicht, diese Nachricht zu verbrennen, sobald du sie gelesen hast.
    Guy

Kapitel 13
    London im Januar 1941:
Der sowjetische Resident Gorski beweist, dass er ein echter Spion ist
    Meine Genossen in der Residentur konnten sich an keinen kälteren Winter erinnern. Einige machten Witze und meinten, sie seien nach Sibirien versetzt worden und nicht in den Westen, nach Großbritannien. Die Eiseskälte, die London fest im Griff hielt, hatte den Badeteich für Männer auf der Highgate-Seite von Hampstead Heath zufrieren lassen, und so verbrachten die Leute die Sonntagnachmittage mit Eislaufen. Junge Männer in Sportanzügen hielten ihre Freundinnen, Mädchen in wollenen Strumpfhosen und flatternden schenkellangen Röcken, bei den Händen und drehten mit ihnen auf dem Eis ihre Runden. »Fahren die Russen auch Schlittschuh?«, wollte Sonny wissen. Er saß auf der harten, von Fingerhirse überwucherten Erde, den Rücken an eine
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